Sport

"Trag keine weißen Socken ..." Aufbau geistiger Zivilisation in China

Gutes Benehmen will gelernt sein - auch in China. Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele hat die Pekinger Stadtverwaltung ihren Bürgern Manieren im Umgang mit Ausländern verordnet. Aus Sorge vor einem internationalen Imageschaden verteilt die Stadtverwaltung einen Benimm-Leitfaden an vier Millionen Haushalte. Die Ratschläge: Frage Ausländer nicht nach Alter, Einkommen, schüttle ihnen die Hände nicht länger als drei Sekunden und trage keine weißen Socken zu schwarzen Schuhen. Solche Kampagnen und erzieherischen Aktivitäten verbesserten das Leben in Peking schrittweise, sagt Zheng Mojie, Vizechefin der "Kommission für den Aufbau der geistigen Zivilisation in der Hauptstadt".

Die Broschüre ermahnt die Einwohner Pekings weiter, weder allzu bunte Kleidung noch Schlafanzüge auf der Straße zu tragen. Denn an heißen Sommerabenden gehen insbesondere ältere Herren in Pekings Altstadtvierteln gern spärlich bekleidet spazieren. Auch die nicht unübliche Frage nach dem Einkommen - "wieviel verdienst du?" wird von der Kommission für tabu erklärt.

"Hört auf die Partei!"

In Deutschland herrscht seit ewigen Zeiten das unausrottbare Vorurteil, die Chinesen seien ewig höflich und lächelten immerzu. Tatsächlich sind die Umgangsformen in China ausgesprochen robust. Beim Einsteigen in den Bus wird gern gedrängelt, auf der Straße gern und viel geschimpft. Die Kommission für den Aufbau der geistigen Zivilisation soll derlei Sitten ausrotten. Seit 2006 ist das Spucken auf der Straße verboten, und auch das "zivilisierte Einsteigen" in Busse wird seit längerem propagiert. "Das Höflichkeitsniveau in der ganzen Stadt ist verbessert worden und ein gutes kulturelles und soziales Klima für den Erfolg der Olympischen Spiele ist gesichert", sagt Zheng.

Die Kampagne knüpft an eine alte chinesische Tradition an. Schon zu Zeiten des 1911 untergegangenen Kaiserreichs pflegten die imperialen Behörden ihre Untertanen mit einer unaufhörlichen Serie moralischer Ermahnungen in die Pflicht zu nehmen. Die Kommunistische Partei übernahm die Sitte - bis heute sind auf Chinas Straßen Slogans und Parolen aller Art zu sehen. Doch wo noch zu Anfang der neunziger Jahre gefordert wurde: "Rottet die sieben bürgerlichen Übel aus", sind über den großen Straßen der Hauptstadt heute Spruchbänder ganz anderen Inhalts zu finden: "Seid freundliche und zivilisierte Pekinger." Nur die Volksbefreiungsarmee zeigt sich altmodisch. In vielen Kasernen nahe der Hauptstadt werden die Soldaten per Transparent ermahnt: "Hört auf das Kommando der Partei! Dient dem Volk! Kämpft tapfer den guten Kampf!"
 

Quelle: ntv.de, Carsten Hoefer, dpa

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