Rodelbahntest in Alpenländern Schlitten- wird zur Risikofahrt
24.11.2011, 14:30 Uhr
Auf dem Fichtelberg in Oberwiesenthal: die Rodelstrecke in Oberwiesenthal erhielt im Test das Prädikat "sehr gut".
(Foto: dapd)
Rodeln ist nicht ohne Risiko: Ungesicherte Absturzstellen, gefährliche Streckenführung, Gegenstände auf oder an der Bahn, schlecht präparierte Piste - das sind die häufigsten Mängel von Schlittenabfahrten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Italien. Jede dritte Rodelbahn fällt in einem Test durch.
Der ADAC hat erstmals 30 gewerblich betriebene Rodelbahnen in Wintersportgebieten getestet - mit besorgniserregenden Ergebnissen. Gleich elf Rodelbahnen fielen im Test durch. Achtmal mussten die Experten "mangelhaft" vergeben, dreimal sogar "sehr mangelhaft".
Testverlierer ist der Eiger Run im schweizerischen Grindelwald. Im Test kreuzte die Piste Straßen und Bahngleise, Prallflächen und Absturzstellen waren nicht gesichert. Zudem gab es keine Hinweise auf Gefahrenstellen. Simon Bickel, Sprecher der Jungfraubahnen, akzeptiert das harte Urteil nicht: "Wir sind der Meinung, dass die Gefahrenstellen ausreichend gesichert und ausgeschildert sind", sagt er. Im vergangenen Jahr habe ein Prüfer des Verbands Seilbahnen Schweiz den Eiger Run kontrolliert und keine Mängel festgestellt. Deshalb werde man nach dem Testergebnis zunächst nichts ändern.
Schlechteste deutsche Bahn mit einem "mangelhaft" ist der Maria-Trost-Weg in Nesselwang. Die Bahn war kaum abgesichert, schlecht präpariert und um sie zu erreichen, musste man die Skipiste an einer gefährlichen Stelle überqueren. Das sei zwar richtig, gibt Ralf Speck, Geschäftsführer der Alpspitzbahn, zu. "Das lässt sich vom Gelände her aber nicht anders machen." Die Stelle sei gut ausgeschildert. Und da die Bahn nicht wie andere künstlich beschneit wird, sei man eben von natürlichem Schnee abhängig. Speck will die Kritik aber annehmen und zusammen mit einer Kommission des Deutschen Skiverbands nach Lösungen suchen.
Dreimal "sehr gut"
Dreimal konnte der ADAC die Note "sehr gut" und viermal "gut" vergeben. Testsieger ist die Bahn am Rosskopf im italienischen Sterzing, gefolgt von zwei deutschen Rodelbahnen: der Hornbahn in Bad Hindelang und der Touristenrodelstrecke in Oberwiesenthal. Sie überzeugten unter anderem durch vorbildliche Sicherheitsmaßnahmen an allen Gefahrenstellen, einwandfreien Service und komfortable Beförderung.
"Jedes Jahr verunglücken hunderte Schlittenfahrer, einige sogar tödlich. Um sie besser zu schützen, muss dringend in die Sicherheit der Rodelbahnen investiert werden", so der ADAC Vizepräsident für Tourismus, Max Stich. Der Club regt zudem eine Kategorisierung der Rodelbahnen an. Ähnlich wie eine Skipiste nach Schwierigkeitsgrad in Blau, Rot und Schwarz eingeteilt ist, sollten auch Schlittenabfahrten farblich gekennzeichnet werden. Nur so kann der Nutzer schon vor Antritt der Abfahrt einschätzen, wie anspruchsvoll die Bahn ist.
"Pisten besser präparieren"
"Schlittenfahren darf nicht zum Lotteriespiel werden, bei dem ich erst unten weiß, ob diese Abfahrt für mich und meine Kinder geeignet war", so Stich. Der ADAC fordert die Betreiber auf, die Pisten besser zu präparieren. Gefahrenstellen müssen durch bauliche Maßnahmen wie Polster und Zäune entschärft werden. Vor Steilstücken, Kurven oder Kreuzungen sollten Warntafeln angebracht werden.
Den Rodelbahntest 2011 hat der ADAC im vergangenen Winter durchgeführt. Bewertet wurden die Sicherheit und der Service rund um die Bahnen.
Quelle: ntv.de, dpa/ots