Alle Tour-Siege aberkannt Armstrong bangt um Millionen
23.10.2012, 00:11 Uhr
Lance Armstrong soll zahlen.
(Foto: REUTERS)
Lance Armstrong ist kein Tour-de-France-Sieger mehr und lebenslang gesperrt. Jetzt soll er auch sein Geld zurückgeben - Millionen US-Dollar will eine Versicherungsgesellschaft vom Ex-Radprofi. Auch die Preisgelder für seine aberkannten Erfolge könnten bald nicht mehr ihm gehören.
Das gefallene Radsportidol Lance Armstrong sieht sich nach der Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Siege mit einer Zahlungsaufforderung in Höhe von 7,5 Millionen Dollar durch die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions konfrontiert. "Er ist nicht länger der offizielle Gewinner, also wäre es unangemessen die Gelder zu behalten", sagte SCA-Anwalt Jeffrey Tillotson.
Wie das texanische Unternehmen mitteilte, zahlte SCA Promotions 2006 nach einem Schiedsgerichtsverfahren 7,5 Millionen Dollar an Armstrong. Wegen Doping-Anschuldigungen gegen Armstrong in dem Buch "LA Confidential" hatte die Firma das Geld 2004 nach dem sechsten Tour-Erfolg des Amerikaners zurückgehalten. Dagegen hatte der 41-Jährige erfolgreich geklagt.
Lebenslange Sperre
Lance Armstrong hatte zuvor seine Tour-de-France-Siege verloren. Der Radsport-Weltverband UCI strich wegen jahrelangen systematischen Dopings sämtliche Ergebnisse des 41 Jahre alten Amerikaners seit dem 1. Januar 1998, darunter die Erfolge bei den Frankreich-Rundfahrten von 1999 bis 2005. Zudem sperrte die UCI den Texaner lebenslang. Verbandspräsident Pat McQuaid gab in Genf bekannt, dass der Verband die Sanktionen der US-Anti-Doping-Agentur Usada übernehme.
"Wir erkennen alle Sanktionen des Usada an und erkennen Armstrong alle Erfolge ab. Lance Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport. Die UCI hat nichts zu verbergen", sagte McQuaid. "Der Radsport hat eine Zukunft, und so etwas darf nie wieder passieren." Persönliche Konsequenzen lehnte der umstrittene McQuaid ab: "Ich werde nicht zurücktreten." Über weitere Sanktionen gegen Armstrong wird die UCI am Freitag beraten. So droht ihm die Rückzahlung sämtlicher Preisgelder der betreffenden Jahre. Ebenso wird darüber entschieden, ob die Tour-Zweitplatzierten der Jahre 1999 bis 2005, darunter die Deutschen Jan Ullrich (2000, 2001, 2003) und Andreas Klöden (2004), nachträglich zu Siegern erklärt werden.
Weltverband in heftiger Kritik
"Heute nehmen wir Armstrong die sieben Siege weg, am Freitag werden wir weitere Maßnahmen besprechen. Dazu müssen wir die UCI-Regeln ändern", sagt McQuaid. Der Ire sagte, der Radsport befinde sich in der "größten Krise, der er sich jemals entgegenstellen musste". Die Anti-Doping-Agentur hatte Armstrong jahrelanges und systematisches Doping nachgewiesen. Wie Zeugen - darunter ehemalige Teamkollegen - unter Eid berichtet hatten, habe Armstrong unter anderem Epo-, Testosteron-, Kortison- und Blutdoping betrieben. In den mehr als 1000-seitigen Bericht der US-Doping-Jäger hatten sich elf ehemalige Helfer Armstrongs offenbart. Der langjährige Radsport-Überflieger habe Teamkollegen zum Doping gezwungen und eingeschüchtert, als diese sich von ihm abgewandt hatten, stand in dem Dossier. Armstrong streitet die Vorwürfe ab.
Neben Armstrong als zentraler Figur einer "Doping-Verschwörung" in den Teams US Postal und Discovery Channel war auch der Weltverband selbst in heftige Kritik geraten. Der Bericht der Usada deutet an, die UCI habe eine positive Dopingprobe Armstrongs verschleiert. McQuaid verteidigte sich und auch seinen umstrittenen Vorgänger als Verbandsboss, Hein Verbruggen. "Natürlich kann man in der Rückschau immer sagen, man hätte mehr tun können. Aber man kann nur so viel tun, wie das System, das in Kraft ist, zulässt. Es tut mir leid, dass wir nicht jeden verdammten Sünder erwischen konnten." Der gefallene Rad-Held Armstrong habe es verdient, vergessen zu werden.
Quelle: ntv.de, dpa/sid