Söderholms knifflige Mission Dem Bundestrainer droht ein Horrorszenario
01.10.2020, 05:51 Uhr
Wann kann Toni Söderholm mit seinen Nationalspielern wieder so jubeln?
(Foto: imago images / ActionPictures)
Bundestrainer Toni Söderholm fürchtet ein Horrorszenario: Wenn die DEL nicht spielt, muss er irgendwie seine Nationalspieler fit für die WM im Frühjahr bekommen - und das wird ohnehin schon ein kompliziertes Unterfangen aufgrund der lange Corona-Pause.
An das Horrorszenario, den möglichen Komplett-Shutdown, mag Toni Söderholm gar nicht denken. Der Bundestrainer macht sich auch so schon genug Sorgen um das Eishockey. Selbst eine erneute Verschiebung des Saisonstarts in der DEL wäre für den Finnen "katastrophal" und käme einer "sehr schwierigen Situation für die Nationalmannschaft" gleich - von einer Absage ganz zu schweigen.
Söderholms Mission ist ja auch so schon knifflig genug. Der 42-Jährige ist um seine Aufgabe in diesen schwierigen Corona-Zeiten nun wahrlich nicht zu beneiden: Er muss ein Team formen und damit die Weichen für eine erfolgreiche WM in Belarus und Lettland im nächsten Jahr sowie bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking stellen. Dabei weiß keiner so richtig, wann und wie überhaupt wieder gespielt oder in den Klubs trainiert wird.
In Füssen versammelte Söderholm in den vergangenen Tagen einen Kader mit Spielern um Jungstars wie Tim Stützle, Moritz Seider oder Dominik Bokk, die seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr auf dem Eis standen. Erstmals seit Februar (!) traf sich damit wenigstens ein Teil der Nationalmannschaft, die demnächst den traditionellen Deutschland Cup (5. bis 8. November) in Krefeld gewinnen will. Im Moment sei wirklich "jeder Eiskontakt" der Spieler auf dem Weg zur WM und Olympia "sehr, sehr wichtig", sagte DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel.
Testspiele gegen englische Teams?
Angesichts der ungeklärten Zukunft in der DEL - deren Klubs bis Freitag auf finanzielle Zusagen aus der Politik hoffen, um den geplanten Start am 13. November halten zu können - zeigte Söderholm Verständnis für seine grübelnden Spieler. Diese müssten "ein Ziel und eine Richtung haben, dass fehlt jetzt ein bisschen", sagte der 42-Jährige. Er könne verstehen, dass es unter diesen außergewöhnlichen Umständen "nicht leicht ist, sich Woche für Woche zu motivieren".
Diese Ungewissheit darüber, wie es überhaupt weitergeht, zerrt eben an den Nerven. Zumal in anderen Ländern wie Schweden, Finnland, Tschechien oder Österreich die Liga ihren Betrieb schon wieder aufgenommen hat - oder der Neustart unmittelbar bevorsteht. Das stört auch Söderholm "am meisten", weil er und seine Cracks dadurch natürlich einen massiven Wettbewerbsnachteil haben.
Sollte die DEL-Saison aus finanziellen Gründen wirklich ausfallen, "dann würde ich England als erstes anrufen", sagte Söderholm. Denn auf der Insel steht der Puck ebenfalls still, Söderholm würde sich im Fall der Fälle dann um möglichst viele Testspiele für seine Auswahl bemühen. Doch so weit soll es gar nicht erst kommen. Ein weiterer Eishockey-Shutdown in Deutschland würde "Überlegungen" nach sich ziehen, "die man eigentlich nicht machen will", sagte Söderholm.
Quelle: ntv.de, dbe/sid