Fußball-WM 2010

Kampfansage an Ballack Lahm will Kapitän bleiben

Vor der WM hatte Kapitän Philipp Lahm noch erklärt, er vertrete Michael Ballack nur. Inzwischen äußert sich Lahm zum Thema weit weniger demütig. Vor Ort ausdiskutieren kann er die Sache mit Ballack nicht mehr, weil der das DFB-Quartier überraschend schon verlassen hat.

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Philipp Lahm hat die Kapitäns-Binde in Südafrika durchaus beflügelt. Freiwillig will er die Flügel nach der WM nicht abgeben.

(Foto: dpa)

Philipp Lahm möchte über die laufende Fußball-WM hinaus Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bleiben. Das verdeutlichte der 26-Jährige in einem Interview mit der Münchner Zeitung "tz". "Es ist doch klar, dass ich die Kapitänsbinde gerne behalten möchte. Die Rolle auf dem Platz erfülle ich seit mehreren Jahren, die habe ich im Griff. Dann will man sich auch um mehr kümmern, mehr Verantwortung übernehmen. Das habe ich jetzt hier gemacht. Warum soll ich dann das Kapitänsamt wieder freiwillig zur Verfügung stellen?", erklärte Lahm.

Bundestrainer Joachim Löw hatte Lahm vor dem WM-Turnier für den verletzten Michael Ballack zum Kapitän ernannt. Inzwischen hat der Bayern-Profi die Rolle in dem jungen DFB-Team mit viel Engagement ausgefüllt und dafür viel Lob erhalten. "Freiwillig werde ich sie ganz sicher nicht abgeben", sagte Lahm auf die Frage, ob er die Kapitänsbinde nach der WM wieder feierlich an Ballack überreichen werde. Immerhin räumte er realistisch ein: "Aber das wird die Entscheidung des Bundestrainers sein."

Zur Zukunft des 33-jährigen Ballack im DFB-Team sagte er: "Platz ist immer da. Michael ist ein guter Spieler. Alles andere wird man nach der WM sehen." In der "Bild"-Zeitung antwortete er auf die Frage, ob das Nationalteam Ballack noch brauche: "Es steht mir nicht zu, dass ich bei dieser Frage Ja oder Nein sage."

Ballack reist nach Hause

Dem verletzten Ballack waren unterdessen die 90 grandiosen WM-Minuten gegen Argentinien als Zuschauer genug. Schon vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien reiste er wieder aus Südafrika ab, eigentlich hatte er bis zum Turnierende in Südafrika bleiben wollen. Auch auf Anraten von Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt entschloss sich der 98-malige Nationalspieler nun überraschend dazu, nach seiner Fußverletzung die weitere Behandlung ab sofort in der Heimat fortzusetzen.

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Vorzeitig auf dem Heimweg: Michael Ballack.

(Foto: dpa)

Das DFB-Quartier in Südafrika sah er plötzlich nicht mehr als optimalen Reha-Ort. "Ich habe mich gefreut, nach der kurzen Begegnung im Trainingslager auf Sizilien meine Kollegen für einige Tage in Südafrika zu sehen und einen hervorragenden Eindruck von der Mannschaft gewonnen", erklärte Ballack vor der Abreise. "Ich wünsche ihr natürlich jetzt den WM-Titelgewinn", sagte der Neu-Leverkusener.

Der 33-Jährige verwies auf einen glänzenden Heilungsverlauf nach seiner schweren Bandverletzung im rechten Sprunggelenk. Die Ärzte aber müssten sich jetzt vor allem um die WM-Spieler kümmern. "Der Fokus der medizinischen Abteilung des DFB liegt derzeit ganz klar auf dem Team, dafür haben Ärzte und Physiotherapeuten in den vergangenen Tagen fast rund um die Uhr gearbeitet."

Schmerzen eines Zaungastes

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Ballack während der deutschen 4:0-Gala gegen Argentinien.

(Foto: dpa)

Die neuen Schmerzen, die Ballack in den wenigen Tagen in Südafrika plagten, hatte er schon geahnt. Es waren keine Verletzungsschmerzen, sondern die Schmerzen eines Zaungastes. "Für mich tut es schon weh, ich hätte gerne auf dem Platz gestanden. Aber das ist Fußball", sagte der verletzte "Capitano" nach der 4:0-Gala seiner Kollegen gegen Argentinien.

In Kapstadt hatte er den überragenden Auftritt seiner Kollegen nur von der Tribüne verfolgen können. Neben Freude konnten die Fans in Ballacks Gesicht auch Ungläubigkeit und einen Schuss Bitternis erkennen. Seit seinem ersten Länderspiel-Einsatz im April 1999 hatte der Mittelfeld-Stratege über zehn Jahre an seinem Traum vom ersten großen internationalen Titel gearbeitet, bislang vergebens.

Längst haben die Spekulationen um Ballacks Zukunft im DFB-Team begonnen. "Als Freund" hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß dem Ausnahmefußballer bereits geraten, sich nach der Weltmeisterschaft "voll auf seinen Verein zu konzentrieren". Der gebürtige Sachse selbst schiebt das Thema seit der Verletzungsdiagnose vor sich her, in der Zwangspause wollte der 98-malige Nationalspieler alles "neu ordnen". Nun ist ihm die außergewöhnliche WM des jungen Löw-Teams dazwischengekommen.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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