Zwei Handballerinnen kündigen BVB entlässt Trainer Fuhr nach Gewaltvorwürfen
21.09.2022, 11:26 Uhr (aktualisiert)
Fuhr trainierte die BVB-Handballerinnen seit 2019.
(Foto: IMAGO/Lobeca)
Bei den Handballerinnen von Borussia Dortmund rückt der Sport in den Hintergrund. Erst kündigen zwei Nationalspielerinnen fristlos, dann reist der Spitzenklub ohne Cheftrainer zum Auswärtsspiel. Nun entbindet der BVB Coach Andre Fuhr von seinen Aufgaben - die Vorwürfe wiegen offensichtlich schwer.
Der deutsche Handball-Vizemeister Borussia Dortmund hat Cheftrainer Andre Fuhr mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das teilte der Frauen-Bundesligist mit. "Der Trainer war in den vergangenen Tagen sowohl von Spielerinnen als auch öffentlich scharf kritisiert worden, was eine Fokussierung des Kaders sowie der gesamten Abteilung auf den Handballsport nahezu unmöglich gemacht hat", hieß es der Mitteilung. Die Entscheidung über die Freistellung ist laut BVB jedoch "ausdrücklich nicht mit einer Vorverurteilung verbunden".
Fuhr hatte schon beim 38:25-Sieg der Dortmunderinnen bei der Sport-Union Neckarsulm am Samstag nicht mehr das Team betreut. Vorausgegangen waren die fristlosen Kündigungen der Spielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger. Diese hatte der Verein zunächst abgelehnt. Mittlerweile hat er ihnen aber entsprochen. Im Zusammenhang mit dieser Kündigung hatte es ein Krisentreffen gegeben, an denen auch Vertreter der Anlaufstelle bei Gewalt und Missbrauch im Spitzensport teilgenommen hatten.
Das Onlineportal Handball-World veröffentlichte eine Stellungnahme von Fuhrs Anwalt Prof. Dr. Markus Buchberger im Wortlaut. Darin heißt es, die "notwendigen Maßnahmen" seien eingeleitet worden, "jedoch ohne mit jeder Klärung direkt in die Öffentlichkeit zu gehen". Zur Art der Vorwürfe lässt sich der Rechtsbeistand nur vage ein, "dass es bei den meisten Vorwürfen um die Grenze zwischen fordernder Trainerarbeit und individuell empfundenen Grenzbereichen geht." Auch eine "unangemessene Sexualisierung" stehe im Raum: Wenn sich davon "jemand hiervon negativ berührt gefühlt hat, ist dies nicht zu kritisieren", so Buchberger.
"Borussia Dortmund arbeitet die Vorgänge gegenwärtig gewissenhaft und gründlich auf und steht dabei im Dialog mit der Anlaufstelle gegen Gewalt im Sport, die von mehreren Spielerinnen kontaktiert worden war", kommentierte der BVB in seiner öffentlichen Stellungnahme, will sich aber bis zum Ende dieser Aufarbeitung "nicht weiter zum Sachverhalt äußern". Wer die Nachfolge von Fuhr antreten soll, ließ der BVB offen.
Wer die Dortmunder zukünftig trainiert, steht noch nicht fest. Fuhr, der die Dortmunder Handballerinnen vor der Saison 2019/20 übernommen und im Spieljahr 2020/21 mit 30 Siegen in 30 Partien eindrucksvoll zur ersten deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte geführt hatte, war am Samstag in Neckarsulm von Co-Trainer Andreas Kuno vertreten worden.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 20. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa