Reise

Lieber Gürtel enger schnallen Für Urlaubsreisen wird gespart

Jeden Cent für die Urlaubsreise beiseitelegen - das ist es den Deutschen wert.

Jeden Cent für die Urlaubsreise beiseitelegen - das ist es den Deutschen wert.

"Urlaub bleibt die populärste Zeit des Glücks", sagt Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen. Doch Reisen in ferne Regionen kann sich längst nicht jeder leisten. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auch bei der Urlaubsplanung weiter auseinander.

Balkonien fällt dieses Jahr aus: Für eine Urlaubsreise in diesem Jahr sparen die Bundesbürger nach einer Tourismusanalyse möglichst jeden Cent. Sie würden lieber im Alltag den Gürtel etwas enger schnallen, als die "besten Wochen des Jahres" zu Hause zu verbringen, teilte die Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg mit.

Doch das klappt nicht bei allen: Jeder Zweite, der 2011 daheimblieb, gab dafür finanzielle Gründe an. Vor fünf Jahren seien dies erst 41 Prozent gewesen. Die Stiftung befragte im Januar 4000 Menschen im Alter ab 14 Jahren zu ihren Reiseplänen 2012.

Ein Drittel noch unsicher

Laut Tourismusanalyse haben 45 Prozent der Befragten fest geplant, in diesem Jahr mindestens fünf Tage zu verreisen. Ein Drittel sei zwar noch unsicher, ob es sich eine Reise leisten kann. Aber die Erfahrung zeige, dass sich von ihnen wiederum ein Drittel auf den Weg macht, sagte Prof. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung. Somit wird die Reiseintensität wieder deutlich über 50 Prozent liegen.

Jeder fünfte hat 2012 eine Urlaubsreise für sich gestrichen. Denn Ausgaben für Fahrt, Unterkunft, Souvenir und Trinkgeld von durchschnittlich 1012 Euro pro Person (2011) können sich nicht alle leisten. Das waren rund 68 Euro mehr als 2010; und dies hohe Niveau wird sich 2012 stabilisieren, meinte der Wissenschaftler. Jeder Vierte könne sich eine Reise aber nur 500 Euro kosten lassen.

"Die Reise muss bezahlbar bleiben. Das ist das A und O für die unteren Einkommensschichten", mahnte Reinhardt die Tourismusbranche. Sie sollte daher nicht in immer mehr teure Zusatzangebote investieren, sondern Maßhalten. Auch für Familien wird Urlaub zum Luxusgut: Ihr Anteil sei weiter zurückgegangen, und künftig könne sich nur noch jede zweite Familie diese Auszeit gönnen.

Lieber kürzer als gar nicht

Bevor ein Urlaub jedoch ins Wasser fällt, wird die Dauer der Reise gekürzt. Dabei gab es erstmals in der 30-jährigen Geschichte der Tourismusanalyse einen Umbruch: Der Anteil der 5 bis 13 Tage Verreisenden war mit 27 Prozent größer als der der Langzeiturlauber (26 Prozent/14 Tage). Mehr als zwei Wochen fernab der Heimat konnte sich nur ein Zehntel leisten.

Pro Jahrzehnt habe sich die Reisedauer um zwei Tage verkürzt, sagte Reinhardt. In acht Jahren (2020) werde die durchschnittliche Urlaubsdauer bei etwa zehn Tagen liegen (2011: 12,4 Tage). Als Konsequenz daraus müssten Hotels und Pensionen ihren üblichen Wochenrhythmus für Buchungen weiter aufgeben, um Gäste zu halten. In diesem Jahr könne sich die Branche aber noch auf stabile bis leicht steigende Gästezahlen einstellen, sagte der Wissenschaftler.

In Deutschland wurden 2011 nach Hochrechnungen des Deutschen Tourismusverbandes rund 393 Millionen Übernachtungen gebucht; 2012 erwartet der Verband ein Plus von 2 Prozent.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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