Handball-Wunder bleibt aus DHB-Team unterliegt Frankreich
24.01.2010, 18:31 UhrNach einer emotionalen Achterbahn-Fahrt verlieren die deutschen Handballer bei der EM den Hauptrundenauftakt gegen die favorisierten Franzosen. Durch die knappe Niederlage steht fest, dass das Halbfinale ohne deutsche Beteiligung stattfinden wird.
Trotz einer furiosen Aufholjagd in der zweiten Halbzeit ist Deutschland bei der Europameisterschaft in Österreich mit einer Niederlage in die Hauptrunde gestartet. Gegen Olympiasieger und Weltmeister Frankreich verlor das DHB-Team mit 22:24 (10:12). Einen Tag nach dem Tod des ehemaligen Team-Kollegen Oleg Velyky spielte der EM-Vierte zwar einmal mit Leidenschaft und Herzblut, aber letzlich glücklos. Bester deutscher Werfer war Torsten Jansen (5/2).
"Gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner wie Frankreich haben wir nie aufgegeben und sind fast noch rangekommen. Ich kann den Spielern keinen Vorwurf machen, es fehlt eben noch die internationale Erfahrung", sagte Bundestrainer Heiner Brand unmittelbar nach dem Handball-Krimi, der das vorzeitige Aus im Kampf um die Halbfinalteilnahme bedeutete: "Wenn man zu viele Fehler macht, ist es schwer zu gewinnen. Vier schnelle Gegentore direkt nach der Halbzeit - das war der Knackpunkt."
Mit einer Schweigeminute vor Spielbeginn hatten die Teams und die 8200 Zuschauer in der ausverkauften Olympiahalle des am Vortag verstorbenen Oleg Velyky gedacht. Die deutschen Spieler hatten zudem wie angekündigt am linken Arm einen Trauerflor angelegt, um so an ihren ehemaligen Mitspieler zu erinnern. Der gebürtige Ukrainer, der in der Bundesliga zuletzt für den HSV Hamburg gespielt hatte, war am Samstag in Kiew im Alter von nur 32 Jahren an Krebs gestorben. "Er war unser Freund. Wir werden versuchen, den Kopf frei zu bekommen und auch für ihn zu spielen", hatte Kapitän Michael Kraus versprochen.
Defensive erneut das Prunkstück
Die kurze Trauerzeit schien die deutsche Mannschaft noch enger zusammengeschweißt zu haben. Mit großem Engagement und Einsatz stürzte sich der WM-Fünfte in das 67. Duell mit dem Olympiasieger und Weltmeister. Vor allem in der Defensive bot die DHB-Auswahl eine Glanzleistung. So eroberte sie Bälle und wandelte unter anderem durch zwei Kontertore einen 2:4-Rückstand (10.) in eine 6:4-Führung (14.) um.
Fortan entwickelte sich eine packende Partie zweier gleichwertiger Teams. Frankreich eroberte mit 7:6 (18.) zurück, die deutsche Mannschaft glich beim 9:9 (24.) wieder aus. Dann aber häuften sich schon so oft in diesem Turnier die Fehler im Angriffsspiel des EM-Vierten, der sich dadurch um den Lohn seiner intensiven Abwehrarbeit. Bis zur Pause geriet die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand dadurch mit 10:12 ins Hintertreffen.
Hänger nach Wiederanpfiff
Nach Wiederanpfiff geriet der WM-Fünfte völlig von der Rolle. Ohne Ideen und Durchschlagskraft gingen im Angriff reihenweise Bälle verloren. Fünf torlose Minuten nutzten die Franzosen gnadenlos aus und zogen mit fünf Treffern hintereinander auf 17:10 (35.) davon. Danach brachte Brand den erst am Vortag nachnominierten Martin Strobel, der mehr System und Ordnung in die Offensive bringen sollte.
Der 23-jährige Lemgoer, für den dessen Club-Kollege Carsten Lichtlein als dritter Torhüter die EM verließ, mühte sich redlich, aber erfolglos. Denn weiterhin trafen er und seine Teamkollegen das von Welthandballer Thierry Omeyer (Kiel) gehütete Tor der Franzosen trotz klarer Chancen nicht. Nach dem 15:22 (49.) setzte die deutsche Mannschaft einmal mehr zu ihren mitreißenden Aufholjagden an. Mit der in den Spielen zuvor gezeigten Leidenschaft kam sie Tor um Tor bis auf 20:22 (54.) heran. Doch zu einem Wunder reichte es nicht mehr.
Quelle: ntv.de, dpa