Kubacki schlägt Granerud knapp DSV-Springern droht bitterste Tournee seit vielen Jahren
04.01.2023, 15:30 Uhr
Andreas Wellinger sprang in Innsbruck nicht weit genug, um seine gute Position in der Gesamtwertung zu behaupten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Vierschanzentournee beginnt aus deutscher Sicht vor Silvester vielversprechend, beim zweiten Springen aber setzt die Ernüchterung ein. Nun, bei der dritten Station gibt es ein Desaster. An der Spitze liefern sich zwei Überspringer ein spektakuläres Duell.
Dawid Kubacki jubelte mit nach oben gereckten Fäusten über den Tagessieg, die deutschen Skispringer erlebten ein Debakel: Bei der grandiosen Flugshow des siegreichen Polen bei der Vierschanzentournee in Innsbruck spielten die Deutschen ohne Karl Geiger nur Nebenrollen. Als bester aus dem Team von Bundestrainer Stefan Horngacher belegte Youngster Philipp Raimund den 13. Platz. Kubacki setzte sich auf der Bergiselschanze vor Halvor Egner Granerud durch. Für eine große Aufholjagd im Kampf um den goldenen Adler war Kubackis Vorsprung vor dem Norweger allerdings zu klein. Granerud geht als großer Favorit ins Tournee-Finale. Dritter wurde der Slowene Anze Lanisek.
Vor dem letzten Springen am kommenden Freitag in Bischofshofen verlor Andreas Wellinger seine gute Ausgangsposition in der Gesamtwertung: Nach Innsbruck war der zweifache Olympiasieger als Sechster gereist, im Tourneefinale muss er um einen Platz in den Top 10 kämpfen. Zuletzt hatte es 2011 kein deutscher Springer unter die ersten Zehn der Gesamtwertung geschafft, damals schloss Michael Uhrmann die Tournee als Elfter ab. 1995 scheiterte das seinerzeit von Jens Weißflog angeführte deutsche Aufgebot an den Toprängen. "Die Stimmung im Team ist beschissen", sagte der Dreifach-Weltmeister von 2019, Markus Eisenbichler.
"Haben Schläge zu verdauen"
Zuletzt hatten die deutschen Springer immer mindestens um einen Podestplatz gekämpft. Davon sind sie nun extrem weit entfernt. Der vor der Reise nach Österreich fünftplatzierte Geiger hat keine Chance mehr, vorne anzugreifen. Auch Andreas Wellinger bestätigte seine zuvor ansteigende Form auf der beeindruckenden Schanzenanlage mit Blick auf die Nordkette nicht. Er landete auf dem 18. Rang. Eisenbichler war schon zufrieden, erstmals bei dieser Tournee den zweiten Durchgang erreicht zu haben.
"Wir haben ein paar Schläge zu verdauen. Das ist nicht so einfach", sagte Teammanager Horst Hüttel schon vor dem stimmungsvollen dritten Tournee-Wettkampf vor 18 700 Zuschauern in der ARD. Auch wenn es in dieser Saison vor dem Höhepunkt rund um den Jahreswechsel schon nicht wirklich gut gelaufen war: Derart enttäuschende Auftritte waren nicht zu erwarten gewesen. Kurz vor der Tournee hatte Bundestrainer Stefan Horngacher sogar gesagt, "noch nie mit so einer guten Mannschaft zu einer Vierschanzentournee gefahren" zu sein. Seine Athleten bestätigten den Österreicher nicht.
"Extrem schade und bitter"
Während Kubacki und Granerud am Bergisel große Flug-Kunst zeigten, schaute Deutschlands bester Springer Fernsehen. "Karle Kopf hoch", stand auf einer Fahne im Stadion hoch über der Stadt. Erstmals seit März 2018 war Geiger am Dienstag in einer Weltcup-Qualifikation gescheitert. Statt wie erhofft die Stärksten der ersten beiden Tourneespringen herauszufordern, schaute sich der Oberstdorfer den Wettkampf aus dem Teamhotel an. Mit einer Videobotschaft meldete er sich zu Wort. "Es ist extrem schade und bitter, aber ich werde nicht aufgeben", sagte Geiger in dem Beitrag, der in der ARD während des ersten Durchgangs ausgestrahlt wurde.
Schon an diesem Donnerstag (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) ist er in der Quali für den Tournee-Abschluss in Bischofshofen gefordert. Dort will sich Geiger wieder stabilisieren. Das Bergisel-Debakel soll ein Ausrutscher bleiben, spätestens zur WM in Planica im Februar soll die gute Form wieder da sein. Dass ihn sein Patzer nachhaltig aus dem Tritt bringt, glaubt Horngacher nicht. "Nein, das sicher nicht", sagte der 53-Jährige. "Karl hat schon so viele Höhen und Tiefen durchlebt. Der lässt sich nicht unterkriegen. Der kommt wieder nach oben - definitiv." Horngacher ergänzte: "Jetzt braucht er Hilfe von uns, von den Trainern."
Quelle: ntv.de, ter/dpa