"Oft wie Dreck behandelt" Erstmals packt Athlet über Missbrauchsskandal im Turnen aus
31.01.2025, 20:27 Uhr
Auch männliche Athleten sind offenbar vom Skandal betroffen. (Symbolbild)
(Foto: IMAGO/Panthermedia)
Zahlreiche Turnerinnen berichten über den Missbrauchsskandal in ihrem Sport - und erhalten nun auch Unterstützung von einem Mann. Ein ehemaliger Athlet erhebt Vorwürfe, die sich erneut gegen den Stützpunkt in Stuttgart richten. Er spricht von Schmerzen, Demütigungen und vielen Tränen.
Die Welle von Vorwürfen gegen die Arbeit an deutschen Turn-Stützpunkten ebbt nicht ab. Nun hat erstmals ein männlicher Ex-Athlet öffentlich Missstände im Stuttgarter Kunstturnforum angeprangert. Zu seiner Zeit sei nicht auf "körperliches und mentales Wohlbefinden" geachtet worden, sagte Jan Gehrung der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Stattdessen sei man dort "oft wie Dreck behandelt worden".
Als er vor rund zehn Jahren in Stuttgart trainiert habe, hätten bei ihm und seiner Trainingsgruppe "Schimpftiraden und Demütigungen dazugehört", berichtete der 22-Jährige. "Jeden Tag habe ich oder hat ein anderer Junge aus der Gruppe geweint." Ein damaliger Trainer habe sich für eine Verletzung und damit verbundene Schmerzen nicht interessiert, sagte Gehrung weiter. Unter anderem sei er auch vor seinen Kollegen bloßgestellt worden.
Der Schwäbische Turnerbund (STB) erklärte auf Anfrage, bisher keine Kenntnis über die von Gehrung beschriebenen Vorfälle gehabt zu haben. Er werde sie an die im STB und im Deutschen Turner-Bund (DTB) zuständigen Vertrauenspersonen melden. Es soll auch Kontakt zu Gehrung selbst aufgenommen werden.
Viele Turnerinnen betroffen
Seit Ende Dezember gibt es zahlreiche öffentliche Stellungnahmen, in denen bislang vor allem ehemalige Turnerinnen Missstände an Stützpunkten in Deutschland kritisiert haben. Angeführt von den früheren Auswahlturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm waren vor allem gegen die Arbeit in Stuttgart schwere Vorwürfe erhoben worden.
Zuletzt geriet auch der Stützpunkt in Mannheim in den Fokus. Dort waren unter anderem harsche und autoritäre Trainingsmethoden angeprangert worden. DTB und STB sind mit der Aufklärung beschäftigt. Dafür wurde Mitte Januar auch eine Kanzlei aus Frankfurt am Main hinzugezogen.
Quelle: ntv.de, ara/dpa