Sport

Auch bei Tour und Giro Franke: "Es wird weiter gedopt"

Der Radsport kämpft scheinbar verzweifelt um ein sauberes Image, doch auch beim 90. Giro d'Italia dreht sich fast alles nur um ein Thema: Doping. Angesichts dieser Tristesse verstieg sich der Direktor der Rundfahrt, Angelo Zomegnan, in seinem Bemühen um positive Nachrichten sogar zu der Behauptung, das Fahrerfeld beim Giro sei "dopingfrei". Eine Aussage, die der Molekularbiologe Werner Franke überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Bei den großen Rundfahrten wie Giro oder Tour de France werde weiterhin im großen Stil gedopt, sagte Deutschlands bekanntester Dopingbekämpfer dem Nachrichten-Magazin Focus: "Es wird weitergemacht mit dem Dopen. Die Kontrollen in Europa sind nach wie vor voller Riesenlöcher."

Außerdem könnten die Tests bestimmte Wachstumshormone und dem Blutdopingmittel Epo ähnliche Pharmaka gar nicht erkennen. An den gegenwärtigen Zuständen ändere laut Franke auch das Geständnis Ivan Bassos nichts, der zugegeben hat, dass sein Blut bei dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes gelagert wurde.

"Das ist pervers"

Existenzbedrohend sei die Dauerkrise für den Radsport jedoch nicht. Franke ist sicher, dass es den Profi-Radsport so lange geben werde, wie "sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen an der demonstrierten Beihilfe zur Körperverletzung durch den Medikamentenzirkus im Radsport erfreut".

Die Zuschauer könnten sich laut Franke diese Körperverletzung als Unterhaltung anschauen. "Das ist pervers", meinte der 67-Jährige.

Glaube an das Gute im Radprofi

Der Behauptung Frankes, dass auch beim Giro betrogen werde, widerspricht Zomegnan jedoch entschieden. Schließlich befinde sich kein einziger der zunächst nur 58 in der "Operacion Puerto" verdächtigten Radprofis unter den 195 gemeldeten Fahrern. Die beiden anderen großen Rundfahrten Tour de France und Vuelta wollen diesem Beispiel folgen.

Auch wenn dieses Vorgehen zu begrüßen ist: Als Beleg für einen nun sauberen Radsport taugt es keinesfalls. Schließlich scheint Zomegnans Argumentation der naive Glaube zugrunde zu liegen, mit der Verbannung der möglichen Fuentes-Kunden den kompletten Dopingsumpf im Radsport trockenlegen zu können.

Dabei scheint der Giro-Direktor bewusst auszublenden, dass der Fuentes-Skandal nur die Spitze eines riesigen Eisbergs ist. Eines Eisbergs, auf den der Radsport unvermindert mit voller Kraft zusteuert.

Quelle: ntv.de

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