Interessant für Touristen und Islamisten Kenias Küste zieht viele an
24.11.2010, 11:09 UhrSonne, Sand, freundliche Menschen und ein wunderschönes Land - gerade jetzt in der grauen Jahreszeit zieht es viele europäische Urlauber nach Kenia. Doch auch bei somalischen Islamisten erfreut sich die Küste an Beliebtheit.

Dem Winterwetter entflohen: Ein Tourist genießt kurz vor Weihnachten den fast weißen Strand am Tiwi Beach unter Palmen an der kenianischen Küste. (Archivbild)
(Foto: dpa)
Feiner weißer Sandstrand, Kokospalmen, eine laue Brise, die vom blaugrünen Indischen Ozean herüberweht - wenn in Europa der Winter kommt, beginnt im ostafrikanischen Kenia die Hauptreisesaison. Zehntausende Touristen aus aller Welt kommen vor allem zwischen November und Februar, um Strände und Nationalparks zu genießen. Bei deutschen Besuchern ist der Küstenabschnitt südlich von Mombasa beliebt, aber auch Kilifi und Malindi. Was vielen Pauschalurlaubern nicht richtig klar ist - Somalia ist nur wenige Stunden Fahrzeit entfernt.
Zwischen dem Urlauberparadies und dem Bürgerkriegsstaat am Horn von Afrika, in dem radikalislamische Milizen einen fundamentalistischen Gottesstaat herbeibomben wollen, liegen Welten. Doch manchmal sind die Übergänge fließend. In Kenia und Tansania war es, wo Al-Kaida zum ersten Mal zuschlug. Bei den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam kamen 1998 allein in Nairobi mehr als 200 Menschen ums Leben.
Ausruhen vom Kampfeinsatz
Einer der mutmaßlichen Hintermänner, der nun in Somalia vermutet wird, war vor knapp zwei Jahren zur medizinischen Behandlung in Malindi und soll dort für den Dschihad geworben haben. Hinweise, dass sich Kämpfer aus Somalia in Kenia vom Kampfeinsatz ausruhen, gab es schon wiederholt.
Anfang des Jahres beschäftigte ein jamaikanischer muslimischer Geistlicher, der auf einer internationalen Liste von Terrorverdächtigen stand, wochenlang die kenianische Justiz. Der Mann, der in Großbritannien als Hassprediger inhaftiert worden war, war über den Landweg aus Tansania eingereist. Kenia versuchte den Islamisten in seine Heimat auszuweisen, doch keine Fluglinie wollte den Prediger an Bord akzeptieren.
Vor wenigen Wochen erst reiste ein deutscher Islamist über Mombasa in Kenia ein - er wollte weiter nach Somalia, um sich dort den islamischen Milizen anzuschließen. Der Mann wurde festgenommen und ausgewiesen, doch einmal mehr sahen Sicherheitsexperten die Befürchtung bestätigt, dass Kenia von radikalislamischen Gruppen als Rückzugs- und Transitgebiet genutzt wird. Wegen des Terroranschlags während des WM-Finales im ugandischen Kampala mit mehr als 70 Toten sitzen auch mehrere kenianische Verdächtige in Untersuchungshaft.
Kenia lebt nicht erst seit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York mit der Sorge vor Terroranschlägen. Das Gelände der US-Botschaft gleicht seit langem einer Festung, ebenso die Gebäude der UN. An den internationalen Flughäfen sind die Sicherheitsmaßnahmen teils deutlich strenger als etwa in Deutschland - so haben nur Passagiere mit Flugticket Zugang zum Flughafengebäude, Begleitpersonen müssen sich an der Eingangstür verabschieden. Die erste Sicherheitsschleuse, an der auch das gesamte Gepäck zum ersten Mal durchleuchtet wird, ist gleich am Eingang.
Nicht so westlich wie es scheint
Dass Terrorverdächtige bisher vor allem in der bei Urlaubern so beliebten Küstenregion auffielen, ist kein Zufall. Auch wenn sich Touristen angesichts leicht bekleideter "Begleiterinnen" in den Bars oder kiffenden Strandhändlern in einem "westlichen" Umfeld wähnen - an der Küste leben vor allem Muslime. Zahlreiche Moscheen und verschleierte Frauen prägen jenseits der Strandhotels das Straßenbild. Religiöser Fanatismus ist selten, aber auch in Ostafrika nehmen fundamentalistische Strömungen zu.
Seit Jahrhunderten gibt es enge wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zur arabischen Halbinsel, und die Gesichter vieler Menschen in der Region haben Gesichter, die sowohl afrikanisches als auch arabisches Erbe verraten. Terrorverdächtige aus Somalia oder dem Jemen können leicht in der Masse untertauchen - und darauf hoffen, neue Anhänger anwerben zu können.
Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa