"Kann nicht die Wahrheit sagen" Adler-Coach liefert kuriose Aussagen zu Prügelattacke
03.04.2023, 17:14 Uhr
David Wolf wollte kämpfen, Daniel Pietta nicht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im zweiten Spiel der Halbfinal-Serie um die deutsche Eishockey-Meisterschaft kassieren die Adler Mannheim eine herbe Heimpleite. Kurz vor dem Ende der Partie kommt es zu einer selbst fürs Eishockey ungewöhnlichen Prügelattacke. Ein Mannheimer ist wie im Rausch, sein Trainer provoziert - und verwundert.
Als das Spiel so gut wie gelaufen war, brannten bei David Wolf die Sicherungen durch. Wieder und wieder schlug der Stürmer von Adler Mannheim auf Daniel Pietta ein, dabei wollte der Ingolstädter gar nicht kämpfen. "Eishockey ist ein emotionaler Sport", sagte Bill Stewart lapidar zur Schlägerei, nachdem der Trainer im Playoff-Halbfinale der DEL mit seinen Adlern durch ein 3:6 (0:1, 2:1, 1:4) gegen den ERC Ingolstadt das 1:1 kassiert hatte.
Nur 113 Sekunden waren noch auf der Uhr, da ruhte minutenlang der Sport in der SAP Arena - und hässliche Szenen warfen einen Schatten auf ein interessantes Spiel. Denn nachdem Matthias Plachta eine Strafe erhalten hatte, ging sein Teamkollege Wolf plötzlich wie wild auf Pietta los. Der 33-Jährige verpasste dem Gegenspieler mit einem Schlag einen Cut an der linken Wange, auch als Pietta auf dem Eis lag und seine Hände schützend über den Hinterkopf hielt, prügelte Wolf weiter.
"Wolf will gefühlt Pietta vernichten. Er hat nur eins im Sinn", kritisierte Patrick Ehelechner, ehemaliger Torhüter in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und heutiger Kommentator beim übertragenden Sender "MagentaSport", das Verhalten des Angreifers. "Er will den Fight gegen Pietta. Pietta mag nicht", sagte Ehelechner. Es sei nur darum gegangen, "eine Message" zu senden. Marian Rohatsch sah es genauso. "Der schlägt nicht, der will nicht", sagte der Schiedsrichter, als er die Strafen durchgab. Pietta bekam zwei, Wolf fünf und Plachta zehn Minuten aufgebrummt. Für insgesamt sieben Profis war das Spiel wegen der Auseinandersetzungen vorbei, zum Unmut des Publikums mussten fünf Adler raus.
"Ich kann die Wahrheit nicht sagen"
Und so flogen Geldmünzen auf das Eis, auch Bierbecher, in der ohnehin aufgeheizten Atmosphäre wedelte Stewart auch noch provozierend mit einem weißen Handtuch. Für Entspannungspolitik ist der Kanadier bekanntermaßen nicht zu gebrauchen. Kurz zuvor hatte der Hallensprecher auf Wunsch des Referees zur Vernunft aufgerufen. Zu den Gründen für den Zwist schwieg Stewart. "Ich habe kein Geld. Ich kann nicht die Wahrheit sagen", sagte der 65-Jährige in der Pressekonferenz. "Die Wahrheit ist die Wahrheit", sagte er ausnahmsweise auf Deutsch. "Ich weiß, Sie wollen Zeitungen verkaufen. Aber ich sage nichts." Die Deutsche Eishockey-Liga sperrte Wolf am Montag für die kommenden drei Spiele der Best-of-Seven-Serie, dazu muss der Stürmer eine Geldstrafe zahlen.
Wolf und der ERC Ingolstadt haben eine gemeinsame unschöne Geschichte: 2014 hatte der Stürmer, damals noch in Diensten der Hamburg Freezers, dem damaligen Ingolstadter Benedikt Schopper mehrere Zähne ausgeschlagen. "Ich bereue die Verletzung von Benedikt sehr", kommentierte Wolf damals. "Der Vorfall tut mir leid. Ich will als Spieler wahrgenommen werden, nicht als Schläger." Und schränkte ein: "Wir sind alles keine Kinder von Traurigkeit, das haben alle bisherigen Playoff-Spiele gezeigt. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft mir in diesen Playoffs schon Kämpfe angedroht wurden. Auch von Schopper." Er sei nicht der Schläger, zu dem er nun abgestempelt werde: "Ich lasse mir den Vorwurf einer Unsportlichkeit nicht gefallen." Die DEL sperrte Wolf seinerzeit trotzdem für sieben Spiele, die WM 2014 verpasste er wegen der Sperre.
Eishockey wurde in Mannheim auch gespielt. Vor 13.600 Zuschauern, die Halle war ausverkauft, brachten Justin Feser (18.) und Colton Jobke (26.) Ingolstadt auf 2:0 nach vorn, Markus Eisenschmid (27.) und Plachta (30.) glichen aus, doch der ERC sorgte in nur 107 Sekunden durch Ty Ronning (43.), Pietta (44.) und Frederik Storm (44.) für die Entscheidung. Thomas Larkin (53.) verkürzte, Leon Hüttl (59.) erhöhte nach den wilden Prügelszenen in Überzahl auf 6:3.
"Es war 40 Minuten ein wundervolles Spiel", sagte Bill Stewart. Aber spätestens jetzt ist mächtig Feuer in der Best-of-seven-Serie, am morgigen Dienstag (19 Uhr) geht es in Ingolstadt weiter. Gut möglich, dass dann wieder Fäuste fliegen.
Quelle: ntv.de, ter/sid