Kaiserliche Schäden Bad Homburger Schloss schließt
14.02.2011, 14:43 UhrBröckelnder Putz, Risse in den Wänden - der Königsflügel im Bad Homburger Schloss ist nicht mehr sicher. Der 300 Jahre alten Sommerresidenz preußischer Könige und deutscher Kaiser haben frühere Sanierungen offenbar mehr geschadet als genutzt.

Das Schloss gilt als eine der schönsten Barockanlagen Deutschlands.
(Foto: dpa)
Im Bad Homburger Schloss bröckelt der Putz. Wegen gravierender statischer Probleme wird der sogenannte Königsflügel mit der Wohnung der letzten deutschen Kaiserfamilie von der kommenden Woche an für zwei Jahre geschlossen. "Die Schäden sind weit schlimmer als bisher angenommen", sagte Hessens Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) am Montag bei einem Ortstermin im Schloss.
Es sei nicht auszuschließen, dass Besucher und die Mitarbeiter der Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten gefährdet würden. Für die statische Sicherung stehen zwei Millionen Euro bereit.
Bröckelnder Putz im Königsflügel

Ende des 17. Jahrhunderts ließ es Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg auf den Mauern einer mittelalterlichen Burg errichten.
(Foto: dpa)
Das rund 300 Jahre alte Gebäude war bis 1918 Sommerresidenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser, es beherbergt die einzige original erhaltene Wohnung der kaiserlichen Familie in Deutschland. Rund 30.000 Besucher lassen sich jedes Jahr durch die Räume führen.´
Gutachter hatten Wände und Decken unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Risse in den vergangenen Monaten immer größer wurden. Es sei nicht auszuschließen, dass große Putzstücke herunterfallen, sagte Karl Weber, Direktor der Schlösserverwaltung.
Im großen Speisezimmer schwingt die Decke. Der historische Putz rieselt auf die lange, eingedeckte Tafel herunter. Ein paar Räume weiter, im Ankleidezimmer des Kaisers, klafft ein Zentimeter breiter Spalt in der Wand, die Tapete ist gerissen.
Baumängel unter Kaiser Wilhelm II.

Von der Burg aus dem 14. Jahrhundert ließ Friedrich nur den "Weißen Turm" übrig. Er ist mit 48 Meter Höhe auch heute noch weithin sichtbar und gilt als Wahrzeichen der Kurstadt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ob die zahlreichen Umbauten in den vergangenen 300 Jahren die Statik beschädigt haben oder natürliche Bewegungen schuld sind, ist unklar. Das Gebäude steht auf Schiefer und hebt und senkt sich ständig.
Auf jeden Fall seien früher Fehler gemacht worden, sagte Weber: so habe Kaiser Wilhelm II. vor 100 Jahren Metallträger in die Wände einziehen lassen und nicht beachtet, dass sich Holz und Metall nicht vertragen. Bei anderen Umbauten seien Wände versetzt oder Steinsäulen errichtet worden, die nun gegen die Decke drücken.
Weber und seine 24 Mitarbeiter, die ihre Büros über der Kaiserwohnung haben, sitzen mittlerweile zwischen gepackten Umzugskisten. Sie arbeiten künftig in anderen Räumen des Schlosses.
Quelle: ntv.de, Sabine Ränsch, dpa