Zwölf Fahrradschlösser im Test Wo Diebe verzweifeln
05.02.2013, 11:13 UhrGelegenheit macht Diebe: Wer sein Rad mit einem dünnen Spiralschloss aus dem Baumarkt sichert, ist selbst schuld, wenn es geklaut wird. Doch auch vermeintlich massive Schlösser halten nicht immer, was sie versprechen. Viele halten aber selbst dem Bolzenschneider stand.
Ein geknacktes Schloss kostet Fahrradbesitzer meist ein paar hundert Euro. Die Firma Kryptonite kostete es ein paar Millionen. Im Jahr 2004 gab es in einem Internetforum einen ersten Bericht darüber, dass sich das teure Kryptonite-Bügelschloss mit einem Kugelschreiber öffnen ließe. Zahlreiche Videos folgten. Kryptonite musste an die 100.000 Bügelschlösser zurückrufen, das Image blieb jahrelang angekratzt. Inzwischen baut Kryptonite wieder richtig sichere Schlösser. Das zeigt auch der jüngste Fahrradschloss-Test der Zeitschrift "Öko-Test". Das Kryptonite Evolution Series 4 schneidet dort insgesamt "gut" ab, die Sicherheitsprüfung überstand es mit Bravour.
Zwölf Fahrradschlösser hat "Öko-Test" ins Prüflabor geschickt, fast alle in der Preisklasse ab 50 Euro. An fünf von ihnen würden auch gut gerüstete Fahrraddiebe verzweifeln: Die Schlösser ließen sich innerhalb von fünf Minuten weder mit der Bohrmaschine öffnen noch mit Säge oder Bolzenschneider. Als sicher erwiesen sich die drei getesteten Bügelschlösser: neben dem Kryptonite auch das "Strong Man" von Knog und das günstigste Schloss im Test, das Modell von Pro Fex für 25 Euro. Mit dem Abus Ivy und dem Trelock BC 515/85 konnten auch zwei Kettenschlösser überzeugen.
Kältespray bleibt wirkungslos
Manchmal nutzen Fahrraddiebe auch Kältespray aus dem Baumarkt. Auf minus 20 Grad gefrostet, springen manche Fahrradschlösser auf, wenn sie mit dem Hammer bearbeitet werden. Bei den Testkandidaten klappte das aber nicht. Der Schwachpunkt vieler Schlösser zeigt sich jedoch beim Versuch, sie mit einer zwischen Fahrrad und Schloss geschobenen Stange aufzuknacken: Sieben Produkte hielten erhöhten Anforderungen nicht stand. Hier versagten nicht nur die praktischen Faltschlösser, sondern auch die meisten Kettenschlösser im Test.
Letztere wirken zwar auf den ersten Blick sehr stabil, allerdings nutzt auch dicker Stahl nichts, wenn er zu weich ist. Das zeigt etwa das Hiplock, das wie ein Gürtel um die Hüfte getragen werden kann. Zwar ließ sich das massive Kettenschloss nicht aufsägen, dem Bolzenschneider hielt es aber nicht lange stand. Beim Stahlkabelschloss Abus Cetero kamen die Prüfer auch mit der Säge durch.
Weniger brachial gehen sogenannte Lockpicker vor, die versuchen, den Schließmechanismus mit filigranen Werkzeugen auszuhebeln. Beim Kryptonite hat das damals mit einer Kugelschreiberhülse geklappt. Doch inzwischen werden in hochwertigen Produkten meistens Drehscheibenschlösser verbaut, die für Lockpicker eine echte Herausforderung sind. Im Test ließ sich keines der Schlösser innerhalb von fünf Minuten öffnen.
Nicht alle sind wetterfest
Wer bei Wind und Wetter unterwegs ist oder das Rad immer draußen abstellt, sollte nicht nur auf die Sicherheit achten, sondern auch auf die Verschleißanfälligkeit. Um den Witterungseinfluss zu simulieren, setzte "Öko-Test" die zwölf Schlösser im Test für 96 Stunden einem Salzsprühnebel aus. Die meisten überstanden das weitgehend unbeschadet, doch zwei Kettenschlösser waren danach nicht mehr richtig zu gebrauchen, weil sie nicht mehr zu öffnen waren. Beim Trelock ließ sich der Schlüssel nicht mehr vollständig in den Zylinder einführen.
Nun wäre Öko-Test nicht "Öko"-Test, wenn nicht auch die Schadstoffbelastung untersucht worden wäre: In den Kunststoffanteilen einiger Schlösser fand das Labor Phthalat-Weichmacher, die als fortpflanzungsgefährdend gelten. Auffällig waren etwa die Bügelschlösser von Kryptonite und Pro Fex.
Quelle: ntv.de, ino