Fußball-WM 2010

Personalsorgen vor dem Klassiker Lahm & Co. brennen auf England

Die Stimmung im deutschen Lager ist vor dem Achtelfinal-Knaller gegen England so angespannt wie die Personalsituation. Stürmer Cacau fällt definitiv aus, für Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng wird es sehr eng. Kapitän Philipp Lahm verströmt dennoch Optimismus: "Alle Spieler sind heiß."

Die "Three Lions" wollen gezähmt werden: Kapitän Lahm übt am lebenden Objekt.

Die "Three Lions" wollen gezähmt werden: Kapitän Lahm übt am lebenden Objekt.

(Foto: AP)

Cacau fällt aus, das Bangen um Bastian Schweinsteiger geht weiter - doch das Ziel bleibt ein Husarenstück gegen den Erzrivalen England. Trotz der personellen Sorgen geht die schwarz-rot-goldene Fußball-Nationalmannschaft voller Tatendrang und Zuversicht in das ganz besondere WM-Achtelfinale (Sonntag 16.00 Uhr/ARD, Sky und im n-tv.de Liveticker) in Bloemfontein. "Alle Spieler sind heiß zu spielen. Das ist eine große Herausforderung", erklärte Kapitän Philipp Lahm vor der 32. Auflage des Klassikers gegen die "Three Lions". Meistert das DFB-Team diese hohe Hürde, könnte im WM-Viertelfinale in Argentinien ein weiterer heißer Turnier-Favorit warten.

Kurz vor dem Abflug von Pretoria in den Spielort vermeldete Teammanager Oliver Bierhoff den Ausfall von Cacau. Der 29-jährige Stuttgarter Angreifer hatte sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zugezogen, die einen Einsatz unmöglich macht. "Er kann nicht dabei sein", sagte Bierhoff. "Wir sind aber zuversichtlich, dass er im übernächsten Spiel wieder dabei ist", ergänzte der Manager und machte damit die optimistische Stimmung im jungen deutschen Team deutlich.

Zwar gehe England "ein bisschen favorisiert" in das Duell der beiden Fußball-Traditionsnationen, meinte Bierhoff und verwies auf die größere Erfahrung der Terry, Lampard, Gerrard und Rooney. "Das kann vielleicht ein bisschen helfen." Aber letztlich wolle die Mannschaft natürlich gewinnen, bei einem K.o. wäre ein ganz großes Ziel verfehlt. "Sie geht nicht entspannter ins Spiel, weil sie sagt, im Achtelfinale gegen England kann man ausscheiden", betonte der Teammanager vor seinem möglicherweise letzten Länderspiel in dieser Funktion. Denn wie bei Bundestrainer Joachim Löw ist auch bei Bierhoff die berufliche Zukunft nach einem WM-Ausscheiden offen.

Ärzteteam im Dauereinsatz

Zum Zuschauen verdammt? Bastian Schweinsteiger bangt um seinen Einsatz.

Zum Zuschauen verdammt? Bastian Schweinsteiger bangt um seinen Einsatz.

(Foto: dpa)

Mediziner und Physiotherapeuten werden indes bis zum Anstoß weiter intensiv den verletzten Oberschenkel von Bastian Schweinsteiger und die Wadenblessur von Jérome Boateng behandeln. "Zum Abschlusstraining werden sie zur Mannschaft dazustoßen", sagte Bierhoff und kündigte einen "Härtetest" für Schweinsteiger und Boateng an. "Nur mit 90 Prozent Gesundheit wird es nicht reichen", hatte zuvor bereits Löw unterstrichen und skeptisch angemerkt: "Es ist äußerst fraglich, ob beide Spieler zu hundert Prozent einsatzfähig werden."

Sollte Schweinsteiger ausfallen, wäre der Münchner Toni Kroos wohl erste Wahl. Schon im Länderspiel in Ungarn und in der Schlussphase gegen Ghana ersetzte dieser seinen Teamkollegen. "Toni hat Selbstvertrauen. Nach seiner Einwechslung gegen Ghana hat er gezeigt, dass er da ist", sagte Löw. Kroos würde zusammen mit Sami Khedira die "Doppel-Sechs" bilden, wobei der Stuttgarter in diesem Fall den defensiveren Part übernehmen würde.

In der Abwehr vor Torwart Manuel Neuer wird der Hamburger Marcell Jansen auf der linken Seite spielen. Für den 24-Jährigen wäre es ebenso wie für den fünfmaligen Nationalspieler Kroos der erste WM-Einsatz von Beginn an. Ansonsten vertraut der Bundestrainer auf die Startelf aus dem ersten Spiel

"England bleibt England"

Billard gegen die Anspannung: Lahm, Friedrich, Neuer und Trochowski schieben im Teamhotel eine ruhige Kugel.

Billard gegen die Anspannung: Lahm, Friedrich, Neuer und Trochowski schieben im Teamhotel eine ruhige Kugel.

(Foto: REUTERS)

Jugendliche Frische und Unbekümmertheit kontra Erfahrung und englische Härte heißt die Ausgangs-Position für das auch international mit viel Spannung erwartete Duell. In der Heimat werden bei bestem Sommerwetter Millionen an großen Videowänden die Daumen drücken, die TV-Anstalten hoffen auf neue Rekord-Quoten. "Jeder weiß, dass es ein besonders großes Spiel ist. Es ist eine große Anspannung da", charakterisierte Bierhoff die Stimmung im Team. Schon beim Essen wäre es im Hotel "ein kleines bisschen ruhiger" als sonst.

"England bleibt England, laufstark, kampfstark, mental stark", erklärte Löw. "Wir kennen die Engländer gut, ich habe viele Spiele der Premier League gesehen. Ich bin immer begeistert vom Tempo und der Eigenschaft, nie nachzulassen und immer bis zur letzten Sekunde alles zu tun", lobte der DFB-Chefcoach den Kontrahenten. Allerdings machte Löw auch klar: "Angst haben weder wir noch die Engländer."

Merkel glaubt an das Team

Ausgelassene Stimmung bei der DFB-Elf, aber trotzdem lässt der Kapitän Vorsicht walten: Philipp Lahm schlägt aus Sorge um die Besetzung im Sturm nicht allzu fest zu.

Ausgelassene Stimmung bei der DFB-Elf, aber trotzdem lässt der Kapitän Vorsicht walten: Philipp Lahm schlägt aus Sorge um die Besetzung im Sturm nicht allzu fest zu.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die stetig wachsende deutsche Fan-Gemeinde hofft auf die Fortsetzung der Achtelfinal-Erfolge bei Weltmeisterschaften auch in Südafrika. Von acht wurde erst eines verloren. "Ein Spiel gegen England ist immer wieder ein Highlight", betonte Sami Khedira, der im Sommer des Vorjahres beim 4:0-Finalsieg der Junioren-EM schon einmal geprobt hatte, wie man Engländer schlägt. Seit dem WM-Triumph 1966 im eigenen Land warten die "Three Lions" auf einen großen Titel.

"Ich hoffe, dass die Mannschaft gute Nerven sammelt, sich ruhig vorbereitet", übermittelte Bundeskanzlerin Angela Merkel und ergänzte: "Es ist eine große Herausforderung, vor der man Respekt haben muss. Aber ich glaube, wir haben eine Chance." Zur Not gibt es ja noch das Elfmeterschießen und den psychologischen Vorteil, England bei der WM 1990 und bei der EM 1996 jeweils im Nervenduell vom Punkt bezwungen zu haben. Vorbereitet wäre man jedenfalls. "Wir haben unser Scouting auf alle Bereiche ausgedehnt, von den Schiedsrichtern bis zu den Torhütern und Schützen", sagte Bierhoff. Und im Training wurde Elfmeterschießen bereits fleißig geübt - für alle Fälle.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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