Handball-WM DHB-Frauen holen Bronze
16.12.2007, 16:16 UhrDank einer famosen Aufholjagd haben Deutschlands Handballerinnen ihre Rückkehr in die Weltspitze bei der WM in Frankreich mit der Bronzemedaille gekrönt und noch auf dem Parkett den angekündigten Party-Marathon begonnen. Das erste Edelmetall seit zehn Jahren sicherte sich das Team um die WM-Torschützenkönigin Grit Jurack durch ein 36:35 (32:32, 11:18) n. V. im Spiel um Platz drei gegen Rumänien in Paris. Dabei hatten die Deutschen neun Minuten vor Ende der regulären Spielzeit noch mit sieben Toren zurückgelegen. Russland verteidigte anschließend seinen Titel mit einem 29:24 (16:12) im Finale gegen Norwegen erfolgreich.
Nach dem Abpfiff des Krimis im Spiel um Platz drei flossen bei den deutschen Frauen dann auch die Freudentränen. "Jetzt haben wir endlich diese Medaille, die wir uns echt verdient haben. Wir haben immer an uns geglaubt", jubelte die in der Verlängerung grandios haltende Keeperin Clara Woltering (Bayer Leverkusen).
Den bitteren Tränen über die unglückliche 30:33 (16: 19)-Niederlage im Halbfinale gegen Europameister Norwegen folgte einen Tag später der große Jubel über den Sprung zurück unter die drei weltbesten Teams. "Diese Mannschaft ist der Wahnsinn, sie lebt den Teamgeist. Ich bin stolz auf alle", erklärte Bundestrainer Armin Emrich, während auch DHB-Vizepräsident Reiner Witte ein durchweg positives Fazit zog: "In den vergangenen Jahren waren wir an der Weltspitze dran, jetzt sind wir mittendrin."
Vor 14.000 Zuschauern im ausverkauften Palais Omnisports besiegelten Jurack (12 Tore/Viborg HK) in ihrem 250. Länderspiel und Maren Baumbach (9/FC Kopenhagen) im "kleinen Finale" gegen Rumänien die Revanche für die Hauptrundenpleite (24:32). Jurack sicherte sich zudem mit insgesamt 85 Treffern die Trophäe der WM-Torschützenkönigin.
In der ersten Halbzeit offenbarte die Sieben von Emrich ungewohnte Wurfschwächen und fand ihre Meisterin in der rumänischen Torhüterin Luminita Dinu. In der Abwehr taten sich große Lücken auf, die besonders Adina Mairosu (12) nutzte. Den zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand konnte der WM-Sechste von 2005 zwar dank eines konzentrierten Beginns nach dem Wechsel egalisieren (19:19/42.), doch Rumänien zog erneut davon (28:21/51. ). Allerdings bewiesen die Deutschen ihr großes Kämferherz und glichen quasi mit dem Schlusspfiff zum 32:32 durch Baumbach aus. In der Verlängerung behielt die DHB-Formation dann kühlen Kopf.
Nach dem triumphalen Abschluss waren auch die Erinnerungen an die bitteren Stunden nach der verpassten Finalteilnahme - es wäre die erste seit dem Titelgewinn von 1993 gewesen - vergessen. Im Halbfinale gegen die favorisierten Norwegerinnen hatten die Deutschen nach einer beeindruckenden Aufholjagd noch zum 29:29 (55.) ausgleichen können, ehe der Europameister auf 33:29 (59.) davonzog. "Wir waren ganz nah dran, wir haben sie über weite Strecken sogar kontrolliert. Dann haben aber viele kleine Dinge den Ausschlag gegen uns gegeben", resümierte Emrich mit einer kleinen Träne im Knopfloch.
Doch nach dem vierten Platz bei der EM im vergangenen Jahr und Rang sechs bei der WM 2005 bestätigte das Abschneiden in Frankreich den kontinuierlichen Aufschwung unter Emrich, der sich jetzt neue Impulse für die Basis verspricht. "Der entscheidende Schritt ist immer der Erfolg der Nationalmannschaft. Und das Erreichen des Halbfinals war ein solcher", sagte der 56-jährige Emrich und betonte nach dem besten WM-Ergebnis seit dem Gewinn von Bronze 1997: "Der Handball hat in Deutschland gewaltig zugelegt, der Frauenhandball zuletzt auch."
Und die Perspektiven sind rosig: Nach zwölfjähriger Durststrecke winkt der DHB-Auswahl die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Durch den Halbfinal-Einzug erspielte sie sich das Heimrecht für eines der drei olympischen Qualiturniere im März 2008. Als Austragungsort ist Leipzig vorgesehen.
Das Emrich-Team will in der aktuellen Konstellation zusammenbleiben. Zudem kehrt die bei der WM wegen einer Schulterverletzung fehlenden Anja Althaus (Viborg HK) als abwehrstarke Leistungsträgerin zurück.
Von Alexandra Fischer, sid
Quelle: ntv.de