Achtung, hier pfeift der Sheriff Brasilianer leitet deutsches Spiel
21.06.2010, 13:43 UhrJoachim Löw und sein Team sollten sich bis Mittwochabend schleunigst erkundigen, wer dieser Carlos Eugenio Simón ist. Dann treffen die deutschen Fußballer im entscheidenden Gruppenspiel der WM auf Ghana. Und Carlos Simón pfeift.
Hinterher haben es alle besser gewusst. Nachdem die deutsche Mannschaft ihr zweites Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft gegen Serbien verloren hatte, wusste plötzlich jeder wie Alberto Undiano so tickt. Der spanische Schiedsrichter hatte in einem Spiel, das weder hart noch besonders unfair war, acht Gelbe Karten verteilt. Der deutsche Stürmer Miroslav Klose bekam gleich zwei und durfte deshalb ab der 37. Minute nicht mehr mitspielen.
Danach erzählten dann alle davon, dass Undiano sowohl in der spanischen Primera División als auch bei seinen internationalen Einsätzen überdurchschnittlich viele Karten zückt. Zum Beispiel zehn Gelbe beim Halbfinale der U-20-WM Brasilien gegen Costa Rica im vergangenen Jahr, gerecht verteilt auf beide Teams. Wie übrigens auch beim Spiel Deutschland gegen Serbien. Jedenfalls wussten hinterher alle, dass Undiano sehr kleinlich pfeift. Und dass der Weltverband Fifa seine Schiedsrichter vor dem Turnier aufgefordert hatte, konsequent durchzugreifen. Serbiens Trainer Radomir Antic wusste jedenfalls Bescheid und gab an, seine Spieler gewarnt zu haben. Allerdings hat er das auch erst hinterher gesagt.
Und wie tickt Herr Simón so?
Womit wir bei Carlos Eugenio Simón sind. Der Brasilianer, 44 Jahre alt, leitet am Mittwoch ab 20.30 Uhr im Soccer City-Stadion von Johannesburg das entscheidende Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Ghana. Und es dürfte nicht schaden, wenn Bundestrainer Joachim Löw und sein Team sich vorher informieren, wie Herr Simon so tickt. Der Mann, schreiben die Agenturen, gilt als akribisch – was allerdings bei einem Schiedsrichter nicht allzu überrascht.
Da gibt es die Geschichte, dass er sich vor seinem ersten Spiel bei dieser WM eigens mit den 20 gebräuchlichsten englischen Schimpfwörtern vertraut machte, um Wayne Rooney und seine Kollegen bei der Partie der Engländer gegen die USA notfalls in die Schranken weisen zu können. Nötig war das nicht, die Spieler benahmen sich, er pfiff ordentlich und verteilte sechs Gelbe Karten, drei für jede Mannschaft. Seinen internationalen Einstand gab er am 29. Juni 2000 beim Länderspiel Ecuador gegen Peru. Seine Kartenbilanz in dieser Partie: Null.
Auch 2006 schon dabei
Simón war auch schon bei den WM-Turnieren 2002 und 2006 dabei und leitete in Japan und Südkorea sowie in Deutschland jeweils drei Partien. Vor vier Jahren war er am 24. Juni der Schiedsrichter beim deutschen 2:0-Sieg im Achtelfinale gegen Schweden. Und verteilte fünf Gelbe Karten – eine davon bekam Torsten Frings, der Rest ging nach Skandinavien, zwei davon an Abwehrspieler Teddy Lucic, der nach einer guten halben Stunde vom Platz musste. Eine umstrittene Entscheidung, für die Simón hart kritisiert wurde. Lukas Podolski klopfte ihm nach dem Platzverweis auf die Schulter und sorgte damit unfreiwillig ebenfalls für Schlagzeilen.
Und sonst? Nennen ihn die Kollegen "Sheriff", wegen seiner manchmal etwas theatralischen Gestik auf dem Platz. Nicht ganz so harmlos klingt, was aus Brasilien über Simón zu hören ist. Wegen eines Manipulationsverdachts wurde er 2009 sogar im Land des fünfmaligen Weltmeisters für sechs Wochen gesperrt. Aber auch eine DVD mit Simons Fehlentscheidungen, die Erstligist Flamengo Rio de Janeiro 2008 in einem offiziellen Beschwerdebrief an die Fifa schickte, hielt den Weltverband nicht von einer WM-Nominierung ab.
Was sagt uns das?
Was sagt uns das für das Spiel gegen Ghana? Kapitän Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Sami Kehdira, Mesut Özil und Cacau müssen aufpassen, weil sie schon eine Gelbe Karte bekommen haben und im Falle einer erneuten Verwarnung fürs Achtelfinale gesperrt wären, falls Deutschland so weit kommt. Das wäre aber auch bei jedem anderen Schiedsrichter so.
Und sonst? Sollte die deutsche Mannschaft so spielen, wie sie es in den ersten beidem Partien getan hat. Dann klappt's auch mit dem Schiedsrichter. Und vor allem mit dem Achtelfinale.
Quelle: ntv.de