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Van Duijvenbode wirft Cross raus "Auberginen-König" brilliert bei Darts-WM

Dirk van Duijvenbode schreibt weiter an seinem eigenen Darts-Märchen.

Dirk van Duijvenbode schreibt weiter an seinem eigenen Darts-Märchen.

(Foto: imago images/Pro Sports Images)

Der achte Turniertag bei der Darts-WM steht im Zeichen des "Aubergenius". Dirk van Duijvenbode bezwingt Ex-Weltmeister Rob Cross und eskaliert nach dem dramatischen Spiel völlig. Mit Adrian Lewis scheidet ein weiterer Ex-Champion früh aus.

Über Jahre hinweg ist Dirk van Duijvenbode in der Darts-Szene vor allem für zwei Momente bekannt: 2015 qualifiziert er sich für die Europameisterschaft, kann dort aber nur mit seinem völlig verrückten Hardstyle-Walk-On punkten. Im selben Jahr feiert der Niederländer seine WM-Premiere und trifft im "Ally Pally" auf Darts-Legende Raymond van Barneveld. Im zweiten Satz steht van Duijvenbode bei 180 Punkten Rest und wirft - warum auch immer - 180 Punkte, die aber nicht zählen, weil man ein Leg mit einem Wurf aufs Doppel beenden muss.

Nach mehreren schwachen Jahren hintereinander schafft es van Duijvenbode Ende vergangenen Jahres auch nicht unter die Top 64 der Weltrangliste. Er verliert deshalb seine Tourkarte, die notwendig ist, um als Profi auf der Profitour zu spielen. Der 28-Jährige muss wieder bei Null anfangen. Anfang des Jahres sichert er sich in der Qualifikation zwar wieder eine neue Tourkarte für zwei Jahre, auf der Rechnung hat ihn jedoch niemand.

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Bis er plötzlich die Qualifikation für den World Grand Prix schafft. Bei dem wichtigen Turnier im Oktober ist es plötzlich Dirk van Duijvenbode, der (fast) allen die Show stiehlt. Der "Auberginen-König" - so wird der Niederländer wegen seiner Arbeit auf einer Auberginen-Farm bezeichnet - schafft den sensationellen Einzug ins Finale. Nach Viertelfinals bei der EM und den Players Championship Finals gilt van Duijvenbode bei Fans und Experten als Geheimtipp für die Weltmeisterschaft.

Weltmeister von 2018 direkt raus

Nach zittrigem WM-Auftakt gegen Bradley Brooks (3:2) untermauert er den Status als Geheimtipp am gestrigen Abend gegen Rob Cross. Van Duijvenbode ist spätestens mit Beginn des zweiten Satzes der bessere Mann, Cross hält sich aber mit einer starken Doppelquote über Wasser. Und der Weltmeister von 2018 spielt auch einen bärenstarken Entscheidungssatz. Weil sich der Niederländer aber nicht abschütteln lässt, hat er im letzten Leg tatsächlich eine kleine Chance zum Sieg. 99 Punkte stehen bei "DvD" auf dem Zettel, während Cross zum "Checkout" bereitsteht. Doch van Duijvenbode macht keinen Fehler mehr: Triple 19, Single 6, Doppel 18, Eskalation. Wie ein Flummi hüpft der "Auberginen-König" über die Bühne im leeren Alexandra Palace in London.

"Das ist ein großer Moment auf meinem Weg, aber ich will es noch viel weiter schaffen in diesem Turnier", sagt van Duijvenbode auf der Pressekonferenz nach dem Sieg über den Weltranglisten-Vierten.

Im "Sky Sports"-Interview unmittelbar nach Spielende hatte er sich noch sortieren müssen. "Sind wir live?", fragt ein verdutzter van Duijvenbode die Reporterin. "Oh Gott, ich brauche ein paar Sekunden", sagt der Niederländer und erklärt dann, was ihn zu einem besseren Spieler gemacht hat. "Ich habe früher kaum trainiert, weil ich so häufig verletzt war." Also habe er Geld für Osteopathie ausgegeben. Die Verletzungen seien seltener geworden. Zusätzlich habe er auch in einen Mentalcoach investiert.

In der dritten WM-Runde trifft der "Auberginen-König" auf Außenseiter Adam Hunt. Ob er auch mit der Favoritenrolle klarkommt? "Mein Minimal-Ziel ist das Viertelfinale. Ich wüsste nicht, warum ich das jetzt nicht schaffen sollte", so van Duijvenbode.

Emotionale Achterbahnfahrt für Baggish

Für die zweite Überraschung sorgt unterdessen der US-Amerikaner Danny Baggish. Der 37-Jährige, geboren auf Guam, wirft sensationell Ex-Champion Adrian Lewis aus dem Turnier. Nach dem Sieg vergießt er noch auf der Bühne Tränen, fasst sich immer wieder ans Herz. Baggish wird von seinen Gefühlen übermannt, widmet den Triumph seinem Bruder. Am Tag vor der Partie gegen Lewis hatte Baggish die traurige Nachricht aus seiner Heimat in Florida erhalten, dass sein Bruder nach einem Schlaganfall notoperiert werden musste. "Es waren schwierige und emotionale 24 Stunden, aber jetzt habe ich meinen Bruder stolz gemacht. Das bedeutet mir alles."

Eine Überraschung knapp verpasst hat Darius Labanauskas. Gegen Simon Whitlock, der in diesem Jahr dreimal hintereinander Michael van Gerwen besiegt hatte, verliert der Litauer knapp mit 2:3. Dabei sorgt Labanauskas im vierten Satz für einen der Höhepunkte des gesamten Turniers. Unter dem größtmöglichen Druck "checkt" der Vorjahres-Viertelfinalist 164 Punkte zum Ausgleich. Doch zum Sieg reicht es nicht. Im fünften Satz spielt Whitlock seine ganze Klasse aus.

Nie in Gefahr gerät im letzten Match des Abends der Belgier Dimitri Van den Bergh. Gegen den 66-jährigen Altmeister Paul Lim fährt die Nummer neun der Welt einen ungefährdeten 3:0-Sieg ein. "Ich habe das Gefühl, dass ich als einer der besten Spieler der Welt hierhergekommen bin. Und ich denke, mit meiner Leistung konnte ich das beweisen", kommentiert Van den Bergh den Sieg im Schnelldurchlauf.

Am heutigen neunten WM-Tag wird die zweite Runde abgeschlossen, bevor es für die letzten 32 nach der dreitägigen Weihnachtspause weitergeht. Gespielt wird weiter vor leeren Rängen. Die Professional Darts Corporation hat endgültig bekannt geben, dass auch nach Weihnachten keine Zuschauer zugelassen werden können. Dirk van Duijvenbode muss weiter allein eskalieren.

Im Podcast "Checkout" gibts an jedem Morgen die spannendsten Geschichten der Darts-WM zum Nachhören. Den Podcast finden Sie zudem auf Spotify und Apple Podcasts.

Quelle: ntv.de

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