Ratgeber

Spritspartraining Was wirklich hilft

Die Theorie sitzt: Um möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen wird im Auto rechtzeitig hochgeschaltet, vorausschauendes Fahren ist ebenfalls hilfreich, um häufiges Bremsen und kraftstofffressendes Beschleunigen zu verhindern. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird das Auto im Rahmen eines sogenannten Eco-Trainings über die Straßen der Großstadt bewegt. Bleibt die Frage, warum Fahrtrainer Sascha Schmidt von der Firma Eco Consult in Plankstadt (Baden-Württemberg) Auskünfte des Teilnehmers über derlei Vorkenntnisse nur mit einem wissenden Lächeln quittiert.

Nach Abschluss der ersten Testfahrt stehen die Werte fest: Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer 8,3 Liter, Durchschnittsgeschwindigkeit 42 Stundenkilometer (km/h). Schmidt wirkt mit Blick auf die Zahlen zufrieden. Nicht, weil sie wirklich gut und lobenswert sind - vielmehr bieten sie nach seiner Meinung noch reichlich Raum für Verbesserungen. Es wird sich zeigen, dass er Recht hat.

Die Grundphilosophien der heute angebotenen und durchaus unterschiedlichen Spritspar-Trainings sind laut Werner Sauerhöfer vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn im Grunde ähnlich. Es wird die nötige Theorie vermittelt. "Aber man muss dieses Wissen auch "erfahren", es also in der Praxis üben."

Schwierigkeiten bei der Umsetzung

Viele Tipps erscheinen in der Theorie durchaus klar - Überraschungen kann es jedoch geben, wenn sie in der Praxis richtig umgesetzt werden sollen. Einer der wichtigsten Standardtipps: "Wer früh schaltet, spart Energie", sagt Jochen May, Sprecher des TÜV Nord in Hannover. Allerdings unterscheiden sich die Ansichten, wann ein Schaltzeitpunkt wirklich früh ist. Wer gerne sportlich fährt und den Motor mit hohen Drehzahlen bewegt, wird vermutlich schon einen Schaltzeitpunkt bei 3000 Motorumdrehungen als früh empfinden.

Die Erläuterungen von Trainer Schmidt dürften jedoch auch manchen geübten Sprit-Spar-Theoretiker überraschen: "Der erste Gang wird nur zum Anrollen auf etwa einer Wagenlänge genutzt." Den Grund dafür nennt er gleich mit: Ein Durchschnittsauto verbraucht bei etwa 10 km/h im ersten Gang minimal 16 Liter auf 100 Kilometer. Es ist also ratsam, diesen Gang möglichst schnell hinter sich zu lassen, wie auch die anderen niedrigen Gänge.

Apropos schnell: Der Profi rät nicht zum langsamen Beschleunigen mit sanftem Gasfuß. "Im zweiten Gang wird mit Vollgas bis etwa Tempo 30 beschleunigt." Weiter geht es im dritten Gang mit Vollgas bis Tempo 40, dann im vierten Gang bis Tempo 50 - und dann wird das Tempo im fünften oder sechsten Gang mit wenig Gas gehalten. Grund für die frühe Vollgasbeschleunigung ist, dass man versucht, schnell auch die kraftstoffkostende Beschleunigungsphase zu verlassen, das gewählte Tempo zu erreichen und dann möglichst lange die niedrigen Drehzahlen im hohen Gang auszunutzen. Je nach Fahrzeug können beim Beschleunigen auch Gänge übersprungen werden. "Schon durch diese Volllast-Beschleunigung spart man im Endeffekt bis zu 15 Prozent Kraftstoff", sagt Schmidt.

Vorausschauendes Fahren

Ähnlich wichtig ist der viel benutzte Begriff des vorausschauenden Fahrens. "Wer gleichmäßig und vorausschauend fährt, spart Kraftstoff und schont das Fahrzeug", sagt Jochen May. "Anfahren und Beschleunigen verbrauchen mehr Kraftstoff als eine Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit." Zu einer solchen Fahrweise zählt zum einen ein ausreichender Pufferabstand zum Vordermann, um zum Beispiel bei dessen Bremsmanövern nicht ebenfalls bremsen zu müssen, sondern auf die Situation mit dem Anheben des Gasfußes reagieren zu können. Vorausschauendes Fahren bedeutet aber auch, sich auf kommende Kurven oder eventuelle Abbiegemanöver einzustellen - und zwar so, dass nicht vorher kräftig gebremst, sondern der "Schwung" mitgenommen wird, um danach nicht wieder stark beschleunigen zu müssen.

In diesem Fall - wie auch beim Heranfahren an eine rote Ampel - kommt noch ein weiterer wichtiger Sparfaktor ins Spiel: Die Motorbremse und damit die Schubabschaltung. Denn anders als bei den einstigen Vergasermotoren geht der Verbrauch auf Null zurück, wenn der Wagen mit eingelegtem Gang ohne Berührung des Gaspedals ausrollt. Wird dagegen der Gang herausgenommen und der Wagen abgebremst, arbeitet der Motor im Leerlauf und verbraucht Kraftstoff. "Wenn man von derartigen modernen Motoren spricht, dann sind Fahrzeuge ab der Zeit mitte der 80er oder Anfang der 90er Jahre gemeint, bei denen die elektronische Einspritzung den Vergaser ersetzt", so Sascha Schmidt.

Ausschalten an der Ampel

Zu den zahlreichen weiteren Faktoren, die den Verbrauch senken, zählt auch das Abschalten des Motors an der Ampel bei Standzeiten ab 10 oder 20 Sekunden. Da sich viele Autofahrer damit jedoch nicht anfreunden können, überlassen viele Trainer diese Entscheidung dem Fahrer. Denn auch ohne dieses Extra lässt sich bei Berücksichtigung der Theorie und vor allem entsprechender Übung einiges sparen.

Eine zweite Fahrt nach der Einweisung durch den Trainer zeigt dies deutlich: Der Wagen rollt im hohen Gang nahezu lautlos durch die Stadt, die Fahrt wirkt dadurch eigenartig langsam - im Endeffekt jedoch bleibt die Durchschnittsgeschwindigkeit unverändert bei 42 km/h, der Verbrauch dagegen sinkt von 8,3 auf 7,0 Liter. Allerdings ist auch danach noch einige Wochen lang ein aufmerksamer und selbstkritischer Fahrstil wichtig, um die neue Art des sparsamen Fahrens zu verinnerlichen.

Quelle: ntv.de

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