Zweiter Sieg beim Heim-Weltcup Geiger plötzlich Dominator und Olympia-Favorit
23.01.2022, 19:08 Uhr
Bei Karl Geiger läuft es derzeit.
(Foto: imago images/Eibner)
Karl Geiger und Markus Eisenbichler sind in Titisee-Neustadt in olympische Favoritenrollen geflogen. Geiger siegt am zweiten Tag in Folge und holt sich die Führung im Gesamtweltcup von Japans Tourneesieger Ryoyu Kobayashi zurück. Andreas Wellinger und Severin Freund fehlen hingegen im Peking-Team.
Während Karl Geiger und Markus Eisenbichler im deutschen Teamhotel auf ihren Traumauftritt am Titisee anstießen, platzte der Olympiatraum von Andreas Wellinger in der Münchner Corona-Quarantäne. Der Goldspringer von 2014 und 2018 verpasst nach seiner Infektion die Winterspiele von Peking, auch der zweite Sotschi-Held Severin Freund wird wohl nicht dabei sein.
Das Duo Geiger/Eisenbichler hat hingegen goldene Olympia-Aussichten: Geiger triumphierte in beiden Springen beim Heim-Weltcup in Titisee-Neustadt und holte mit dem Doppelsieg die Führung im Gesamtweltcup von Japans Tourneesieger Ryoyu Kobayashi zurück. "Das war geil, das Gefühl nehme ich jetzt mit. Ich freue mich sehr auf Olympia", sagte Skiflug-Weltmeister Geiger: "Wir haben mit den Trainern echt ein gutes Rezept gefunden."
Gleiches gilt für Eisenbichler. Der 30-Jährige, kurz vor Weihnachten noch völlig ratlos und im Formtief, sprang hinter seinem zwei Jahre jüngeren Kumpel Geiger und dem Slowenen Anze Lanisek jeweils auf Platz drei - und ist spätestens jetzt wieder ein ganz großer Medaillenkandidat für Olympia (4. bis 20. Februar). "Ich bin echt happy. Mit dem Wettkampf und auch generell", sagte der sechsmalige Weltmeister, der noch keine Olympia-Medaille besitzt - beim Teamsilber 2018 war er Ersatzmann. "Wir bleiben jetzt mal entspannt, haben ja noch ein Weltcup-Wochenende in Willingen", sagte Eisenbichler, der deshalb noch nicht an Peking denken wollte.
"Das ist wirklich beschissen gelaufen"
Fast ausschließlich an Peking dachte am Samstagabend Bundestrainer Stefan Horngacher, der sich an seinem Wohnort Neustadt den Kopf darüber zerbrach, wer nach Geiger, Eisenbichler und Stephan Leyhe (am Samstag guter Achter) die letzten beiden Olympia-Tickets erhalten soll. Die Entscheidung für den auch am Titisee überzeugenden Constantin Schmid, Neunter am Samstag, fiel schnell. Dass aber der schwächelnde Pius Paschke dabei ist, der an beiden Tagen den zweiten Durchgang verpasste, resultierte aus unüberwindbaren Hürden bei Wellinger und Freund.
"Der Andi war aufgrund seiner Corona-Infektion nach Absprache mit den Ärzten problematisch zu sehen, da wir nicht unbedingt einen ins Team reinbringen wollen mit einem erhöhten CT-Wert", sagte Horngacher: "Er könnte auch in China in Quarantäne müssen, dieses Risiko wollen wir nicht eingehen."
Der gerade nach Knieprobleme ins Team zurückkehrende Wellinger war am Freitag positiv getestet worden, sein CT-Wert lag knapp unter der in Deutschland üblichen Grenze von 30. Je tiefer der CT-Wert, desto höher ist in der Regel die Viruslast im Körper. In Peking liegt die Grenze jedoch bei 40. "Das ist wirklich beschissen gelaufen", sagte Wellinger, der am Samstagabend informiert worden war, geknickt. Nach 2014 (Team) und 2018 (Normalschanze) hätte der 26-Jährige erster Skispringer mit Gold bei drei Winterspielen werden können.
Freund fehlte hingegen der für die DOSB-Norm nötige zweite Top-15-Platz. Der 33-Jährige nahm es gelassen: "Natürlich wäre Olympia megacool gewesen, aber danach gibt es noch die Skiflug-WM in Vikersund, die für mich noch ein wenig höher hängt." Allerdings bleibt Wellinger und Freund noch eine Restchance. "Beide bleiben auf Abruf", sagte Horngacher: "Wir wissen niemals genau, was passiert. Sollte sich einer der anderen infizieren, dann wird einer von den beiden nachnominiert."
Quelle: ntv.de, dbe/sid