Sport

"Kein Sport im Sinne des Rechts" Gutachten spricht E-Sport Sportlichkeit ab

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Bejubeln die Besucher der Dota-Weltmeisterschaften nun Sportler? Ein DOSB-Gutachten sagt: Nein.

(Foto: imago images / Imaginechina)

Ein Multimillionen-Geschäft ja, ein Sport nein. Ein DOSB-Gutachten kommt zum Ergebnis, dass E-Sport kein Sport ist. Die Gegensätze zwischen Branche und Verband erscheinen "unüberbrückbar". E-Sportler verweisen auf bewegungsarme Sportarten und dürfen sich über ein Ergebnis der Studie freuen.

Die Preisgelder sind ohne Zweifel auf dem Niveau von großen Profisport-Events: Als die besten Fortnite-Spieler Ende Juli ihre Weltmeister ermittelten, wurden insgesamt rund 30 Millionen Dollar an die Spieler ausgeschüttet. Und doch: E-Sport ist kein Sport - zu diesem Schluss kommt ein 120 Seiten starkes Gutachten, das der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bei dem Düsseldorfer Juristen Peter Fischer in Auftrag gegeben hatte.

Der Begriff Sport sei "durch die langjährige Rechtssprechung im traditionellen Sinne der Anforderungen an die Körperlichkeit konkretisiert", heißt es in dem Dokument, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Jegliches Spiel an der Konsole falle nicht unter diesen und sei "kein Sport im Sinne des geltenden Rechts".

Vorerst keine "Schaffung einer olympischen Perspektive"

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Fortnite-Weltmeister Kyle Gierrsdorf wurde für seinen Titel mit drei Millionen Dollar belohnt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Dem Verlangen des E-Sports, als gemeinnützig anerkannt zu werden und damit unter anderem steuerliche Vorteile zu genießen, erteilt das Gutachten damit eine Absage. Die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker teilte mit: "Das Gutachten bestätigt insofern unsere konsequente Ablehnung zur Aufnahme von E-Sport in den organisierten Sport."

Seitdem die Bundesregierung im Frühjahr 2018 die Förderung des E-Sports in ihren vorläufigen Koalitionsvertrag geschrieben und sogar von der "Schaffung einer olympischen Perspektive" gesprochen hatte, gibt es den Streit um die Anerkennung des E-Sports als Sport. Die Politik ruderte allerdings zurück und verwies auf die Autonomie der Verbände bei der Anerkennung von Sportarten.

Der DOSB unterscheidet seit dem Herbst vergangenen Jahres beim E-Sport zwischen Sportartensimulationen wie der Fußballreihe Fifa, die sich eng am eigentlichen Sport orientieren und für Vereine und Verbände Potenzial für deren Weiterentwicklung böten, und den von ihm als eGaming bezeichneten sportfernen Spielen wie Counter Strike, League of Legends oder virtuelle Kartenspiele. An dem Punkt stellt sich das nun vorliegende Gutachten gegen den DOSB. Diese Unterscheidung sei rechtlich nicht belastbar. "Das ist das Ende von eGaming als realitätsferne Wortschöpfung zur Spaltung der E-Sport-Bewegung", hieß es vom Präsidenten des eSport-Bunds Deutschland (ESBD), Hans Jagnow.

"E-Sport-Branche in einer anderen Galaxis"

Rücker betonte hingegen: "Eine Überprüfung der inhaltlichen, vom DOSB vorgeschlagenen Unterteilung in virtuelle Sportarten und eGaming war nicht Auftrag des Gutachtens." Sie kündigte an, in weitere Gespräche mit den DOSB-Mitgliedern und der Politik einzusteigen. Im Gutachten heißt es allerdings, dass sich "die E-Sport-Branche in einer anderen Galaxis bewegt. Die Gegensätze sind - und erscheinen nicht nur - unüberbrückbar."

Jagnow kritisierte zudem zentrale Punkte des Gutachtens. "Viele vom DOSB anerkannte Sportarten wie Sportschießen, Tischfußball oder Darts definieren sich über die Präzision der Bewegung, nicht den Umfang." E-Sport unterschiedlich zu behandeln, sei vor dem Hintergrund des Gleichheitsgrundsatzes nicht tragbar.

Quelle: ntv.de, Benedikt Wenck und Martin Beils, dpa

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