Athleten in der Zwickmühle Busemann kritisiert IOC
30.03.2008, 14:49 UhrDer ehemalige deutsche Zehnkämpfer Frank Busemann wirft dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor, die Athleten bei den Olympischen Spielen in Peking in eine schwierige Lage zu bringen. "Sagt ein Athlet nichts zur Situation in China, wird er wegen Gedankenlosigkeit kritisiert. Äußert er sich und schneidet in Peking schlecht ab, muss er sich vielleicht von seinem Verband vorwerfen lassen, sich politisch engagiert, aber seine Aufgabe in der Arena vergessen zu haben", sagte der Olympia-Zweite von 1996 in Atlanta dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Busemann fordert mehr Mitspracherecht der Sportler bei der Vergabe künftiger Spiele ein: "Es muss sich hier wahrscheinlich etwas ändern, denn die Sportler haben Grund, auf die Funktionäre sauer zu sein."
Politische Spiele
Der frühere Leichtathlet ist überzeugt, dass die Olympischen Spiele in Peking politische Spiele werden. Er könne sich sehr gut vorstellen, dass Sportler ihren Unmut gegenüber den Menschenrechtsverletzungen zum Ausdruck brächten, "und ich bin gespannt, wie die Chinesen darauf reagieren".
Im Grunde aber sei der Sport nicht geeignet, in China oder anderen Ländern Dinge zum Besseren zu wenden. "Der Sport ist zu klein, um Weltgeschichte zu verändern, aber die Olympischen Spiele sind zu groß für einen Sportler, als dass er auf sie verzichten könnte."
Suche nach Protestmöglichkeiten
Viele Athleten forschen derweil nach Schlupflöchern für Proteste während der Spiele", heißt es in der "Berliner Morgenpost". "Der Sport darf zwar nicht als letzte Instanz zur Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln missbraucht werden, aber als mündige Athleten werden wir genau prüfen, was die Olympische Charta zulässt und was nicht, und den Rahmen unserer Möglichkeiten zum Protest nutzen", betonte Aktivensprecher Sebastian Schulte aus dem Deutschland-Achter.
Die seit kurzem für Peking qualifizierte Wasserball-Nationalmannschaft der Männer will "Bademäntel in Orange, in der Farbe der Mönche tragen". Laut Sören Mackeben, Spieler beim deutschen Rekordmeister Wasserfreunde Spandau 04, würde dieses Kleidungsstück nicht zur olympischen Mannschaftsausstattung gehören, die die Athleten tragen müssen. "Und Interviews gebe ich gerne auch außerhalb der Stadien", fügte Mackeben hinzu.
Hoffen auf offiziellen Segen
Der Berliner Zehnkämpfer Andr Nicklaus, Hallen-Weltmeister von 2005, hofft sogar auf den Segen der Funktionäre. "Wenn die Verbände beschließen würden, dass wir Sportler mit einer Tibetfahne ins Stadion einziehen, könnte ich mich damit identifizieren", sagte er.
"Wir können als Sportler einfach nicht mehr wegschauen, wenn im Vorfeld der Spiele systematisch Menschenrechte gebrochen werden und die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird", betonte der Olympia-Dritte im Kanu, Stefan Pfannmöller als Initiator des Netzwerks "netzathleten.de".
Quelle: ntv.de