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Stolze feiert Käfig-Comeback Die grüne Maske ist zurück

Die grüne Maske trägt Stolze bereits seit seinem ersten Profikampf - sie ist sein Markenzeichen geworden.

Die grüne Maske trägt Stolze bereits seit seinem ersten Profikampf - sie ist sein Markenzeichen geworden.

(Foto: Oktagon MMA)

Niklas "Green Mask" Stolze zählt zu den bekanntesten deutschen MMA-Kämpfern. Der 30-Jährige war bereits bei Branchenprimus UFC unter Vertrag, mittlerweile steigt er beim tschechischen Veranstalter Oktagon in den Käfig. Nach 18 Monaten Pause feierte er vor 19.000 Zuschauern in Köln sein Comeback - mit Erfolg und Durchschlagskraft. Im Interview mit ntv.de spricht er über seine Rückkehr, warum der Osten ein großes MMA-Event verdient hat und ein Kampf mit Christian Eckerlin nur unter einer Bedingung stattfinden könnte.

Die grüne Maske als Markenzeichen, Hardrock und noch eine Hommage an die Attitude Era der WWE. Schon bei Ihrem Intro war alles dabei. Wie war die Erfahrung in Köln, vor 19.000 Zuschauern einzulaufen?

Die Energie war enorm krass. Ich bin eigentlich nicht so ein großer Fan vom Show machen, aber dieses Mal habe ich das schon die ganze Zeit in meinem Kopf durchgeplant. Die Musik ist ein kleiner Tribut an meine Hardy Boys. Dazu bin ich schon immer ein Fan von Wrestling gewesen, von der D-Generation X um Triple H. Die konnten schon immer Show und Entertainment, was dann auch in unseren Sport mit reingekommen ist. Aber dafür muss man jetzt keinen Trash Talk machen und Leute beleidigen, weil wir uns schon richtig hauen und in der WWE dann eben doch nicht. Der Einmarsch in die Halle soll auf den Kampf einstimmen und die Leute unterhalten.

Der Fight gegen Andrej Kalasnik startete dann so, wie Ihr letzter Kampf in der UFC gegen Benoit Saint-Denis begonnen hatte. Ein früher Takedown leitete damals die Niederlage ein. Was war dieses Mal anders?

Zum einen ist Saint-Denis mittlerweile unter den zehn besten UFC-Fightern in seiner Gewichtsklasse und ist einfach ein bisschen besser. Zum anderen hat Kalasnik gleich zu Beginn viel Kraft verbraucht und das habe ich gemerkt. Seine Body Triangle und sein Bodylock waren sehr stark. Um den Griff aufzusprengen, hätte ich viel Kraft investieren müssen. Er hat sich dann ausgepowert und ich konnte mich aufrichten.

Dabei gab es gleich ein Knie an den Kopf…

Das war gut - danach war ich wach und konnte meinen Gameplan durchbringen. Von der Beinarbeit ist Kalasnik nicht so versiert. Daher wollten wir statt mit Jabs, mit rechten Geraden arbeiten. Zwei Jabs habe ich direkt getroffen und hatte dann die Distanz. Dann kam eine Rechte und ein linker Haken und dann war er auch schon K.o.

Um wieder in die Erfolgsspur zurückzukommen, haben Sie im MMA-Sport alles versucht: neue wissenschaftliche Methoden, was Training und Ernährung angeht, Sie haben sich sogar eine Gewichtsklasse tiefer auf 70 Kilogramm gehungert und geschwitzt. In Köln hat man aber vor allem von der Ausstrahlung und vom Charakter einen anderen Niklas Stolze erlebt – Sie wirken viel gelassener und ruhiger. Ist das Ihre Version 2.0?

Das ist jetzt eine neue Version. Ich bin einfach erwachsen. Mit 30 habe ich das Gefühl, dass es klick gemacht hat. Man will noch ein bisschen mehr vom Leben haben. Ich habe eine tolle Frau an meiner Seite und auch ein tolles Team. Ich habe auf so einer großen Bühne gekämpft, Millionen Menschen haben meine Kämpfe gesehen. Jetzt steht der Spaß im Vordergrund und ich kriege viel Energie aus meinem Team mit. Wir haben im La Onda Gym in Magdeburg viele junge Leute, die kommen alle hoch, weil ich sie zusammen mit meinem Coach Sascha Poppendieck trainiere. Und ja, es ist der neue Niklas. Das auf jeden Fall.

Bei 19.000 Zuschauern in der Lanxess Arena ist die Bühne jetzt nicht kleiner geworden. Wie ist es bei Oktagon MMA, wenn man vorher die UFC kennengelernt hat?

Der Ablauf bei der UFC ist etwas anders. Alles, was Media, Trainingssessions oder Pressekonferenzen angeht, das ist alles so krass strikt geplant. Wenn es heißt: 19:14 Uhr musst du da sein. Dann bist du 19:14 da und nicht eine Minute später. Die finanziellen Möglichkeiten sind dazu in den USA - unabhängig von der UFC - einfach größer. Aber ich habe bei Oktagon einen super geilen Vertrag und kann gutes Geld verdienen. Dafür bin ich super dankbar, weil das mittlerweile Priorität hat. Als MMA-Kämpfer trainierst du so viel, du kämpfst und bekommst Geld, das für mehrere Monate reichen muss. Da braucht man Planungssicherheit - vor allem weil ich eine Familie gründen möchte, ich möchte ein Kind bekommen, möchte Papa werden.

Oberhausen und Stuttgart hat Oktagon bereits als Veranstaltungen im nächsten Jahr für Deutschland angekündigt. Das sind in beiden Fällen Arenen mit mindestens 10.000 Zuschauern. Wäre es dann nicht mal Zeit für ein Event dieser Größenordnung im Osten?

Es gibt in Leipzig eine große Halle und es gibt in Magdeburg die Getec-Arena mit 5500 Zuschauern. Das ist auch ein Hexenkessel. Ich glaube, mit dem Talent, was im Osten da ist, ist das auch alles zu stemmen. Dazu hat der Osten eine geile Fankultur. Wir gucken, was sich ergibt und ob ich in Oberhausen kämpfe. Wie gesagt, ich habe jetzt noch ein paar Pläne. Für mich wird es noch mal nach Südafrika gehen. Ich möchte eine Ranger-Ausbildung machen. Ich möchte mich da ein bisschen in ein Projekt einbinden, was ein Freund von mir eröffnet hat.

Sportlich gesehen hatten Sie vor dem Kampf mit Kalasnik auf Ihren Social-Kanälen von "One Last Run" gesprochen. Das hört sich nach absehbarem Karriereende an. Hätten Sie bei einer Niederlage die Handschuhe an den Nagel gehängt?

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Das ist schwer zu sagen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber ihn nicht ausgesprochen, weil ich es nicht in meinem Kopf manifestieren wollte. Diese Hintertür gab es. Für mich war klar: Wenn ich jetzt hier alles reinsetze und dann diesen Mann nicht besiegen kann, dann habe ich auch vielleicht gar nicht das Zeug dazu, noch mal nach ganz oben zu kommen. Dann hätte ich wahrscheinlich aufgehört - allerdings mit einem weinenden und lachenden Auge. Weil ich für mich in dem Sport schon so viel erreicht habe. Aber diesen letzten Run machen wir jetzt so lange, bis wir uns das Gold um die Hüften schnallen.

Christian Eckerlin oder Christian Jungwirth - bei Oktagon gibt es mehrere deutsche Kämpfer in Ihrer Gewichtsklasse. Wäre das ein zusätzlicher Anreiz, auf deutschem Boden ein deutsch-deutsches Duell? Das gab es auf diesem Niveau noch nicht.

Ich bin gut befreundet mit Christian Eckerlin. Das Match wird nicht zustande kommen. Das haben mich tatsächlich viele schon gefragt.

Auch nicht, wenn es um den Titel bei Oktagon gehen würde?

Wenn es um den Titel gehen würde, dann ist das noch mal was anderes. Dann sprechen wir auch über mehr Geld. Ich glaube, von der zeitlichen Konstellation wird sich das nicht ergeben. Christian ist jetzt 36, ich bin 30, da sind ein paar Jahre Unterschied und ich denke, wir können einfach beide Erfolg haben. Er wird Champion, ich werde Champion - dann aber nicht bei einem direkten Aufeinandertreffen im Käfig.

Mit Niklas Stolze sprach Michael Bauer

Quelle: ntv.de

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