Simak bei seiner Mutter Hannover hofft auf Rückkehr
01.10.2003, 14:32 UhrJan Simak ist wieder zurück in Tschechien. Er ist zu seiner Mutter gefahren. Weg von Deutschland, weg von dem Druck, weg von unangenehmen Fragen. Nächsten Dienstag soll er sich in Leverkusen melden, um seine Behandlung zu beginnen. Wie, wo und bei wem genau ist noch unklar. Bei seinem Verein Hannover 96 jedenfalls stößt man auf eisiges Schweigen. "Er besucht einen Arzt seines Vertrauens, sonst kein Kommentar", sagt der Management-Assistent des Fußball-Bundesligisten, Carsten Linke.
Der kommende Dienstag also wird zum Stichtag. Taucht Simak wie verabredet pünktlich auf oder bleibt er wieder verschwunden? Sprecher Stefan Backs von Simaks Berater-Agentur Rogon aber ist sich sicher, dass der laut Krankschreibung an einem "Erschöpfungssyndrom" leidende Profi die Verabredung einhält: "Ihm ist nach dem Gespräch Montagnacht eine Last von den Schultern gefallen. Er ist erleichtert, dass er erstmal nicht Fußball spielen muss."
Von Rücktritt abgebracht
Von der Idee des sofortigen Rücktritts konnte Simak von seinen Beratern sowie Manager Reiner Calmund von Bayer Leverkusen und Trainer Ralf Rangnick von Hannover bei dem Gespräch in Frankfurt noch abgebracht werden. Die vertraglichen Konsequenzen wären unabsehbar gewesen. Bis 2007 hat er sich schließlich an Bayer gebunden, von Hannover ist er für diese Saison ausgeliehen.
Heikler Ausfall
96 wird auf jeden Fall auf unabsehbare Zeit ohne den Spielmacher auskommen müssen. "Wir werden seinen Ausfall nicht eins zu eins ausgleichen können", sagte Rangnick, "das geht nur durch mannschaftliches Zusammenrücken oder taktische Umstellungen." Sportchef Ricardo Moar hatte schon kurz nach Simaks Verschwinden vor einer Woche seine Position deutlich gemacht: "Niemand ist unersetzlich."
Rangnick lässt dennoch die Türen für eine Rückkehr auf: "Wir werden alle Mittel einsetzen, dass er wieder spielt. Ich habe auch die Hoffnung, dass es so ist." Die Mitspieler bei 96 haben ebenfalls die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Es ist bitter für uns als Mannschaft und für Jan persönlich", sagte Kostas Konstantinidis, "ich hoffe, er kommt schnell wieder zurück. " Steve Cherundolo meinte: "Wenn er wiederkommt, müssen wir uns alle um ihn kümmern."
Calmund & Co. hoffen
Die Federführung in Sachen Simak liegt allerdings bei Leverkusen, dass vor einem Jahr 6,5 Millionen Euro Ablöse für den fußballerisch hochbegabten Spielmacher überwiesen hatte und auch weiterhin zwei Drittel seines Gehalts zahlen soll. Calmund und Co. hoffen noch, dass ihre Investitionen nicht völlig verloren sind. "Er braucht jetzt ein paar Wochen Ruhe. Dann bin ich sicher, dass er wieder für Hannover trifft und am 1. Juni fit bei uns antritt", erklärte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser in der Bild-Zeitung.
Inzwischen haben sich bereits zahlreiche Ärzte, Wunderheiler und sicher auch Scharlatane gemeldet, die Simak helfen wollen. Der Therapieplatz soll von Bayer Leverkusen vermittelt werden. Simak muss sich allerdings helfen lassen wollen. "Im Augenblick haben wir Kontakt zu ihm und seiner Mutter. Er ist froh, dass es zu Ende ist und hat sich zur Therapie bereit erklärt", sagte Backs.
Geringe Heilungschancen
Doch die Erfolgschancen scheinen eher gering. Das bei Simak diagnostizierte chronische Erschöpfungsyndrom hat keine nachweisbaren geistigen oder körperlichen Ursachen. Es taucht in Schüben immer wieder auf, führt dann auch bei den Patienten zu depressiven Phasen und gilt als chronische Behinderung, gegen die Ärzte noch kein Mittel wissen. "Den sehen wir hier nie mehr wieder", sagte ein Fan beim Training in Hannover. Der Mann könnte Recht behalten.
Andreas Hardt, sid
Quelle: ntv.de