Boykott "törichte Idee" Danckert über Olympische Spiele
04.10.2007, 13:13 UhrDer Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Peter Danckert, hat Boykott-Aufrufen für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking eine entschiedene Absage erteilt: "Ein Boykott ist eine törichte Idee. Es hat sich gezeigt, dass diese Dinge politisch gar nichts gebracht haben", sagte er in Schanghai.
Letztlich hätten alle Länder, in denen Olympische Spiele stattgefunden haben, davon profitiert, betonte Danckert. Die Spiele würden in allen Bereichen Fortschritte nach sich ziehen, auch beim Thema Menschenrechte: "Dass sich China abschottet und sich nicht mehr in die Karten schauen lassen will, das gehört der Vergangenheit an. So habe es schon bei der Pressefreiheit für Ausländer deutliche Verbesserungen gegeben: "Und ich gehe davon aus, dass sie anhalten."
Danckert hatte mit weiteren Mitgliedern des Sportausschusses Peking besucht, das Finale der Frauenfußball-WM zwischen Deutschland und Brasilien (2:0) verfolgt und die Eröffnungsfeier der 12. Special Olympics erlebt.
Kritisch äußerte sich der SPD-Politiker zur Bespitzelung deutscher Journalisten am Rande der Frauenfußball-WM: "Das werden wir so nicht akzeptieren. Das spricht nicht für die Einhaltung der Garantien der chinesischen Regierung, die im Zusammenhang mit der Vergabe der Olympischen Spiele in Sachen Menschenrechte und Pressefreiheit gemacht worden sind", sagte Danckert.
Für eine Anhörung im Sportausschuss zum Thema Olympia und Menschenrechte im Januar 2008 haben die Chinesen zwar noch keine endgültige Zusage gegeben, aber tendenziell ihr Interesse zur Teilnahme bekundet. Man müsse ihnen die Chance geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen, sagte Danckert, der grundsätzlich an dauerhafte Veränderungen im Reich der Mitte glaubt: "Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Sie hat noch nicht in allen Teilen des Landes eingesetzt, aber das kann man bei 1,3 Milliarden Menschen auch nicht erwarten."
Skeptisch sieht der Ausschuss-Vorsitzende die Dopingproblematik im Reich der Mitte. Seine Zweifel beruhen vor allem auf der Tatsache, dass unabhängige Kontrolleure der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) noch immer nicht unbemerkt von Sportlern und Verbänden ins Land einreisen dürfen. Das müsse sich ändern. "Alles andere ist nichts wert. WADA und das Internationale Olympisches Komitee haben eine ganz besondere Verpflichtung, das sicherzustellen. Die müssen geschlossen ihre Forderungen formulieren", sagte Danckert.
Doch auch in diesem Bereich hat Danckert eine positive Entwicklung ausgemacht. Die Chinesen seien in diversen Sportarten nicht mehr so dominant, wie man das erwartet habe. Das könnte dafür sprechen, dass auch in der Provinz das Thema Doping ernster genommen würde, meinte er, denn "wenn ein Dutzend Chinesen während Olympia positiv getestet würde, wäre das die größte Schande für China".
Im Hinblick auf den organisatorischen Ablauf der Spiele zeigte sich Danckert davon überzeugt, dass die Gastgeber 2008 "alles tun werden, dass niemand etwas zu klagen hat".
Von Marcel Grzanna, sid
Quelle: ntv.de