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Wahnsinnsdreier kurz vor Schluss Basketballer holen dritten Sieg

Der Lette Freimanis will Tibor Pleis den Ball (M) abknöpfen.

Der Lette Freimanis will Tibor Pleis den Ball (M) abknöpfen.

(Foto: dpa)

Die deutschen Basketballer schließen die Vorrunde bei der EM in Litauen mit einem Sieg ab. Dank eines verrückten Schlussspurts von Heiko Schaffartzik gewinnen sie das bedeutungslose Spiel gegen Lettland, tanken Selbstvertrauen für die Zwischenrunde. Und beruhigen die Aufgeregtheiten um den frustrierten Dirk Nowitzki.

Diesmal ist der Vulkan Dirk Nowitzki nicht ausgebrochen, diesmal ist Heiko Schaffartzik explodiert. Mit einem spektakulären Dreier sechs Sekunden vor Schluss sorgte der Spielmacher bei der Basketball-EM für einen 81:80 (33:33)-Erfolg über Lettland. "Der Junge hat einfach ein großes Herz", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann nach dem Zittersieg: "Das war ein großer Abend für uns." Nach dem Sieg zum Vorrundenabschluss geht es weiter nach Vilnius zur Zwischenrunde. Dort sind Titelverteidiger Spanien, Gastgeber Litauen und Vize-Weltmeister Türkei die Gegner. Mindestens zwei von ihnen muss Deutschland schlagen.

Philipp Schwethelm dribbelt sich durch die Reihen.

Philipp Schwethelm dribbelt sich durch die Reihen.

(Foto: dpa)

Der Sieg gegen Lettland war statistisch bedeutungslos. Enorm wichtig war er nach der großen Ernüchterung gegen Serbien trotzdem: Für den Kopf, der die DBB-Mannen gegen Serbien fast kollektiv im Stich gelassen hatte. Für Youngster Robin Benzing, der eine total verkorkste erste Halbzeit nach dem Wechsel eindrucksvoll abschüttelte. Für die Moral, für die der spektakuläre Endspurt ebenso Balsam war wie der Fakt, dass Deutschland im Schlussviertel ohne die NBA-Stars Nowitzki und Chris Kaman bestand.

Sieg gegen Nowitzkis Frust

Wichtig war der Erfolg nicht zuletzt für den Teamgeist und gegen den Frust, vor allem des deutschen Superstars. Gegen Serbien hatte sich der Ärger über sich und sein Team in unterschiedlicher Intensität aus Nowitzki Bahn gebrochen. Tim Ohlbrechts Bekanntheitsgrad ist dadurch sprunghaft gestiegen. Wie Nowitzki den 23-jährigen Center nach einem groben Fehler kurz vor Schluss auf dem Parkett zusammenfaltete, wird in keinem deutschen EM-Rückblick fehlen.

Nowitzkis Gefühlsausbruch ist eine Rarität und war am Tag nach dem Serbien-Spiel noch einmal öffentlich hochgekocht worden. Das Team, so der Tenor, habe seinen Star hängengelassen. Während sich Nowitzki für den Olympia-Traum aufopfere und sein "Herz auf den Boden werfe" (Bauermann), würden andere nicht alles geben. Der unglückliche Tim Ohlbrecht war nicht der einzige, der sich angesprochen fühlen durfte. Aber er patzte ausgerechnet dann, als der Sieg gegen Serbien wider alle Wahrscheinlich wieder möglich gewesen war. Gegen Lettland ging es deshalb vor allem um die Korrektur dieses Eindrucks, der die zuvor ordentlichen Turnierleistungen überschattete.

Keine personellen Extravaganzen

Bauermann trat entspannter auf als noch am Vortag.

Bauermann trat entspannter auf als noch am Vortag.

(Foto: dpa)

Von der Papierform waren die Letten der perfekte Aufbaugegner, um etwaige Risse im deutschen Mannschaftsgefüge zu kitten. Vier Niederlagen in vier Spielen. dazu die mit Abstand jüngste Mannschaft des Turniers. Deutschland begann mit der gewohnten Starting Five. Personelle Extravaganzen verboten sich, dazu hatte sich Lettland in allen Spielen trotz der Niederlagen zu stark präsentiert. Außerdem: Nachhaltig aufgedrängt hatte sich auf der deutschen Ersatzbank auch niemand.

Das erste Ausrufezeichen setzte Center Chris Kaman mit einem schönen Block, auch die ersten Punkte erzielte der NBA-Profi. Nur von der Freiwurflinie hakte es. Sein vierter Versuch war dann so gnädig, sich in den Korb zu quälen. Bei seinen Teamkollegen fielen die Dreier nicht. So plätscherte das Spiel dahin und aus einer 11:2-Führung wurde bis zum Ende des ersten Viertels ein 15:14. Den Versuch, Ersatzleuten wie Jan-Hendrik Jagla und Tibor Pleiß Spielpraxis zu verschaffen, brach Bauermann wegen Erfolglosigkeit rasch wieder ab.

Zur Pause hatte Dirk Nowitzki die Lampen in der Siauliai Arena ausgeschossen und Lettland den Rückstand aufgeholt. Die zweite Halbzeit startete beim Stand von 33:33 bei Null und endete, unter anderem sieben Nowitzki-Punkte später, mit 56:48 für das DBB-Team. Im Schlussviertel nahmen die NBA-Stars Dirk Nowitzki und Chris Kaman komplett auf der Bank Platz, sie wurden für das Duell mit Spanien geschont. Bauermann schickte vornehmlich die Youngster aufs Feld, was zunächst gut funktionierte. Als Robin Benzing 7:17 Minuten vor Schluss mit Willenskraft und Foul auf 64:57 erhöhte, gratulierte die deutsche Bank stehend.

Benzing kämpft, Schaffartzik verzückt

Doch als Benzing drei Minuten später wieder mit Foul traf, jubelte niemand mehr übermäßig. Lettland hatte zwischendurch ausgeglichen und ging dann sogar erstmals seit einer kleinen Ewigkeit wieder in Führung. Die Halle, in die sich deutsche Fans nur in homöopathischen Dosen verirrt hatten, tobte. DBB-Spielmacher Heiko Schaffartzik brachte sie zum Schweigen.

Dirk Nowitzki feiert die entscheidenden Punkte.

Dirk Nowitzki feiert die entscheidenden Punkte.

(Foto: AP)

Mit elf Punkten in der Schlussphase, darunter zwei verrückte Dreier in der letzten Minute, gewann er seinem Team die Partie doch noch. Als Schaffartzik sechs Sekunden vor dem Ende aus einem 78:80 den 81:80-Endstand machte, stand auch die deutsche Bank wieder. Dirk Nowitzki lachte und streckte drei Finger Richtung Hallendach. Es war der größte Gefühlsausbruch, den er sich an diesem Abend erlaubte.

Quelle: ntv.de

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