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"Es brennt etwas in mir"Das kuriose Comeback des Wartestand-Boxers

11.05.2021, 16:27 Uhr
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Mahmoud Charr (links) tritt gegen Christopher Lovejoy an - und nicht etwa gegen Anthony Joshua oder Tyson Fury. (Foto: imago images/Eduard Bopp)

Mahmoud Charr kehrt nach dreieinhalb Jahren in den Ring zurück. Weltmeister ist er nicht mehr, sondern Weltmeister im Wartestand. Die Umstände des Verlusts seines Gürtels sind kurios - und auch das Comeback kann nicht in geordneten Bahnen stattfinden.

Mahmoud Charr träumte von glamourösen Kampfabenden gegen die Joshuas oder Furys dieser Welt, aber die harte Realität war eine andere. Im Sportstudio Baaden in Köln kehrt der "Weltmeister im Wartestand" am Samstag (22.10 Uhr) dreieinhalb Jahre nach seinem vielbeachteten WM-Triumph in den Ring zurück. Hinter Charr liegen bewegte Zeiten, ein erneuter Aufstieg in den Box-Olymp scheint fraglich.

Sein Ziel, so der 36-Jährige am gestrigen Montag, sei es, "noch den ganz großen Kampf zu bekommen gegen Anthony Joshua oder Tyson Fury". Momentan sind die beiden Könige des Schwergewichts für Charr, der sich einst "Manuel" nannte, jedoch meilenweit entfernt. Sein Gegner am Wochenende beim Comeback heißt Christopher Lovejoy (USA), 37 Jahre alt und in allen 19 Profikämpfen unbesiegt. Dass Charr aber überhaupt wieder boxt, lässt sich schon als Erfolg werten.

Don King ist schuld?Charr will ganz großen Kampf - und Rache

Erst vor Kurzem hatte Charr, lange regulärer Weltmeister des Verbandes WBA, seinen Gürtel am Grünen Tisch verloren. Derzeit wird der Kölner als "Champion in Recess" (Weltmeister im Wartestand) geführt. Der Titel war ihm aberkannt worden, nachdem er diesen Anfang des Jahres nicht gegen Trevor Bryan (USA), Schützling der Promoter-Legende Don King, in den Staaten verteidigen konnte. Verantwortlich machten Charr und sein Promoter Erol Ceylan dafür King. Dieser habe verhindert, dass Charr das nötige Visum bekam.

"Es ist nicht zustande gekommen, weil Don King eine Unterschrift nicht gemacht hat für das P1-Visum. Er hat den Kampfvertrag nicht unterschieben", so Charr: "Erol hat gesagt: Das ist Schikane von Don King. Der wird den Kampf gegen dich niemals führen, weil er wusste, dass sein Boxer gegen mich verliert." Auch in den Jahren zuvor war es aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen eines positiven Dopingtests und der Corona-Pandemie, nie zu Charrs erster Titelverteidigung gekommen.

Auch sein kommender Gegner Lovejoy ist ein Schützling Kings, und Charr wie Ceylan ließen durchblicken, dass King auch diesen Fight zu verhindern versucht. Davor hatte Charr zuletzt am 25. November 2017 im Ring gestanden, als er gegen den Russen Alexander Ustinow den WBA-Titel gewann. Danach folgte eine mediale Posse um einen deutschen Pass, den Charr erst später eingestand, nicht zu besitzen. Nun will er jedoch wieder angreifen: "Ich hätte vielleicht aufhören können, aber ich bin noch nicht am Ende", sagte er: "Es brennt etwas in mir."

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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