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Nach Rückzug von Honda Formel 1 fährt Sparkurs

Nach dem Abschied von Honda beschleicht die Formel 1 die Angst vor weiteren Ausstiegen und die Königsklasse braucht ein neues Motto: Geiz ist geil dürfte es in den nächsten Monaten bei vielen Teams lauten. In die Sparpläne des Automobil-Weltverbandes FIA auf der einen und der Teamvereinigung FOTA auf der anderen Seite könnte in naher Zukunft mehr Dynamik kommen als in die Entwicklung der neuen Autos für die Saison 2009 - die wegen der von der FIA verordneten komplett neuen Aerodynamik und der Energierückgewinnungssysteme allerdings auch wieder viel Geld verschlingt.

"Es muss längst allen klar geworden sein, dass die Krise der Weltwirtschaft auch im Motorsport ankommt. Einige Teams senden ja schon eine ganze Weile die Botschaft aus, dass ihnen die Formel 1 zu teuer geworden ist", sagte Gerherd Berger in einem Interview mit dem am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Weitere Ausstiege befürchtet

Der Österreicher, der in diesem Jahr bei Toro Rosso mit Sebastian Vettel sensationell in Monza triumphierte, hatte seinen 50-Prozent-Anteil kürzlich an Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zurückverkauft, auch weil die Kosten für das Team um 30 Prozent steigen würden, wenn es sein Auto künftig selbst konstruieren müsste. "Mit den Sponsorengeldern, die der Markt hergibt, lässt sich ein Team kaum noch aussichtsreich betreiben", sagte Berger, der weitere Ausstiege befürchtet: "Die Frage ist nur, wer der Nächste sein wird."

Die deutschen Hersteller BMW und Mercedes werden es nicht sein. Beide hatten nach dem Honda-Rückzug am Freitag erklärt, dass ihre Formel-1-Programme kosteneffizient seien. Allerdings forderten auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug und BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger wie der weltgrößte Autokonzern Toyota drastische Einsparungen. Schließlich wissen auch die Verantwortlichen in Stuttgart und München, dass die Einnahmen weiter sinken werden.

"Unsere Einnahmen kommen aus den Werbe-Budgets der Unternehmen, die uns unterstützen. Und die werden in Krisenzeiten unweigerlich gestrichen oder zumindest wesentlich gekürzt", sagte McLaren-Chef Ron Dennis in einem Interview mit der britischen Tageszeitung The Observer: "Wir wissen, dass wir unsere Kosten reduzieren müssen, um den unweigerlich kommenden Rückgang unserer Einnahmen, der 2010 und 2011 kommen wird, abzufangen." Der Jahresumsatz seines Teams werde von 280 Millionen britischen Pfund (323 Millionen Euro) auf 175 Millionen Pfund (202 Millionen Euro) zurückgehen, prophezeite der Brite.

Unterhalt größter Kostenfaktor

Honda hatte zuletzt angeblich 390 Millionen Euro in sein Team investiert, das jetzt möglichweise für den symbolischen Preis von einem Pfund den Besitzer wechseln könnte - wenn sich ein Käufer findet, der zumindest eine Sicherheit von 175 Millionen Euro nachweisen kann. "Der größte Kostenfaktor ist der Unterhalt", sagte allerdings auch der bisherige Honda-Teamchef Ross Brawn. Selbst ein gegenüber den bisherigen 700 Mitarbeitern deutlich abgespeckter Rennstall würde ein dreistelliges Millionenbudget benötigen.

Daher hat sich die FOTA bereits auf weitere Sparmaßnahmen wie die drastische Einschränkung von Testfahrten oder der Windkanalnutzung geeinigt. FIA-Präsident Max Mosley bietet den Teams ab 2010 externe Motoren und Getriebe für 6,42 Millionen Euro pro Jahr, worauf sich die großen Hersteller allerdings kaum einlassen dürften, weil sie in der Formel 1 vor allem ihre eigene technische Kompetenz zeigen wollen. Dazu ist auch wieder eine Budget-Obergrenze zum Thema geworden, es kursiert eine Summe von 50 Millionen Euro pro Jahr.

"Wichtig ist, dass das jetzt wirklich und sofort umgesetzt wird", kommentierte der dreimalige Weltmeister Niki Lauda im Nachrichtenmagazin Focus die Sparpläne der Automobilkonzerne: "Die Kosten müssen runter, bevor ein weiterer Hersteller unsicher wird." Denn schließlich müsse jeder, "der in der Autoindustrie Verantwortung trägt, die Formel 1 auf ihren Sinn hinterfragen".

Quelle: ntv.de, Thomas Straka, sid

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