Fußball-WM 2010

DFB-Kicker in der Einzelkritik Diego Friedrich und Pele Klose

Manuel Neuer trägt sein Glückstrikot, Diego Armando Friedrich tanzt sie alle aus, Miroslav Klose ist jetzt so gut wie Pele und die deutschen Fußballer schlagen England mit 4:1. Was gibt es da noch zu meckern?

Welch Freude: Arne Friedrich, Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller.

Welch Freude: Arne Friedrich, Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller.

(Foto: dpa)

So, und wenn jetzt noch jemand sagt, war ja nur England – dann ist ihm auch nicht mehr zu helfen. Die deutschen Fußballer gewinnen bei der Weltmeisterschaft in Südafrika ihr Achtelfinale mit 4:1 – und stehen, Überraschung!, im Viertelfinale. Und wenn jetzt jemand sagt, Frank Lampards Schuss in der 38. Minute an die Unterkante der Latte war doch drin, dem sagen wir: Stimmt, eindeutig! Nur Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay hat das nun einmal anders gesehen. Kleiner Trost für die Engländer: Immerhin haben sie auch so ein Tor mehr geschossen als die Australier beim 0:4 im Auftaktspiel gegen die DFB-Elf. Kleiner Scherz. Die deutschen Spieler in der Einzelkritik, die allesamt besser waren als der Schiedsrichter:

Manuel Neuer: Prima Spiel, vor allem nach der Pause tolle Paraden, gab die Vorlage zum 1:0, als nach seinem Abschlag der Ball stundenlang und 72 Meter durch die Luft flog und schließlich Miroslav Klose erreichte. Der kämpfte ihn dann ins Tor. Gutes Omen: Manuel Neuer bestritt sein neuntes Länderspiel im grasgrünen Trikot. Das trug er auch beim 4:0-Auftaktsieg gegen Australien. Steht dem Schalker wesentlich besser als das dortmundgelbe bei der Niederlage gegen Serbien. Das rote beim 1:0 gegen Ghana war allerdings auch nicht schlecht. Sah beim einzigen Tor der Engländer, das Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay durchgehen ließ, allerdings schlecht aus, als er nach einer zugegeben nicht schlechten Flanke von Steven Gerrard mit dem Rauslaufen zögerte und gegen den englischen Aushilfsinnen-Verteidiger Matthew Upson zu spät kam. Hatte Glück, dass Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay das Tor von Frank Lampard nicht anerkannte. War aber auch knapp. Obwohl ...

Philipp Lahm: Hatte Glück, dass nach vier Minuten ein Querschläger auf Wayne Rooney ohne Folgen blieb. Anschließend war der Münchner gewohnt souverän in der Defensive und zeigte in seinem 69. Länderspiel gute Aktionen nach vorne, was allerdings nicht so häufig vorkam, da er defensiv Steven Gerrard in Schach halten musste – und das auch mit leidlichem Erfolg tat. Rettete in der 35. Minute gegen Frank Lampard auf der Linie.

Per Mertesacker: Der Bremer Innenverteidiger ist nach einem schwächeren Spiel beim 1:0 gegen Ghana wieder auf dem Damm. Gewann seinen ersten Zweikampf gegen Wayne Rooney und holte sich dadurch Selbstvertrauen. Konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Abwehrarbeit und strahlte in seiner 66. Begegnung (Schnapszahl!) für das DFB-Team wieder Sicherheit aus. Kam allerdings beim Beinahe-Tor von Frank Lampard zu spät.

Und noch mehr Freude: Diego Armando Friedrich und Jerome Boateng drücken Miroslav Klose nach unten.

Und noch mehr Freude: Diego Armando Friedrich und Jerome Boateng drücken Miroslav Klose nach unten.

(Foto: dpa)

Arne Friedrich: Wird immer besser. Mit der Hertha in dieser Saison in die zweite Bundesliga abgestiegen, steigert der Berliner Innenverteidiger sich bei diesem Turnier von Spiel zu Spiel, hatte Englands Stürmer Jermaine Defoe im Griff. Stellte in seinem 76. Länderspiel in der 62. Minute sicher, dass in neun Monaten jedes zweite Neugeborene Arne heißen wird, als er zuerst Jermaine Defoe und dann Gareth Barry im eigenen Strafraum austanzte. Wir sagen: Diego!

Jerome Boateng: Die gute Nachricht zuerst: Nach der Pause war der Noch-Hamburger in seinem siebten Länderspiel besser als vor der Pause. War in der Viererkette vor der Pause das, was Sportreporter gerne als Unsicherheitsfaktor bezeichne. War am einzigen Tor der Engländer, das Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay durchgehen ließ, nicht auf dem Posten. Blieb stehen und ließ den englischen Aushilfsinnenverteidiger Matthew Upson köpfen. Ein Kompliment hatte Englands Trainer Fabio Capello allerdings noch parat: Er wechselte Botangs Gegenspieler James Milner nach 64 Minuten aus.

Sami Khedira: Sein neuntes Länderspiel absolvierte der Stuttgarter auf eine Art und Weise, die Sportreporter gerne als solide bezeichnen. Und das ist als einer der beiden Sechser vor der Abwehr nicht das Schlechteste, zumal wenn jemand so viel läuft wie Khedira.

Bastian Schweinsteiger: Der Münchner war rechtzeitig wieder fit, konnte mitspielen und sein 78. Länderspiel bestreiten, worüber nicht nur Bundestrainer Joachim Löw froh war. War wie auch in den vergangenen Spielen bei dieser Weltmeisterschaft der Chef auf dem Platz. Dabei half ihm, dass er sich wie auch in den vergangenen Spielen bei dieser Weltmeisterschaft auf seinen Nebenmann Sami Khedira verlassen konnte. Bereitete das 3:1 durch Thomas Müller energisch und nahezu perfekt vor.

Thomas Müller: Traf zum 3:1 und zum 4:1 – seine WM-Tore Nummer zwei und drei. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass Thomas Müller erst 20 Jahre alt ist. Und sonst? Der Münchner gab in seiner sechsten Partie für Deutschland nach einer halben Stunde die Vorlage zu Lukas Podolskis 2:0, das auch das 3:0 hätte sein können, wenn Miroslav Klose zwei Minuten zuvor einen Pass von Thomas Müller besser verwertet hätte und nicht am englischen Aushilfstorwart David James gescheitert wäre. Wurde in der 72. Minute für Pjotr Trochowski ausgewechselt – und zu Recht gefeiert. Und Trochowski? Hat sich bemüht.

Ohne Worte.

Ohne Worte.

(Foto: dpa)

Mesut Özil: Guter Mann. Hatte nach fünf Minuten die erste große Chance, scheiterte aber am englischen Aushilfstorwart David James. In der Folgezeit wirkte der Bremer einige Male unkonzentriert – aber was heißt das schon? Hatte seinen großen Auftritt, als er das 4:1 von Müller nahezu perfekt vorbereitete und zuvor Milner wie einen Schuljungen aussehen ließ. Vielleicht sollte mal jemand erwähnen, dass Özil erst 21 Jahre ist. Und dies sein 14. Länderspiel war. Wurde in der 83. Minute für Stefan Kießling ausgewechselt – und zu Recht gefeiert. Und Kießling? Ach, hören se auf. Was soll er schon in sieben Minuten reißen.

Lukas Podolski: Der Kölner fiel bei dieser Weltmeisterschaft vor allem dadurch auf, dass er, sobald er den Ball auf der linken Seite bekam, ihn meist vor außerhalb des Strafraums mit seinem linken Fuß aufs Tor drosch. Und außer zum 1:0 gegen Australien das Tor nicht traf. Bekam nach einer guten halben Stunde den Ball von Thomas Müller links im englischen Strafraum, drosch mit dem linken Fuß drauf, tunnelte den englischen Aushilfstorwart David James – 2:0. Tor Nummer 40 in Länderspiel Nummer 77.

Miroslav Klose: Tor Nummer 50 in Länderspiel Nummer 99, Schnapszahl! Der Münchner hat damit eine Partie mehr als Michael Ballack, aber der ist ja auch verletzt. Lothar Matthäus, nicht verletzt, hat aber immer noch 51 mehr als Klose. Aber das nur am Rande. Zum Tor: Großartig, nahm einem Abschlag von Torwart Manuel Neuer auf und setzte sich durchaus mannhaft gegen den englischen Aushilfsinnenverteidiger Matthew Upson durch. WM-Tor Nummer zwölf, zog mit Pele gleich. Vergab nach einer halben Stunde nach einem Pass von Thomas Müller die Chance zum 2:0 gegen den englischen Aushilfstorwart David James. Ob Pele sich gefreut hat, wissen wir nicht. Wurde in der 72. Minute für Mario Gomez ausgewechselt – und zu Recht gefeiert. Und Gomez? Hat sich bemüht.

Quelle: ntv.de

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