"Art and Design for All" V&A kommt nach Deutschland
17.11.2011, 18:59 Uhr
Kleid von 1862 und Reifrock in der Ausstellung "Art and Design for All - The Victoria and Albert Museum" in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn.
(Foto: dpa)
In einem einzigen Museum die Welt bereisen, ohne London zu verlassen: Wie das funktioniert, zeigt nun eine Ausstellung in Bonn über die Entstehung der Mutter aller Museen für Kunst und Design, des Victoria und Albert Museums. Kaum ein besserer Ort hätte gewählt werden können: Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg studierte in der Stadt am Rhein.
In dem Londoner Museum könnte man locker ein halbes Leben verbringen und gerne noch ein paar Tage dranhängen. Die Bundeskunsthalle in Bonn hat das jetzt mal auf den Punkt gebracht: "Art and Design for All" heißt die Ausstellung, die ab Freitag bis zum 15. April 2012 über die Entstehungsgeschichte, den gesellschaftlichen Auftrag und die Entwicklung des weltweit führenden Museums für Kunst und Design, des Londoner Victoria-und-Albert-Museums (V&A), informiert. Erstmalig in seiner Geschichte hat das V&A über 400 Objekte - Möbel, Keramik, Porzellan, Textilien, Skulpturen und Schmuck des 19. Jahrhunderts - ausgeliehen.
Verbindungen zu Deutschland
Ergänzt wird die Ausstellung durch Leihgaben aus der Royal Collection, dem Berliner Kunstgewerbemuseum und dem Museum für Angewandte Kunst in Budapest. Dort soll die Schau vom 24. Mai 2012 an gezeigt werden.
Kaum ein treffenderer Ort als Bonn hätte für diese Ausstellung gewählt werden können: Denn Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg studierte zwei Jahre lang, 1837 bis 1838, in der Stadt am Rhein und war ein Fan des damaligen neuhumanistischen Humboldtschen universalen Bildungskonzepts. Dieses ganzheitliche Bildungsideal prägte schließlich die Vision zur Gründung eines Zentrums für Museen, Forschung und Kultureinrichtungen in London.
Fundus von mehr als 2,5 Millionen Objekten
16 Abteilungen umfasst die Bonner Ausstellung, deren Idee vor sechs Jahren geboren wurde. Es sei harte Arbeit gewesen, sagt Ausstellungsdirektorin Katharina Chrubasik. Aber das von Kuratorin Marie-Louise Gräfin von Plessen erstellte Konzept über die Entstehungsgeschichte habe gezündet. Bei einem Fundus von mehr als zweieinhalb Millionen Objekten sei nun aus dem Vollen geschöpft worden.
Ausgangspunkt für das Museum war die Londoner Weltausstellung von 1851. Diese "Exhibition of the Works of Industry of All Nations" (Ausstellung der Industrieprodukte aller Nationen) ging auf die Initiative von Prinz Albert und Henry Cole zurück, dem Leiter der 1837 gegründeten Government School of Design.
Crystal Palace
Für diese Ausstellung wurde innerhalb weniger Monate der Crystal Palace entworfen und gebaut. Die fast 600 Meter lange Halle aus Glas und Eisen im Hyde Park bot Platz für 100.000 Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt. Zahlreiche Gemälde in der Bonner Ausstellung geben die Stimmung dieser damals sensationellen Ausstellung wieder, die in sechs Monaten sechs Millionen Besucher anzog.
Mit dem Erlös der Weltausstellung von 186.000 Pfund kann Prinz Albert ein 35 Hektar großes Grundstück in der damals ländlichen Vorstadt South Kensington erwerben. Er beauftragte drei Architekten, darunter auch der Deutsche Gottfried Semper, mit dem Entwurf eines Generalplans für Museumsbauten und Universitätsinstitute. 1852 wurde es gegründet; 1857 eröffnet das South Kensington Museum als Vorläufer des V&A am heutigen Ort.
Neue Ausstellungswelt mit Bildungsauftrag
Es war eine neue Ausstellungswelt. Dort wurden patentierte Erfindungen, Muster für Bauwesen, tierische Produkte, Rohstoffe für Lebensmittel und Lehrmaterialien, aber auch bedeutende Werke der französischen und italienischen Kunst des Mittelalters und der Renaissance gezeigt. Es ging darum, Inspirationen zu schaffen und Vorbilder zu liefern. "Das Haus hatte einen klaren Bildungsauftrag", sagt Chrubasik. "Und so funktioniert das bis heute. Da sind immer noch Designer, Künstler, die sich inspirieren lassen von dem Haus."
31 Jahre nach dem Tod ihres geliebten Mannes legte Königin Victoria den Grundstein für ein neues Haus, das Victoria and Albert Museum heißen soll. Der Erfolg des Museums hält bis heute an. "Let art and design change your life" (Lassen Sie Kunst und Design Ihr Leben verändern), sagt V&A-Kurator Julius Bryant ganz einfach dazu.
Quelle: ntv.de, Günter Wächter, dpa