Die Unter-Eis-WM: "eine irre Sache" Deutsches Duo will den Titel
14.02.2013, 10:15 Uhr
Überkopf unter Wasser: So wird bei der Unter-Eis-WM gespielt.
(Foto: dpa)
Eishockey unter Wasser: Unter einer dicken Eisschicht jagen zwei deutsche Freitaucher bei einem skurrilen Sportspektakel dem Puck hinterher. Kurios: Obwohl die WM unter Eis gespielt wird, sind Sauerstoffflaschen verboten. Trotzdem zählt nur eins: der Titel.

Die Mitglieder der deutschen Unterwasser-Eishockymannschaft, Thomas Jurkschat (l-r), Ines Jurkschat (Trainer) und Uwe Kiehl.
(Foto: dpa)
Unter einer österreichischen Eisdecke will ein deutsches Duo Weltmeister werden. Mit Hockeyschlägern in der Hand und Neoprenanzügen am Körper starten die Extremtaucher Uwe Kiehl und Thomas Jurkschat heute in ein Abenteuer, das es in sich hat: Mit Kontrahenten aus drei anderen Ländern fighten sie bei der Unter-Eis-WM im Weißensee in Kärnten um Siege im Eishockey - und zwar unter einer zentimeterdicken, zugefrorenen Schicht.
Sechs mal neun Meter ist das Spielfeld groß, die beiden Tore an jedem Ende sind im Eis festgeschraubt, es herrscht relative Dunkelheit. Wie beim Eishockey muss der Puck mit dem Schläger ins gegnerische Gehäuse manövriert werden. Nur, dass ein Team hier lediglich aus zwei Männern besteht - und beide das Tauchen beherrschen müssen und nicht das Schlittschuhlaufen. Weil der Puck aus Styropor ist, klebt er an der Eisdecke - quasi kopfüber jagen ihm die Spieler hinterher.
"Eine irre Sache ist das", gesteht Kiehl, "meine Frau hat mir schon klargemacht, dass ich verrückt bin." Dabei war die Teilnahme für den 57-Jährigen und seinen Teamkollegen Jurkschat (44) vor allem auch eine unverhoffte Gelegenheit: Die Freitaucher wurden gefragt, ob sie mitmachen wollen - und dann zum Team Germany ernannt. "Wir kannten uns davor gar nicht", sagt Kiehl.
Einer holt Luft, einer bleibt unten
Unterwasserkenntnisse für das Spektakel bringen aber beide mit: Kiehl baut normalerweise in einem Zwei-Mann-Familienbetrieb Unterwassergehäuse für Fotoapparate, Jurkschat hat einen Taucherladen in Nordrhein-Westfalen.
Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, sich bei zwei Grad im Wasser nicht zu überanstrengen. Denn die Freitaucher kommen ohne Sauerstoffflaschen aus - sie müssen die Luft anhalten. "Bedenkt man den Kraftaufwand, schaffe ich das 30 Sekunden lang", sagt Kiehl. Geht nichts mehr, können sie durch zwei Löcher im Eis auftauchen, einatmen und sich wieder in den Kampf um den Puck stürzen. Das Spiel läuft währenddessen weiter. Die Taktik? "Ich denke, wir wechseln uns ab. Einer holt Luft, der andere bleibt unten", meint Kiehl.
30 Minuten dauert eine Partie bei der Unter-Eis-WM, jede der vier Mannschaften spielt einmal gegeneinander. Die Punkteverteilung für Sieg, Unentschieden und Niederlage ist analog zum Fußball - wer bis zum Samstagabend die meisten Zähler gesammelt hat, ist Weltmeister.
Zweite Auflage nach 2007
Ausgedacht hat sich das alles der Österreicher Christian Redl, ein echter Extremsportworkaholic. Mal unersättlicher Taucher oder Stuntman, mal Schauspieler oder Model - der 36-Jährige hat viele Fähigkeiten. Und Organisationstalent: Die diesjährige Unter-Eis-WM ist die zweite ihrer Art nach 2007. Wie damals ist Redl auch jetzt für alles zuständig: Teams zusammenstellen, Sponsoren suchen - und ein großes Gewässer ausfindig machen, das Mitte Februar garantiert noch zugefroren ist. Gefunden hat Redl den Weißensee, der vor allem bei Schlittschuhläufern beliebt ist und dickes Eis verspricht.
Gleich fünf aktuelle Weltrekorde im Tief- und Streckentauchen beansprucht Redl für sich. Weil es für ihn keinen Sinn mache, "immer wieder meine eigenen Bestmarken zu knacken", suchte er nach Neuem - und erfand die Unter-Eis-WM. Seine Ziel: Das Event nun auch zu gewinnen. Vor sechs Jahren klappte das noch nicht - da wurden die Finnen Weltmeister. Die hat Redl jetzt nicht mehr eingeladen.
Quelle: ntv.de, Michael Brehme, dpa