Olympiaticket ist eine Sache ... Eishockey-Frauen spielen um eigene Zukunft
10.11.2021, 14:09 Uhr
Julia Zorn trainiert wie ein Profi.
(Foto: imago images/Johannes Traub)
Kapitänin Julia Zorn spielt um ihren Traum von einer weiteren Olympia-Teilnahme. Bei der Qualifikation für die Winterspiele in Peking im kommenden Jahr geht es aber auch um die Zukunft des deutschen Frauen-Eishockeys. Dafür will die 31-Jährige ganz besonders kämpfen.
Eishockey bei Olympia hat Julia Zorn schon gespielt - und dieses besondere Gefühl erlebt. "Jeder, der sagen kann, mein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen, weiß, wovon ich rede", sagt die Kapitänin des Frauen-Nationalteams im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst: "Man weiß, wie viel Arbeit, Herzblut und vor allem Verzicht darin steckt. Wenn so eine Rechnung aufgeht, ist es sehr erlösend."
Das war 2014 in Sotschi. Jetzt greift die 31-Jährige wieder nach einem Ticket zu den Winterspielen. "Es ist meine letzte Chance, noch mal zu Olympia zu fahren", sagt die neunmalige WM-Teilnehmerin. Für die meisten anderen ist das Qualifikationsturnier ab Donnerstag in Füssen die allererste. Angreiferin Zorn ist neben Verteidigerin Tanja Eisenschmid die einzige im deutschen Team mit Olympia-Erfahrung. Torhüterin Jennifer Harß, die schon 2006 dabei war, fehlt wegen einer Corona-Infektion.
Harter Kampf "für die Mädels"
Zorn und Co. spielen aber gegen Österreich am Donnerstag (17.15 Uhr), gegen Italien am Samstag (12 Uhr) und gegen Dänemark am Sonntag (12 Uhr alle bei MagentaSport) nicht nur um ihren olympischen Traum, sondern auch um die Zukunft ihres Sports. "Fördergelder und Bundeswehrplätze hängen natürlich davon ab", sagt Zorn: "Das heißt, dass das Turnier mehr oder weniger über die Zukunft des Frauen-Eishockeys entscheidet. Alle Mädels, die nach uns kommen, sollen genauso die Chance haben, den Sport weiterzubringen."
Die 231-malige Nationalspielerin und achtmalige deutsche Meisterin ist eine von 16, die aktuell zur Sportfördergruppe der Bundeswehr gehören. Sie kann trainieren "wie ein Profi", zweimal täglich, vorwiegend bei ihrem Klub ESC Planegg, alle zwei Wochen aber auch drei Tage im Bundesleistungszentrum in Füssen mit Bundestrainer Thomas Schädler.
Zorn spielt bei den Männern mit
Das kommt der Nationalmannschaft zugute, die nach dem Wiederaufstieg 2017 sensationell ins WM-Halbfinale stürmte und 2019 und 2021 jeweils die Runde der letzten Acht erreichte. Es hilft aber auch, das Niveau der Bundesliga zu steigern. Sie ist damit für die Spitzenspielerinnen eine echte Alternative zu Gastspielen in den USA oder Kanada. Zorn lehnte wegen des Bundeswehrplatzes US-Angebote ab: "Ich verdiene hier mehr Geld, bin medizinisch besser abgesichert und habe mehr Möglichkeiten."
Inzwischen ist sie mit 260 Treffern in 258 Spielen Rekordtorschützin der Bundesliga - und spielt seit ein paar Wochen auch bei den Männern mit. Beim BSV Bayersoien in der Bezirksliga. Mit ganz neuen Herausforderungen. Das Spiel sei schneller, sagt sie, bei der Fitness sei sie aber "vorne dabei". Außerdem müsse sie umdenken: "Der eine oder andere ist nicht ganz so sicher auf den Schlittschuhen. Wenn ich als Erste an der Bande bin, und der blöd stolpert, ziehe ich die schlechtere Karte. Da muss man clever sein und nicht die, die als Erste mit dem Kopf voraus in die Bande springt."
Quelle: ntv.de, tno/sid