Spektakulär auf der Königsetappe Gnadenloser Pogacar holt sich, was er will
14.07.2021, 18:02 Uhr
Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard fuhren gemeinsam ganz nach oben.
(Foto: picture alliance/dpa/BELGA)
Tadej Pogacar dominiert die Tour de France 2021 nach Belieben. Die Gesamtwertung ist dem Slowenen nur noch theoretisch zu nehmen. Doch der Titelverteidiger geht auch gnadenlos auf Etappensiege. Und wenn er wirklich will, dann holt er sie sich. Das ist die Botschaft einer schweren Pyrenäen-Etappe.
Dominator Tadej Pogacar hat bei der Tour de France ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt und im dichten Nebel des 2215 Meter hohen Col du Portet seine Gesamtführung zementiert. Zwar dominierte der 22 Jahre alte Slowene auf der Königsetappe in den Pyrenäen nicht so sehr wie in den Alpen, jedoch reichte es nach 178,4 Kilometern von Muret zum Col du Portet in Saint-Lary-Soulan für seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Tour. Der Däne Jonas Vingegaard und Richard Carapaz aus Ecuador hielten lange mit, mussten sich dem dauerangriffslustigen Gelb-Träger Pogacar am Ende als Zweiter und Dritter geschlagen geben.
Die Dominanz, mit der der Titelverteidiger die 108. Ausgabe des größten Radrennens der Welt prägt, erinnert ein wenig an den Amerikaner Lance Armstrong in den frühen 2000er-Jahren. Pogacar kontrolliert jede Bergetappe und fuhr sich peu à peu einen riesigen Vorsprung heraus, der nun klar über fünf Minuten beträgt und auf den verbleibenden vier Etappen nach realistischem Ermessen kaum noch aufzuholen ist.
Pogacar kontert alles locker
Für Vingegaard und Carapaz war der Tag auch ohne Etappensieg ein Erfolg, denn sie enteilten bei Teil eins des Bergankunft-Doppelpacks der Konkurrenz um Rigoberto Uran (Kolumbien) und Wilco Kelderman (Niederlande). Für die deutschen Profis um Emanuel Buchmann war es erneut kein erfolgreicher Tag. Der frühere Tour-Vierte hatte sich noch vorgenommen, lange bei seinem Kapitän Kelderman zu bleiben, konnte aber gerade am letzten Berg nicht mehr groß unterstützen. An den ersten beiden Anstiegen zum Col de Peyresourde und zum Col de Val Louron-Azet boten dabei noch nicht das erhoffte Spektakel.
Das UAE-Team des designierten Tour-Champions Pogacar kontrollierte das Tempo, Attacken der größten Rivalen blieben zunächst noch aus. Das änderte sich dann auf dem 16 Kilometer langen Weg Col du Portet, der als schwierigster Anstieg der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt gilt. Das Polster der Ausreißer wurde immer kleiner, bis sie 8,5 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurden. Dann begann das große Finale, das Pogacar mit einer ersten Attacke eröffnete. Auf die Königsetappe folgt für das Peloton keine Chance zur Erholung, sondern die nächste Jagd durchs Hochgebirge. Die mit 129,7 Kilometern zwar kurze, aber extrem anspruchsvolle Etappe führt am Donnerstag von Pau nach Luz Ardiden. Zu überwinden hat das Feld um den ungefährdeten Pogacar dann auch den 2115 Meter hohen Col du Tourmalet. Für Uran und Co. ist es vor dem Zeitfahren am Samstag und zwei Sprintetappen am Freitag und Sonntag die letzte verbleibende Chance, Zeit gutzumachen.
Zu den Verlierern des Tages zählten die Gastgeber aus Frankreich, die sich am Nationalfeiertag besonders nach dem zweiten Tagessieg der diesjährigen Tour sehnten. Anthony Perez und drei Landsleute gingen in eine Fluchtgruppe, doch der Vorsprung von acht Minuten genügte angesichts des extrem schweren Endspurts nicht. Die Grande Nation muss damit seit 2017 auf einen Tagessieg am 14. Juli warten. Wie für Frankreichs Pedaleure lief der Tag auch für den Niederländer Steven Kruijswijk durchwachsen. Der frühere Dritte der Tour aus den Niederlanden musste wegen Krankheit vorzeitig aufgeben. Für das Jumbo-Visma-Team war es nach Kapitän Primoz Roglic, dem Deutschen Tony Martin und Robert Gesink aus den Niederlanden der vierte vorzeitige Ausfall.
Quelle: ntv.de, Patrick Reichardt und Tom Bachmann, dpa