Elektronik verändert das Reisen "eTravel" ist großes Thema
09.03.2011, 09:54 UhrImmer weniger Kunden nehmen den Weg ins Reisebüro und auch Unternehmen setzen mehr und mehr aufs Internet. Gemäß diesem Trend widmet die ITB der "eTravel Welt" eine ganze Halle und einen Veranstaltungsblock. Das "e" zielt auf drei Bereiche: Online-Reiseführer, Reiseplanung- und organisation im Internet und soziale Netzwerke.

Elektronisch gut bestückt: Polens Ex-Präsident Lech Walesa mit seinem Tablet-PC auf der ITB. Polen ist in diesem Jahr Partnerland der ITB.
(Foto: REUTERS)
Halten Touristen sich im Mainzer Dom das Telefon ans Ohr, könnte dies durchaus kulturelle Gründe haben. Eine Smartphone-Applikation führt per Audioguide durch die Bischofskirche. Ein Kölner Unternehmen hat sie entwickelt, genauso wie einen Audioguide für die Buslinie 100 in Berlin oder die Kulturlinie 107 durch Essen. Das "eTravelling", die computergestützte Welt des Reisens, ist eins der Hauptthemen bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), die am heutigen Mittwoch für Fachbesucher und am Samstag fürs Publikum öffnet. Sie widmet der "eTravel Welt" eine ganze Halle und einen Veranstaltungsblock. Das "e" vorm Reisen zielt auf drei Bereiche: Online-Reiseführer, Reiseplanung- und organisation im Internet und soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter.
Immer weniger Kunden nehmen den Weg ins Reisebüro und auch die Unternehmen setzen mehr und mehr aufs Netz. Vom Ifak-Institut und dem Institut für eTourismus nach ihren Werbegewohnheiten gefragt, antworteten jetzt 85 Unternehmen aus der Touristikbranche, dass die klassischen Marketingwege zunehmend durch Online-Werbung ersetzt werden. "2013 werden die Unternehmen zum ersten Mal mehr als die Hälfte des Marketingetats im Internet ausgeben", sagt Florian Bauhuber vom Institut für eTourismus.
Reiseveranstalter verändern sich langsam
Bauhuber beobachtet, dass Reiseveranstalter wie Thomas Cook oder TUI sich erst langsam verändern. Sie nutzen weiterhin Anzeigen zum Beispiel bei Google und steigen noch nicht bei sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ein. Das Institut für eTourismus berät rund 130 Kunden. Regionen wie Rheinland-Pfalz oder das Salzkammergut, Städte wie Dortmund oder Nürnberg sind darunter. Sie hätten früh erkannt, dass die Besucher schon am Bildschirm reisen möchten. Auch einige Flughäfen wie die in Hamburg, Frankfurt oder Nürnberg unterhalten Facebook-Seiten - eine Frage des "Images", wie eine Sprecherin sagt.
Laut Bauhuber werden etwa 30 Prozent der Reisen am Computer gebucht. Der Tourist hat mehr denn je die Fäden in der Hand. Smartphones geben ihm die Möglichkeit, an jeder Straßenecke das beste Hotel oder Restaurant ausfindig zu machen. Für Gastronomie und Hotellerie sind besonders Bewertungsportale wie Holidaycheck oder Tripadvisor relevant. "Eine schlechte Bewertung trifft einen Betrieb nachhaltig", sagt Bauhuber - egal ob es eine kleine Pension ist oder das Hotel Adlon.
Tausende Reise-Apps
Rund 18.300 Reiseapps bietet der deutsche Apple App Store derzeit an, hat Stefan Wagner vom Jenaer Unternehmen mVolution recherchiert. Jede Fluglinie hat ihre eigene App, genauso die Bahn und andere Verkehrsunternehmen. Wagner hat die wichtigsten Apps untersucht und festgestellt, dass noch große Unterschiede bestehen: Besonders gut schnitt zum Beispiel bei seinem Vergleich von Fluglinien-Apps die Lufthansa-Tochter Swiss ab, die zahlreiche Informationen zum Status des Flugs oder zum Flughafen anbietet. Als weniger gut bewertete er AirBerlin, deren App nur vom iPhone heruntergeladen werden kann.
Wagner will seine eigene Applikation Travelload auf der ITB vorstellen. Sie soll helfen, Daten und Termine von Reisen zu organisieren, eine Anwendung besonders für Geschäftsleute. Für einen monatlichen Betrag können sie einen Service buchen, der gleich einer Sekretärin Erinnerungen aufs Handy schickt oder Informationen, wenn ein Flug verspätet ist oder gestrichen wird. Trotz zehntausender Apps ist noch viel Spielraum beim eTravelling. "Es geht erst richtig los", sagt Wagner.
Quelle: ntv.de, abe/AFP