Erste Medaille für DTB Chusovitina holt Silber
17.08.2008, 13:25 UhrKeine Medaille, aber auch keine Schmerzen mehr - der vierte Platz am Boden war für Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen eine wichtige Etappe auf dem Weg zum ersehnten Olympiasieg an seinem "Königsgerät". In den Schatten gestellt wurde der "Sporter des Jahres" aber von Oksana Chusovitina (Köln). Die Europameisterin holte Silber beim Sprung.
Die Erleichterung bei Fabian Hambüchen war deutlich spürbar: "Ich bin gut durchgekommen, der Finger tut nicht mehr weh", sagte der 20-Jährige von der TSG Niedergirmes mit lauter und fester Stimme.
Rang drei greifbar
Der Reck-Weltmeister stellte erleichtert fest, dass die Kapselverletzung am kleinen Finger der linken Hand scheinbar deutlich abgeklungen ist. Wenige Minuten konnte er sogar mit Rang drei liebäugeln, ehe der Spanier Gervasio Deferr noch an ihm vorbeizog.
Völlig happy war Oksana Chusovitina. Denn als IOC-Mitglied Sergej Bubka seiner einstigen Teamkollegin die Silbermedaille überreichte und lange die Hand drückte, war das große Glück für die 1,53 m kleine Wahl-Kölnerin perfekt.
Turn-Oma mit Weltrekord
Die 33 Jahre alte "Turn-Oma" stellte mit ihrem Triumph als älteste olympische Medaillengewinnerin im Kunstturnen nicht nur einen "Weltrekord" auf, sondern ließ auch die Stabhochsprung-Legende staunend zurück: Vor 16 Jahren in Barcelona standen die beiden Athleten noch gemeinsam im Olympiateam der GUS.
Doch während Hambüchen noch bei der Dopingkontrolle saß, sprang sich Chusovitina in die Herzen von 18.000 Zuschauern im Pekinger National Indoor Stadium. Erstmals riskierte die fünfmalige Olympiateilnehmerin beim zweiten Versuch ihren doppelten Tsukahara und wurde für dieses Risiko belohnt. "Drei Jahre hat Oksana daran gearbeitet, ich gönne es ihr so sehr", meinte ihre Heimtrainerin Shanna Poljakowa.
Die Medaille widmete die "Queen Mum" des deutschen Kunstturnens ihrem Sohn Alisher, der zu Hause vor dem Fernseher mitgefiebert hatte: "Sie gehört ihm ganz allein." Der acht Jahre alte Sprössling war vor sechs Jahren an Leukämie erkrankt, mittlerweile hat er aber diese schwere Krankheit überwunden und entwickelt sich prächtig.
"Im Kopf zehn Jahre jünger"
Beschwingt von ihrem Erfolg kokettierte die sonst so zurückhaltende Chusovitina mit ihrem für Turnverhältnisse fast biblischen Alter: "Im Kopf bin ich zehn Jahre jünger und wenn andere Sportler mit 41 Jahren noch Medaillen gewinnen, kann ich ja noch zweimal an Olympischen Spielen teilnehmen." Sie spielte damit auf die US-Schwimmerin Dara Torres an, die wenige Stunden zuvor über 50 Meter Freistil hinter der Berlinerin Britta Steffen Rang zwei belegt hatte.
So lange wird Hambüchen sicher nicht turnen, dafür waren die Blicke des deutschen Meisters schon auf den Dienstag gerichtet, wo er am Barren und anschließend vor allem am Reck seine erste olympische Medaille gewinnen möchte. "Im Training läuft es gut, da bin ich gut drauf", erklärte der Hesse, bei dem dann auch wieder Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen wieder am Gerät stehen wird. Diesmal wurde der grippegeschwächte Coach von Bundestrainer Andreas Hirsch vertreten.
Das begeisterte Publikum erlebte eine Fortsetzung der chinesischen Turnfestspiele. Am Boden siegte Mannschafts-Olympiasieger Zou Kai, sein Teamkollege Xiao Qin triumphierte am Seitpferd. Auch die Goldmedaille beim Sprung blieb in Asien, Siegerin wurde Hong Un Jong aus Nordkorea. Am Boden setzte sich die Rumänin Sandra Izbasa durch.
Andreas Frank, sid
Quelle: ntv.de