"Geben uns das, was wir wollen" Deutscher Boxer Kabayel feiert Sportswashing der Saudis
22.12.2023, 10:55 Uhr
Kabayel sieht seinen persönlichen Vorteil.
(Foto: IMAGO/Moritz Müller)
Am Samstag kann der deutsche Schwergewichts-Europameister Kabayel in Riad einen großen Schritt ins internationale Rampenlicht machen. Sein Kampf gegen den Russen Machmudow ist Teil des saudischen Plans, auch das Boxen an sich zu binden. Der Bochumer findet das neue Box-Mekka super.
Der deutsche Schwergewichts-Europameister Agit Kabayel begrüßt Saudi-Arabiens Rolle als Veranstalter großer Box-Kämpfe. "Ich bin froh, dass die Saudis das anpacken und die großen Veranstaltungen organisieren. Man darf eine Sache nicht vergessen: In Deutschland gibt es keinen großen Fernsehsender mehr, der die Kämpfe überträgt", sagte der 31-Jährige vor seinem Auftritt in der Wüste.
Die vergangenen Jahre seien daher eine "sehr schwere Zeit für mich als Profisportler gewesen", so Kabayel: "Ich wusste nicht wohin. Kommt ein großer TV-Sender ins Boot oder nicht? Das stand alles auf der Kippe. Da ist man als Sportler erleichtert, dass die Saudis darauf Bock haben und Geld investieren." Kabayel (23 Kämpfe, 23 Siege) tritt am Samstag (ab 17 Uhr/DAZN) bei einem großen Event in der saudischen Hauptstadt Riad im Vor-Programm der Box-Stars Anthony Joshua und Deontay Wilder gegen den Russen Arslanbek Machmudow an.
Während Saudi-Arabien wegen der Menschenrechtslage vor Ort arg in der Kritik steht, machte das Königreich zuletzt als Ausrichter großer Sportevents Schlagzeilen. Im Boxen hat sich Saudi-Arabien mittlerweile als Schauplatz für absolute Top-Fights etabliert. "Es sind ja die ganze Zeit Paarungen, die lange nicht zustande gekommen sind. Am Ende verwirklichen die Saudis das und geben uns die Kämpfe, die wir wollen", sagte Kabayel.
Widersprüchliche Aussage von Kabayel
Joshua und Dreifach-Weltmeister Alexander Usyk duellierten sich bereits dort, im Oktober wankte Tyson Fury beim Schaukampf in der Wüste gegen MMA-Fighter Francis Ngannou. Nach dem großen Kampfabend mit den Ex-Weltmeistern Joshua und Wilder steht am 17. Februar der große Vereinigungskampf zwischen Fury und Usyk um den Status des unumstrittenen Weltmeisters ebenfalls in Riad an.
Kabayel zweifelt daran, dass Fury den Kampf für sich entscheiden kann. Und verweist kurioserweise auf die Probleme, die immer größere Börsen mit sich bringen. "Nachdem ich die Vorstellung von Fury gegen Ngannou gesehen habe, bin ich von Fury nicht überzeugt. Das große Geld verdirbt irgendwann den Sportler. Bei dem Kampf habe ich den alten Fury nicht mehr gesehen", sagte der Bochumer Boxer.
Eine Hoffnung aber hegt er noch für Fury - die der Geschichte. Zuletzt hatte sich Lennox Lewis im Jahr 1999 den Status des unumstrittenen Weltmeisters erkämpft. Diese historische Chance könnte Fury laut Kabayel mental helfen. "Vielleicht ist der Kampf gegen Usyk Motivation, um noch einmal alles hochzufahren. Normalerweise war Fury für mich immer der Favorit", sagte der 31-Jährige: "Aber seit der letzten Vorstellung ist es nur richtig, Usyk da nicht abzuschreiben. Das ist ein 50:50-Ding."
Quelle: ntv.de, sue/sid