Angst vor Lizenzentzug Alonso kooperiert mit der FIA
08.09.2007, 16:20 UhrDer in die spektakuläre Spionage-Affäre um geheime Ferrari-Daten verwickelte McLaren-Mercedes-Pilot Fernando Alonso hat moralische Bedenken und Angst vor einem Lizenzentzug als Gründe für seine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Automobil-Verband FIA angegeben.
"Ich kann keine Rennen mit dem Gedanken fahren, dass ich nicht richtig handele. Es gibt moralische Gründe, die mich gegenüber meinem Sport verpflichten", sagte der zweimalige Formel-1-Weltmeister der spanischen Zeitung "El Pas". Zudem könne er keine "Dinge verbergen, die von anderen publik gemacht werden könnten. Dann liefe ich Gefahr, dass die FIA mich beschuldigt, Informationen versteckt zu haben und mich deshalb bestraft."
Hamilton weiß von nichts
Vor dem Großen Preis von Italien an diesem Wochenende in Monza war bekannt geworden, dass Alonso von seinem spanischen Landsmann Pedro de la Rosa, der McLaren-Mercedes-Testfahrer ist, schon kurz nach Saisonbeginn technische Daten über den Ferrari per E-Mail erhalten haben soll.
Als der Automobil-Verband davon erfahren hatte, schickte er den beiden sowie dem Briten Lewis Hamilton identische Briefe mit der Forderung nach vollständiger Kooperation. Dieses bereits am 31. August verschickte Schreiben veröffentlichte die FIA am Freitag in Monza.
Alonso und de la Rosa haben ihre Informationen inzwischen an die FIA übermittelt. Sie sollen diese Daten aber zuerst ihrem Teamchef Ron Dennis geschickt haben. Der aktuelle WM-Spitzenreiter Hamilton hatte in Monza erklärt, nichts von besagten E-Mails mit Geheimmaterial zu wissen.
Freispruch auf dem Prüfstand
Der Motorsport-Weltrat der FIA hat die McLaren-Verantwortlichen für den 13. September nach Paris zu einer erneuten Anhörung eingeladen. Ursprünglich sollte vier Tage nach dem Großen Preis von Italien die Berufungsverhandlung in diesem immer weitere Kreise ziehenden Fall stattfinden. Im ersten Verfahren war das britisch-deutsche Team aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
Ans Licht war die ominöse Spionage-Affäre nur durch einen Zufall gekommen. Der Mitarbeiter eines Kopierladens hatte Ferrari darüber informiert, dass die Frau des inzwischen suspendierten ehemaligen Leiters der McLaren-Designabteilung Mike Coughlan in seinem Laden 780 Seiten mit Ferrari-Daten vervielfältigt hatte.
Auch McLaren-Spitze involviert?
Coughlan soll die höchst brisanten geheimen Informationen im Frühjahr vom ebenfalls freigestellten früheren Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney erhalten haben. Er soll dann kurz nach Saisonbeginn seinem alten Freund de la Rosa Daten per E-Mail zukommen lassen haben.
Angeblich soll Coughlan auch führenden McLaren-Mitarbeitern das Material zugeschickt haben. Dazu sollen Geschäftsführer Martin Whitmarsh, der Leiter des Ingenieurbüros Paddy Lowe und Designerchef Rob Taylor gehören. Das Team will sich laut einer Presseerklärung vom Freitag auf Anraten seiner Anwälte bis zur Anhörung am kommenden Donnerstag nicht mehr zu der Angelegenheit äußern.
Quelle: ntv.de