Blamage erstmals seit 2012Deutsche Tennis-Frauen stürzen brutal in die Zweitklassigkeit

Blamage perfekt, dieses Heimturnier geht gründlich in die Hose. Die deutschen Tennisspielerinnen müssen erstmals seit 13 Jahren eine Etage tiefer - und "sind am Boden zerstört".
Ella Seidel schlug sich verbittert mit dem Schläger auf die Wade, auch das Talent konnte die deutschen Tennis-Frauen nicht mehr retten. Eindrucksvoll hatte sich Seidel ins Match zurückgekämpft, am Ende stand jedoch ein 0:6, 4:6 gegen Hanne Vandewinkel - und damit das 0:2 gegen Belgien: Zum ersten Mal seit 2012 steigt die Auswahl des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) wieder aus der Weltgruppe ab, es geht im kommenden Jahr in der internationalen Zweitklassigkeit weiter.
"Das ist natürlich sehr enttäuschend, alle sind am Boden zerstört. Das haben wir uns anders vorgestellt", resümierte Teamchef Rainer Schüttler knapp. Am Sonntagnachmittag bereits hatte Anna-Lena Friedsam ihr Einzel gegen Jeline Vandromme 6:7 (0:7), 6:2, 3:6 verloren, auf Seidel lastete damit viel Druck. Nach der entscheidenden Niederlage der 20-Jährigen wurde das Doppel dann gar nicht mehr ausgespielt.
Dabei hatte Deutschland nach der überraschenden 1:2-Auftaktpleite gegen die Türkei sogar noch eine zweite Chance bekommen, am Samstag entkam das Team dem vorzeitigen Abstieg nur hauchdünn und ohne eigenes Zutun: Zwei Matchbälle vergaben die Türkinnen gegen Belgien und somit auch den Gruppensieg. Aber auch aus ihrem zweiten Anlauf machten die Spielerinnen um Debütantin Seidel viel zu wenig - kämpften dabei aber auch mit erschwerten Umständen.
Oberschenkelverletzung stoppt Eva Lys
Denn neben der ohnehin verschärften Drucksituation ereilte die nächste große Hiobsbotschaft die Spielerinnen am Entscheidungstag bereits vor dem ersten Schlagabtausch auf dem Feld: Die deutsche Nummer eins Eva Lys musste kurzfristig aufgrund einer Oberschenkelverletzung passen. Nach den Ausfällen von Tatjana Maria und Laura Siegemund kurz vor dem Turnierstart fehlten damit am Abschlusstag in Ismaning gleich alle deutschen Top-50-Spielerinnen. Ihr Auftaktspiel am Freitag hatte Lys deutlich verloren.
So lastete der Druck vor allem auch wieder auf Seidel, die sich im Laufe der Saison von Rang 128 auf Platz 85 der Weltrangliste verbesserte und als Hoffnungsträgerin gilt. Die 20-Jährige war nach Friedsams Auftaktniederlage zum Siegen verdammt - verpatzte ihren Start jedoch komplett. Ihr Comeback im zweiten Satz reichte nicht. Für die Nationalauswahl geht somit ein schweres Jahr zuende. Im April verpasse das DTB-Team noch die Final-Teilnahme des Prestigeturniers mit Niederlagen gegen die Niederlande und Großbritannien. Damit erreichte der DTB, der 1987 und 1992 zu Zeiten von Steffi Graf zweimal die Trophäe gewonnen hatte, erstmals seit 2022 nicht die Endrunde. Nun kam es für die Spielerinnen jedoch noch deutlich schlimmer - im nächsten Jahr steht die Regionalgruppe auf dem Programm, nicht der Vergleich mit den Spitzennationen.
Der erneute Wiederaufstieg sei dabei "nicht einfach", wie Schüttler erklärte: "Da muss natürlich alles zusammenkommen." Ein wenig Hoffnung gibt ein Blick in die Vergangenheit: 2013, im bislang letzten deutschen Jahr in der Zweitklassigkeit, gelang nicht nur der sofortig Wiederaufstieg sondern im Anschluss auch sofort der erste Einzug ins Finale seit 22 Jahren.