Bälle, Rekorde, Sensationen Der etwas andere Saisonrückblick
24.05.2009, 20:24 UhrDer abgelaufenen Bundesliga-Saison mangelte es nicht an Unterhaltungswert. Nicht nur der spannende Meister- und Abstiegskampf sorgte für Schlagzeilen: In Bremen wurde aus einer Papierkugel ein Kultobjekt, in München aus einem Rathausbalkon-Interview ein Ärgernis. Dazu wurden Rekorde gebrochen, auf und abseits des Platzes. Teil 1 des Rückblicks.
Tore
Die Fußball-Bundesliga verwöhnte ihre Fans in der Saison 2008/09 mit insgesamt 894 Toren, umgerechnet 2,922 Treffer pro Partie. Wenngleich die zuletzt in 2003/04 überbotene 900er-Marke wieder knapp verfehlt wurde, trafen die Profis im Vergleich zur Vorsaison (860 Tore) immerhin 34-mal öfter ins gegnerische Netz.

Grafite erzielte mit 28 Toren die meisten Treffer in der Bundesliga und war damit ein Meisterschaftsgarant für Wolfsburg
(Foto: AP)
Die Krone des besten Torschützen setzte sich der Brasilianer Grafite von Meister VfL Wolfsburg mit 28 Saisontreffern auf. Sein Sturmkollege Edin Dzeko traf nur zweimal weniger. Mit insgesamt 54 Treffern überboten das Sturmduo der "Wölfe" den Rekord des Bayern-Angriffs mit Gerd Müller und Uli Hoeneß von jeweils 53 Treffern in den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 um einen Treffer. Insgesamt überschritten vier Stürmer 2008/09 die Marke von 20 Saisontoren. Dies gab es zuletzt in der Spielzeit 1986/87.
Eigentore
Insgesamt 19 Spieler erzielten 2008/09 ein Eigentor. Am 34. und letzten Spieltag trafen in Mario Eggimann (Hannover), Khalid Boulahrouz (Stuttgart), Anthar Yahia (VfL Bochum) und Sebastian Prödl (Werder Bremen) gleich vier Spieler ins eigene Netz und stellten damit einen Negativ-Rekord für einen Spieltag auf.
Die bisherige Höchstmarke von drei Selbsttoren wurde bislang sechsmal in der Geschichte aufgestellt. Die meisten Eigentore (33) wurden 2001/02 erzielt, die wenigsten (10) 1966/67.
Zuschauer
Die Bundesliga lockte die Fans in der abgelaufenen Saison erneut in Scharen in die Stadien und stellte mit insgesamt 13.013.422 Besuchern einen Rekord auf. Erstmals in der Geschichte der höchsten deutschen Spielklasse pilgerten mehr als 13 Millionen Besucher durch die Stadiontore, umgerechnet 42.528 pro Spiel. Dies bedeutet einen Zuwachs von fast einer Million Fans im Vergleich zum Vorjahr beziehungsweise um rund 800.000 gegenüber der Rekordmarke aus der Saison 2005/06.
Auch die Spieltagskulissen in der 46. Bundesliga-Saison sorgten für Aufsehen: Am 33. Spieltag kam zu den neun Spielen der Rekordbesuch von insgeamt 458.633 Fans, 50.959 pro Partie. Bei acht von 34 Spieltagen wurden mehr als 400.000 Zuschauer gezählt - auch dies bedeutet einen Rekord. Der Gesamtbesuch in der Bundesliga stieg seit der Premiere von 1963 auf über 363 Millionen Zuschauer. In den 14.018 Spielen wurde ein Schnitt von 25.959 Besuchern erreicht.
Platzverweise
Nicht ganz so friedlich wie im Vorjahr ging es auf den Bundesliga-Spielfeldern zu. Den 50 Feldverweisen aus dem Vorjahr (24 Rote, 26 Gelb-Rote Karten) stehen aktuell 30 Rote und 32 Ampelkarten gegenber. Als letzten Sünder erwischte es am Samstag den Leverkusener Arturo Vidal zum zweiten Mal in der Saison. Die "bösesten Buben" der Spielzeit kamen aus Bochum, wo sieben Spieler dreimal mit Rot und viermal mit Gelb-Rot vorzeitig in die Kabinen mussten.

Glückwunsch! Andrej Woronin sah die 1000. Rote Karte der Bundesligageschichte
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ohne Feldverweis kamen nur Aufsteiger Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart aus. Andrej Woronin von Hertha BSC Berlin sah die 1000. Rote Karte der Bundesliga-Geschichte, der Bielefelder Christopher Katongo die Gelb-Rote Karte Nummer 700.
Elfmeter
77-mal zeigten die Unparteiischen 2008/09 auf den ominösen Punkt, 17-mal häufiger als im Vorjahr. 59 Strafstöße wurden verwandelt, zwölfmal blieben die Torhüter im Duell Sieger, sechs Elfmeter gingen neben das Tor oder an den Pfosten.
Die Erfolgsquote von knapp 77 Prozent liegt leicht über dem Durchschnitt der Historie. Die Gesamtzahl der Strafstöße seit 1963 stieg auf 3955, davon wurden 2939 (74 Prozent) vollstreckt.
Orakel
Mit dem Titelgewinn des VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga 2008/09 wurde das Gesetz der Serie unterbrochen: Der Hinrunden-Erste wurde am Saisonende nicht deutscher Meister. In 31 von bislang 46 Fällen hatte dieses Orakel, wonach das punktbeste Team nach der Hinrunde auch am Ende den Titel errang, gestimmt. Die Werkself schaffte sogar das Kunststück, als Vorrunden-Neunter den Meistertitel zu erringen - einmalig in der Bundesliga-Geschichte.
Aufsteiger und Herbstmeister 1899 Hoffenheim konnte zudem sein hohes Niveau aus der Vorrunde in der zweiten Halbserie nicht bestätigen. Die Kraichgauer beendeten die Saison 2008/09 als Tabellensiebter, so schlecht wie zuvor kein Hinrundensieger. Als zuvor schlechtester Herbstmeister wurde Eintracht Frankfurt 1993/94 Fünfter.
Meistertrainer

Felix Magath steht ab sofort in einer Liste mit Trainerlegenden wie Udo Lattek und Otto Rehhagel.
(Foto: AP)
Felix Magath vom VfL Wolfsburg gelang als siebtem Trainer in der Geschichte der höchsten Deutschen Spielklasse das Kunststück, mit zwei Vereinen deutscher Meister zu werden.
In dieser Ehrenliste befinden sich außerdem Udo Lattek (Bayern München/Gladbach), Hennes Weisweiler (Gladbach/Köln), Otto Rehhagel (Bremen/Kaiserslautern), Max Merkel (1860 München/Nürnberg), Ottmar Hitzfeld (Borussia Dortmund/Bayern) und Branko Zebec (Bayern München/Hamburg).
Quelle: ntv.de, dpa/sid