Spanien steht zu Hamilton FIA droht mit drastischen Strafen
04.02.2008, 12:29 UhrMit ihren rassistischen Parolen gegen Lewis Hamilton haben spanische "Fans" ihrem Land und Idol Fernando Alonso einen Bärendienst erwiesen und die Formel-1-Rennen in Barcelona und Valencia in Gefahr gebracht. Sollte es erneut zu Zwischenfällen wie am vergangenen Samstag bei den Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya kommen, drohen schwerwiegende Strafen. "Beschimpfungen dieser Art sind ein klarer Verstoß gegen die Prinzipien, die in den FIA-Statuten stehen und jede Wiederholung wird Sanktionen nach sich ziehen", sagte ein FIA-Sprecher.
Der Weltverband forderte die spanische Föderation zu einer Stellungnahme auf. Darin soll auch deutlich gemacht werden, wie solche Ausschreitungen in Zukunft verhindert werden sollen, zumal in diesem Monat weitere Tests in Jerez und auch Barcelona anstehen. Die WM-Rennen sind für den 27. April in der katalonischen Metropole sowie am 24. August in Valencia terminiert.
Solidarität mit Hamilton
Die Real Federacin Espaola de Automovilismo reagierte auf die rufschädigenden Geschehnisse und veröffentlichte auf ihrer Internetseite eine sechs Punkte umfassende Erklärung, in der sie sich hinter den dunkelhäutigen Hamilton stellte. Die Föderation lehne derartige unverständliche Vorkommnisse völlig ab und wolle ihre Solidarität und den Rückhalt für McLaren und speziell für Hamilton zum Ausdruck bringen, hieß es. Bei Besessenen, die sportliche Rivalität mit Gewalt verwechseln würden, werde man null Toleranz zeigen, so der Verband. Die Sicherheitsmaßnahmen sollen entsprechend deutlich erhöht werden.
Hamilton selbst warb derweil sogar um Verständnis, nachdem er sich den Unmut spanischer Fans im vergangenen Jahr zugezogen hatte, indem er den zweimaligen Weltmeister Alonso sportlich oftmals und auch in der Endabrechnung zur WM - wenn auch punktgleich - hinter sich ließ. "Ich möchte, dass sie (die spanischen Fans) meine Position verstehen", wurde Vize-Weltmeister Hamilton von "sportlifepress.com" am Montag zitiert.
Kleine Gruppe von Idioten
Er habe lediglich versucht, sein Bestes zu geben und die WM zu gewinnen. Er habe zu keinem Zeitpunkt versucht, Fernando (Alonso) zu beeinträchtigen. "Aber der Kampf war sehr eng und mein Image in Spanien ist ernsthaft beschädigt", meinte der 23-Jährige. Und auch wenn er sich bereits vorgestellt hatte, was ihn erwarten konnte, sei es nicht angenehm gewesen, sagte der Engländer mit karibischen Wurzeln. Eine kleine Gruppe hatte Hamilton verbal und auf Plakaten angepöbelt. Zudem hatten die sogenannten Fans Gegenstände in Richtung McLaren-Box geworfen, die Tribüne gegenüber war daraufhin zwischenzeitlich gesperrt worden.
Insgesamt waren 55.000 Zuschauer an die Strecke gepilgert, die meisten davon allerdings, um ihren Volkshelden Alonso friedlich anzufeuern. Darauf wies auch der Verband ausdrücklich hin. Es handele sich um eine kleine Gruppe, die in keiner Weise die zahllosen Zuschauer repräsentiere, die in einer herzlichen Atmosphäre ihre Anhängerschaft zum Automobilsport zum Ausdruck brächten. Der harte Kern der Alonso-Fans, die in der vergangenen Saison eine teaminterne Verschwörung gegen ihr Idol zu wittern glaubten, gibt indes dem britisch-deutschen Team die Schuld am Verlust des WM-Titels, den Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen gewann.
Alonso schweigt
Welche Strafen - bis zu einer möglichen Streichung eines Rennens - verhängt werden könnten, ist fraglich. "Die spanischen Verantwortlichen sind gewarnt", schrieb am Montag bereits die Londoner "Times". In Artikel 1 der FIA-Statuten wird jegliche politische, religiöse oder rassistische Diskriminierung untersagt.
McLaren-Mercedes wird ungeachtet der Ereignisse an seinem Testplan festhalten und wie geplant in diesem Monat in Jerez und Barcelona testen. Noch vor etwa zwölf Monaten waren Hamilton und Alonso als neues Fahrer-Duo bei den Silbernen in Valencia gefeiert worden. Was dann folgte, waren aber vor allem Sticheleien und Vorwürfe des von Hamilton sportlich in die Schranken gewiesenen zweimaligen Weltmeisters aus Oviedo. Am Ende zog das Team die Reißleine und verabschiedete sich von Alonso, der zu Renault zurückkehrte. Der Spanier äußerte sich bislang nicht zum Verhalten einiger seiner Landsleute.
von Jens Marx, dpa
Quelle: ntv.de