Reise

Hugenotten- und Waldenserpfad öffnet Spuren von Exil und Integration

Die Hugenotten und Waldenser kamen zu Tausenden und schufen vielerorts die Basis für wirtschaftliches Wachstum. Der Fernwanderweg Hugenotten- und Waldenserpfad folgt den Spuren von Exil und Integration.

Die Flüchtlinge kamen in Wellen. Bis zu 50.000 sollen es gewesen sein, die im ausgehenden 17. Jahrhundert nach Deutschland einwanderten. Sie kamen aus Frankreich oder Italien in ein Land, das nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) zu weiten Teilen verwüstet war. Auf diesem Territorium suchten Hugenotten und Waldenser Schutz vor Verfolgung und Glaubensfreiheit.

Spaziergänger im Naturschutzgebiet Mönchbruch bei Mörfelden-Walldorf.

Spaziergänger im Naturschutzgebiet Mönchbruch bei Mörfelden-Walldorf.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

An die Geschichte erinnert die Rhein-Main-Route des Hugenotten- und Waldenserpfads. Fünf Städte - Neu-Isenburg, Mörfelden-Walldorf, Frankfurt, Offenbach und Hanau - weisen dann gemeinsam auf den Einfluss der Zuwanderer für ihre Entwicklung hin.

"Einen realen Weg der europäischen Integration und Toleranz" sollen Wanderer gehen, wenn sie dem rund 750 Kilometer langen Teilstück des Hugenotten- und Waldenserwegs durch Hessen folgen. Hier fanden etwa 4000 Zugewanderte eine neue Heimat. In Isenburg wies in ihnen der Landesherr ein Siedlungsgebiet zu, nach einem planmäßig Grundriss angelegt entstand Neu-Isenburg.

Glaubens-, Sprach- und Steuerfreiheit

Die Neubürger erhielten Glaubens-, Sprach- und Steuerfreiheit. "Dahinter standen handfeste wirtschaftliche Interessen. Aufnahme und Integration passieren nie nur aus Nächstenliebe", sagt die Koordinatorin des Pfad-Projekts Renate Buchenauer aus Marburg.

Das Kalkül des Adels ging auf: Die Ankömmlinge passten sich schnell an, sie brachten die Wirtschaft in Schwung. "Handwerker, Techniker verfügten über Fähigkeiten, die hier unbekannt waren", so Buchenauer. In Bad Homburg florierte die Hutmacherei, in Friedrichsdorf und Neu-Isenburg etablierten sich Strumpf- und Textilmanufakturen, in Offenbach die Leder- und Tabakindustrie. Und in Frankfurt saßen Anwerber, "um die Flüchtlinge mit Versprechen in ihre Regionen zu locken."

Blick auf das an der Weser gelegene Bad Karlshafen. Die Wurzeln der Stadt gehen zurück bis zu den Hugenotten, die vor mehr als 300 Jahren als Religionsflüchtlinge aus Frankreich in das damalige Hessen-Cassel kamen.

Blick auf das an der Weser gelegene Bad Karlshafen. Die Wurzeln der Stadt gehen zurück bis zu den Hugenotten, die vor mehr als 300 Jahren als Religionsflüchtlinge aus Frankreich in das damalige Hessen-Cassel kamen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Hugenotten- und Waldenserpfad kreuzt die historische Wanderroute. Er führt zu Kirchen, Gasthäusern, ehemaligen Manufakturen und zu Museen in der Region bis nach Bad Karlshafen, dem nördlichsten Punkt des in Südfrankreich und Italien beginnenden Kulturwanderwegs. Die Infrastruktur steckt noch in den Anfängen. Eine detaillierte Routenkarte für Hessen und die Rhein-Main-Region gibt es bisher ebenso wenig wie eine gemeinsame Beschreibung der Sehenswürdigkeiten.

Der Pfad folgt einem Trend, historische Pfade wieder in das Bewusstsein zu rufen. Der Jakobsweg ist inzwischen eine touristische Attraktionen, auf dem wie im Mittelalter wieder Tausende Wanderer unterwegs sind. Zwei Elisabeth-Pfade führen von Köln, Frankfurt und Eisenach nach Marburg zum Grab der Heiligen. Die Bonifatiusroute folgt dem Trauerzug des Mönchs Bonifazius durch Rheinland-Pfalz nach Fulda.

Quelle: ntv.de, dpa

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