"Bergkönig" auf EPO Auch Ricco gedopt
17.07.2008, 15:48 UhrDie 95. Tour de France hat offenbar ihren dritten und prominentesten Dopingfall: Der zweimalige Etappensieger Riccardo Ricco (Italien) ist bei einer Urin-Kontrolle positiv auf EPO (Erythropoetin) getestet worden. Dies bestätigte die französische Antidoping-Agentur AFLD vor dem Start der 12. Etappe. Der 24-Jährige vom spanischen Team Saunier-Duval sei nach der vierten Etappe, dem Zeitfahren in Cholet, des Dopings mit dem Präparat CERA überführt worden. CERA ist ein Dopingmittel der dritten EPO- Generation. Der spanische Rennstall Saunier Duval zog direkt die Konsequenzen aus dem Vorfall um seinen Kapitän und schickte die Mannschaft erst gar nicht mehr zum Start der 12. Etappe nach Lavelanet.
Ricco hatte die beiden Bergetappen in Super-Besse Sancy und Bagneres-de-Bigorre gewonnen. Der Giro-Zweite war nach der elften Etappe am Mittwoch Gesamtneunter und fuhr im Trikot des Berg-Königs.
Gerolsteiner-Chef "sprachlos"
Beinahe sprachlos zeigte sich Hans-Michael Holczer, der Chef vom Team Gerolsteiner: "Dazu fällt mir nichts mehr ein. Ich gehe jetzt davon aus, das Ricco nicht der letzte Dopingsünder ist. Man darf es ja kaum laut sagen, aber bei ihm hatten es viele erwartet," sagte Holczer.
Vor Ricco waren bereits der Spanier Manuel Beltran (Liquigas) und erst am Mitwoch auch sein Landsmann Moises Duenas Nevado (Barloworld) ebenfalls positiv auf EPO getestet worden. Im Gepäck von Duenas Nevado wurden zudem bei einer Razzia in seinem Hotelzimmer zahlreiche medizinische Utensilien sowie verdächtige Substanzen sichergestellt. Dabei fanden die Dopingfahnder auch ein in Frankreich verbotenes Produkt. Duenas Nevado droht nun sogar eine Gefängnisstrafe.
DOSB-Präsident "entsetzt"
Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Kopfschütteln aus, zeigte sich nach dem neuerlichen Dopingfall entsetzt. "Die jüngsten Dopingfälle bei der Tour de France zeigen in erschreckender Manier, dass ein Umdenken noch nicht bei allen Beteiligten stattgefunden hat. Im Gegenteil: Es wird mit Dreistigkeit weitergedopt", sagte der frühere Weltklassesfechter der Tageszeitung "Die Welt", schloss Konsequenzen für das Olympische Straßenprogramm aber aus: "Der Ausschluss der Straßenrennen aus dem olympischen Programm halte ich im Moment dennoch für keine Lösung. Das olympische Antidoping-System ist engmaschiger als je zuvor."
Quelle: ntv.de