Niedersachsen & Bremen Wie Künstliche Intelligenz die Schule verändert
12.09.2025, 05:03 Uhr
Die digitalen Helfer wissen unglaublich viel und arbeiten in einer rasenden Geschwindigkeit. KI-Chatbots könnten den Schulalltag gehörig durcheinander wirbeln.
Hannover/Bremen (dpa/lni) - Künstliche Intelligenz beeinflusst das Leben von Kindern, Jugendlichen und vielen Erwachsenen. Sie verändert die Art des Lernens - in und außerhalb der Schule. Ein Überblick über den Stand in Niedersachsen und Bremen:
Welche Rolle spielt KI an den Schulen?
Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz wächst. Sie prägt die Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern entscheidend, wie ein Sprecher des Kultusministeriums in Hannover schreibt. "Ein kompetenter, kritischer und selbstbewusster Umgang mit KI sollte deshalb ein wichtiges Element von schulischen Bildungsprozessen sein." In Bremen ist Künstliche Intelligenz nach Angaben der Bildungsbehörde Bestandteil des Unterrichts.
In welcher Form wird KI genutzt?
Chatbots, die rasend schnell auf Fragen Antworten geben und Texte erstellen können, sind an verschiedenen Stellen hilfreich. Dem niedersächsischen Kultusministerium zufolge helfen sie Lehrkräften etwa beim Formulieren von Elternbriefen und bei der Planung von Unterrichtseinheiten. Mit wenig Aufwand können Lehrerinnen und Lehrer damit passgenaue Unterrichtsinhalte vorbereiten. Für Kinder und Jugendliche sind Chatbots hilfreich, um sich etwas erklären zu lassen und Gelerntes mit KI-generierten Übungsaufgaben zu wiederholen. Der Philologenverband verweist zudem darauf, dass KI interessante Ansätze für Diskussionen in Lerngruppen liefert.
Um KI sicher und datenschutzkonform an den Schulen zu nutzen, wurde der KI-Chatbot Telli entwickelt. Bremen ist nach Angaben des Bildungsressorts das erste Bundesland, das ihn flächendeckend eingeführt hat. Telli steht demnach allen öffentlichen Schulen zur Verfügung und kann von Schülerinnen, Schülern sowie Lehrkräften genutzt werden. Niedersachsen will das Computerprogramm, das in natürlicher Sprache auf Fragen antwortet und speziell für den Einsatz im Unterricht entwickelt wurde, zeitnah einführen.
Welche Chancen gibt es?
KI-Anwendungen unterstützen Nutzerinnen und Nutzer individuell - darin sehen die Bildungsbehörden und der Philologenverband einen großen Vorteil. Sie verweisen darauf, dass KI den Lernstand analysieren und passgenaue Aufgaben oder Materialien bereitstellen kann. Damit können Lernende personalisierte Rückmeldungen bekommen und im eigenen Tempo arbeiten. Für Lehrkräfte gibt es Vorteile etwa beim Korrigieren von Tests oder der Erstellung von Übungsmaterial.
Für Menschen mit Beeinträchtigungen oder sprachlichen Hürden kann Künstliche Intelligenz auch eine große Hilfe sein. Sie kann übersetzen und in einer leicht verständlichen Sprache sprechen oder schreiben. "Insgesamt trägt KI damit zu einer inklusiveren, effizienteren und individuelleren Bildung bei", schreibt das Bremer Bildungsressort. Künstliche Intelligenz könne zudem Prozesse in der Verwaltung beschleunigen und die Kommunikation zwischen Institutionen, Lehrkräften, Lernenden und Eltern vereinfachen.
Welche Herausforderungen gibt es?
Wenn Schülerinnen und Schüler Aufgaben mit KI erstellen, ohne das Thema grundsätzlich zu verstehen, lernen sie zu dem Thema nicht viel. "Die Herausforderung liegt darin, KI so zu nutzen, dass sie das Lernen unterstützt und nicht ersetzt", schreibt das Bremer Bildungsressort. KI soll demnach Denkprozesse anstoßen, gezielt fördern und das Lernen bereichern. Um das zu erreichen, müssen alle Beteiligten in der Lage sein, die Anwendungen sinnvoll und effektiv zu nutzen. Dazu gehöre auch, die Antworten der KI kritisch zu prüfen und einzuordnen, so das Kultusministerium. Der Philologenverband sieht als zentrale Fragen, wie die kritische Auseinandersetzung mit KI-Material gelingen kann und wie die Richtigkeit zu prüfen ist.
Für einen guten Umgang mit Künstlicher Intelligenz brauchen die Beteiligten dem Bremer Bildungsressort zufolge nicht nur technische Fähigkeiten. Nutzerinnen und Nutzer müssten auch ethische, soziale und politische Aspekte des Einsatzes von KI reflektieren. Lehrkräfte sollten demnach so geschult sein, dass sie den KI-Einsatz kritisch begleiten können.
Verändert KI den Schulalltag?
Ja, KI verändert den Unterricht. Die neuen Möglichkeiten stellen auch traditionelle Aufgaben- und Prüfungsformate in Frage. Es ist zu erwarten, dass der Anteil von mündlichen Prüfungen steigt. Bei Klausuren in der Schule müssten Lehrkräfte sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche keine textgenerierenden KI-Systeme verwenden, schreibt das Kultusministerium. Aus Sicht des Philologenverbandes sind standardisierte Verfahren nötig, um die Eigenleistungen von Schülerinnen und Schülern zu ermitteln. "Wir werden einen erheblichen Umbau von Unterricht und Bewertung erleben", schreibt der Verband.
Quelle: dpa