Lausitzer Seenland Fahrten mit runden Booten
05.01.2009, 14:59 UhrRunde Boote mit Grilltisch und Sonnenschirm im Lausitzer Seenland: Was wie eine Fata Morgana klingt, werde noch in diesem Jahr Realität, versichert Silvia Siermann.
Die 42-jährige Wirtschaftsberaterin aus dem sächsischen Hoyerswerda will dann die ersten vier Kunststoffboote im Geierswalder See an der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen zu Wasser lassen. Mit ihrer neuen Firma Grill & Chill räumte Siermann im Dezember in Cottbus den mit 5000 Euro dotierten 1. Preis im Lausitzer Existenzgründerwettbewerb (Lex) ab.
Innovativste Tourismusidee
Siermann setzte sich mit ihrer Geschäftsidee unter 103 Teilnehmern aus Brandenburg und Sachsen durch. Initiator und Hauptsponsor ist der Energiekonzern Vattenfall Europe. "Die Jury hat 60 Businesspläne geprüft und vier Preise vergeben", berichtet die Leiterin des Lex-Wettbewerbsbüros, Andrea Rudolph, in Senftenberg. "Nach Einschätzung der Jury ist das Boot-Projekt von Silvia Siermann ein innovatives Vorhaben, das den Tourismus im Lausitzer Seenland voranbringen kann."
Das sieht die selbstbewusste Unternehmensgründerin genauso, denn das Potenzial für touristische Angebote in der Region schätzt sie als sehr groß ein. "Meine drei Kinder sind jetzt groß, und ich will mir mit der Bootsverleihfirma ein zweites Standbein aufbauen." Als Mitglied in einem Wassersportverein ist sie eng mit dem Lausitzer Seenland verbunden. Dieses "Neuseeland" entsteht auf 14.000 Hektar durch die Flutung ehemaliger Braunkohlegruben. Schon jetzt zieht die Region, die als größte Landschaftsbaustelle Europas gilt, jährlich tausende Touristen an.
Alternative zum Roten Meer
Etwa die Hälfte der Gewässerfläche soll durch schiffbare Kanäle verbunden werden, so dass Siermanns Boote auf Expansionskurs gehen könnten. Tourismusvereine bieten dort - unterstützt von der Internationalen Bauausstellung (IBA) - Floßfahrten, Jet-Ski, Surfen oder Segeln an. Und im Gräbendorfer See (Oberspreewald-Lausitz) mausert sich eine private Tauchschule - für manche eine Alternative zum Roten Meer.
Mit ihrer Idee von den Fahrten mit runden Booten aus Hartplaste will Siermann in eine Marktlücke stoßen. "Die Boote haben wir auf einer Messe in Leipzig gesehen und wollen zunächst vier Exemplare kaufen", erzählt sie. Die schwimmenden Inseln haben einen Durchmesser von 3,50 Meter und bieten zehn Personen Platz. Angetrieben von einem Zwei-PS-Elektromotor erreichen die Boote eine Geschwindigkeit von fünf Kilometer pro Stunde. Ein Bootsführerschein ist dafür nicht nötig.
"Chill und Grill"
"In vier Booten kann eine komplette Busgesellschaft über den See schippern", hat Siermann ausgerechnet. "Die Gäste können dort je nach Wunsch grillen, eine Kaffeefahrt unternehmen, Kindergeburtstag feiern oder eine Käse-Rotwein-Tour veranstalten." Das englische "Chill" im Firmennamen steht schließlich für totale Entspannung. Selbst der Umbau zu einer Badeinsel sei möglich. Solche Boote sind beispielsweise auch schon auf Berliner Gewässern im Einsatz.
In dem Konzept für die Lausitz sind Bootsstationen am Ufer vorgesehen: zuerst am Geierswalder See, später am Senftenberger und Partwitzer See. Dafür will Siermann Grundstücke pachten, die teilweise noch dem Bergbausanierungsträger LMBV gehören. "Doch die Gespräche darüber sind kompliziert und langwierig", seufzt sie.
Immerhin - eine mündliche Zusage der Sächsischen Aufbaubank für Fördermittel hat Siermann bereits in der Tasche. Die andere Hälfte der Investitionssumme soll über einen Kredit finanziert werden; auch eigenes Geld werde eingesetzt. Sehnsüchtig wartet Siermann auf den Frühling, um die ersten Touristen in den Rundbooten auf eine kulinarische See-Tour schicken zu können.
Quelle: ntv.de