Reise

UNESCO-Ehren für Deutschland Buchenwälder sind Weltnaturerbe

Alte Buchen repräsentieren heute einstige Buchenurwälder in Europa.

Alte Buchen repräsentieren heute einstige Buchenurwälder in Europa.

(Foto: dpa)

Fünf deutsche Buchenwälder dürfen sich fortan mit dem Titel "universelles Erbe der Menschheit" schmücken. Das entscheidet das zuständige UNESCO-Komitee. Außerdem hofft Deutschland weiter auf die Aufnahme einiger Denkmäler in das Weltkulturerbe.

Die UNESCO hat fünf deutsche Buchenwälder zum Welterbe der Menschheit erklärt, zu dem auch der Yellowstone Nationalpark und die Galapagos-Inseln gehören. Das Welterbekomitee stimmte in Paris einem entsprechenden Antrag Deutschland zu und würdigte damit die Einzigartigkeit der Wälder. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sprach von einem Erfolg für den Naturschutz in Deutschland.

Bis zum Strand der Ostsee erstreckt sich der Buchenwald im Nationalpark Jasmund auf Rügen.

Bis zum Strand der Ostsee erstreckt sich der Buchenwald im Nationalpark Jasmund auf Rügen.

(Foto: dpa)

Neben dem Grumsiner Forst in Brandenburg und dem Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen wurden der Nationalpark Jasmund auf Rügen, der Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Nationalpark Hainich in Thüringen in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen und damit unter besonderen Schutz gestellt. Die Waldgebiete repräsentierten "die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger naturnaher Buchenbestände in Deutschland", erklärte die deutsche UNESCO-Kommission. Die deutschen Buchenwälder bilden nun gemeinsam mit den bereits seit 2007 zum Weltnaturerbe zählenden Buchenurwäldern in den Karpaten eine gemeinsame Stätte.

Einige Gebiete kaum angetastet

Vor 6500 Jahren bedeckten Buchenwälder noch 40 Prozent des heutigen Europa. Die Buchenurwälder in den Karpaten sind die letzten Überreste dieser Urwälder. Die deutschen Buchenwälder sind wesentlich jünger, nur wenige Teilregionen sind von menschlichem Einfluss weitgehend verschont geblieben.Einige Gebiete profitierten von der politischen Situation in den vergangenen Jahrzehnten: Der Wald im Nationalpark Hainich war über 40 Jahre militärisches Sperrgebiet und wurde kaum betreten, der Grumsiner Forst war Staatsjagdgebiet der DDR und wurde ebenfalls kaum angetastet.

Die fünf für die Welterbeliste ausgewählten deutschen Buchenwaldgebiete beherbergen laut UNESCO zudem eine große Artenvielfalt. Buchenwälder mit einem hohen Anteil an alten Bäumen, stehendem sowie liegendem Totholz und natürlichen Höhlen seien ein idealer Lebensraum für Höhlenbrüter, Fledermäuse und viele andere Lebewesen. Röttgen erklärte in Berlin, die UNESCO-Entscheidung sei "ein großer Tag für den Naturschutz in Deutschland". Die Naturschutzverbände BUND und NABU forderten die Ausweitung der Schutzgebiete auf weitere Buchenwälder. Bislang sei nur ein kleiner Teil von der Holznutzung ausgenommen.

Länder hoffen auf Impuls für Tourismus

Die Bundesländer erhoffen sich von dem Titel auch einen Schub für den Tourismus. "Die Entscheidung der UNESCO wertet Thüringen als grünes Herz Deutschlands auf", erklärte Landesumweltminister Jürgen Reinholz. "Das ist ein enormer Imagegewinn", sagte eine Sprecherin der Nationalparkverwaltung Kellerwald-Edersee (Hessen).

Hoffen auf Aufnahme: Überreste einer Pfahlbausiedlung bei Unteruhldingen im Bodensee.

Hoffen auf Aufnahme: Überreste einer Pfahlbausiedlung bei Unteruhldingen im Bodensee.

(Foto: dpa)

Mit der Entscheidung über weitere Welterbe-Anträge aus Deutschland wird erst am Montag gerechnet. Die Bundesrepublik hofft unter anderem auf einen Titel für eine von Walter Gropius entworfene Schuhleistenfabrik im niedersächsischen Alfeld. Als Teil grenzüberschreitenden Weltkulturerbes stehen neben dem Fagus-Werk zwei Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung auf der Kandidatenliste. Sie wurden von dem französisch-schweizerischen Architekten und Stadtplaner Le Corbusier entworfen.

Die Bundesrepublik ist außerdem an der Nominierung prähistorischer Pfahlbauten rund um die Alpen beteiligt. In Baden-Württemberg und Bayern gibt es zahlreiche Relikte dieses Siedlungswesens. Hamburg will 137 Quadratkilometer Watt an der Elbmündung zum bereits bestehenden Weltnaturerbe Wattenmeer hinzufügen lassen.

Von Riff bis Wadi: Neuheiten in der Liste

Korallen im Ningaloo-Riff im Bundesstaat Western Australia.

Korallen im Ningaloo-Riff im Bundesstaat Western Australia.

(Foto: dpa)

Neu auf der Welterbeliste sind auch das Ningaloo-Riff an der Westküste Australiens, das eines der längsten Riffs der Welt darstellt, die Kulturlandschaft des Westsees im chinesischen Hangzhou sowie das Saloum-Delta in Senegal. Neben den deutschen Buchenwäldern kamen jetzt auch die aus dem Film "Lawrence von Arabien" bekannte Wüstenlandschaft von Wadi Rum in Jordanien, die japanischen Ogasawara-Inseln wegen ihres reichen Ökosystems sowie die Seen im Großen Afrikanischen Grabenbruch in Kenia dazu.

Dem UNESCO-Welterbekomitee gehören Experten aus 21 Ländern an. Voraussetzung für die Aufnahme in die Welterbeliste sind Kriterien wie der "außergewöhnliche universelle Wert", die "Authentizität" eines Kulturdenkmals oder die "Integrität" einer Naturerbestätte. Mit der Unterzeichnung des Welterbeübereinkommens verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten zu schützen und für zukünftige Generationen zu erhalten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen