WM-Medaille für Emma Aicher? Das Ski-Einhorn entwickelt sich zur "Rakete"
07.02.2025, 13:23 Uhr
Im Super-G jubelte Aicher über Platz sechs. Geht es höher hinaus?
(Foto: dpa)
Das deutsche Team der Skirennfahrer reist ordentlich ramponiert zur Weltmeisterschaft. Doch eine große Hoffnungsträgerin ist am Start: Emma Aicher, gerade mal 21 Jahre alt. Ihr Potenzial hat sie bislang nur angedeutet - und schon das hat ihr Medaillen eingebracht.
Andreas Puelacher war ziemlich baff. Als der erfahrene Cheftrainer der deutschen Skirennläuferinnen sah, wie ausgelassen Emma Aicher bei der WM über ihren unerwarteten sechsten Platz im Super-G jubelte, da ahnte er, dass etwas in Bewegung geraten ist. "Holla, Fräulein, jetzt hast du Lunte gerochen", schoss es ihm durch den Kopf. Heißt: Die 21-Jährige hat wohl endlich begriffen, wie gut sie sein kann.
Nun, da es bei Aicher "klick" gemacht hat: Könnte schon bei dieser WM eine Medaille herausspringen? Etwa in der Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr/ARD und ZDF)? In den drei Trainingsläufen kam die hochbegabte Allrounderin auf die Ränge vier, acht und drei - trotz einer jeweils hohen Startnummer. "Es kommt jetzt darauf an: Wie weit traut sie sich das zu?", erklärt Puelacher. Zu Aicher hat er deshalb gesagt: "Du könntest ja, also häng dich rein." Und dann? "Schau'n wir mal."
Aicher gewann schon 2021 eine WM-Medaille
Dass Emma Aicher, aufgewachsen als Tochter einer schwedischen Mutter und eines deutschen Vaters, ein riesiges Potenzial besitzt, das wissen sie im Deutschen Skiverband (DSV). Sie haben Aicher auch schon sehr früh mitgenommen zu den großen Wettbewerben. Bei der WM 2021 gewann sie mit dem Team Bronze, bei Olympia 2022 Silber. Sie ist eine Allrounderin, fährt auch bei dieser WM jede Disziplin und ist damit eine Art Einhorn. Ihr Talent, ihr Können belebt die Fantasie.
Der Slalom ist Aichers beste Disziplin, doch schon im Super-G fuhr Aicher mit der späten und damit ungünstigen Startnummer 20 nur um 0,28 Sekunden an Bronze vorbei - "wenn mir das vorher einer gesagt hätte, hätte ich dankend angenommen", sagt Puelacher. Und doch hatte er ein "weinendes Auge", denn: Es hätte ja mehr sein können. Weshalb Puelacher zu Aicher hinterher auch sagte: "Was ist mit dir eigentlich los, bist du wieder eingeschlafen?" Nicht böse gemeint war das, aber: "Ich muss sie immer fordern, die Dame."
Puelacher weiß um die Hoffnungen des DSV, "der Verband braucht Ergebnisse, klar". Aber der Österreicher, lange Jahre bei seinem Heimatverband unter Vertrag, bittet noch um Geduld mit Aicher. "Wir wissen, was sie kann", sagt er, Aicher wisse das schon auch, aber: "Trotzdem muss die Frau auch arbeiten, und das realisiert sie so langsam." Seine Devise: Lasst sie in Ruhe Schritt für Schritt gehen, "sie muss hier keine Medaille machen, es wäre schön, aber sie muss nicht."
Die Medaillen werden schon kommen, prophezeit Puelacher: "Ich behaupte, sie wird eine Rakete." Auf der Startrampe steht sie bereits. Und vielleicht hebt sie schon am Samstag ab.
Quelle: ntv.de, ara/sid