Füchse-Profi mit besonderem TorHans Lindberg schreibt deutsche Handball-Geschichte

42 Jahre ist Hans Lindberg alt und weiterhin einer der treffsichersten Profis der Handball-Bundesliga. Rekordtorschütze ist der Däne längst, nun gelingt ihm ein ganz besonderer Treffer.
Seit 17 Jahren spielt Hans Lindberg in der Handball-Bundesliga, nun durchbricht der Däne eine gewaltige Schallmauer: Als erster Profi überhaupt erzielte Lindberg 3000 Bundesliga-Tore. Rekordtorschütze ist der 42-Jährige bereits seit der letzten Saison, nun war es im Spiel der Füchse Berlin gegen FrischAuf! Göppingen soweit: Mit einem Siebenmeter zum 3:5 gelang Lindberg das Jubiläumstor.
Allerdings war der Treffer nur auf dem Papier der 3000., denn in den Hallen der Liga hat Lindberg schon weit über 3000 Treffer erzielt: Aufgrund der Insolvenz des HSV Hamburg, bei dem Lindberg vor seinem Wechsel nach Berlin spielte, wurden ihm 144 Treffer abgezogen. "Mit denen wären es aber immer noch zu viele", sagte Lindberg 2019 im Gespräch mit ntv.de zu seinen Aussichten auf den Ligarekord. "Natürlich macht es mich stolz, so oft getroffen zu haben, aber den Rekord werde ich nicht mehr erreichen." Die Geschichte hat gezeigt: Lindberg lag falsch. Dreimal wurde der dreimalige Handball-Weltmeister Torschützenkönig der Bundesliga: Zum ersten Mal 2010, zum bislang letzten Mal 2022.
Dass Lindberg überhaupt noch die Chance bekommen würde, die magische Marke zu erreichen, war zweimal unsicher: Zu Beginn der vergangenen Saison hatten die Füchse Berlin angekündigt, dem Routinier keinen neuen Vertrag mehr für die Saison 2023/24 geben zu wollen. Ein Interview, in dem Lindberg seinen Unmut über die Entscheidung äußerte und später eine selbstverschuldete Verletzungspause sorgten für Missmut im Verhältnis des Klubs mit seiner Handballlegende. Doch man raufte sich schnell wieder zusammen, auch weil Lindberg, der seinen Platz schrittweise für die jüngeren Konkurrenten räumen sollte, immer weiter machte und immer weiter traf.
Als der Däne schon bei einem anderen Klub im Ausland im Wort für ein Engagement stand, wendete sich das Blatt in der Hauptstadt: Der Rekordtorjäger durfte bleiben und noch ein weiteres Jahr in der Bundesliga bleiben. Nun spielt Lindberg als absolute Stammkraft mit den Berlinern um die deutsche Meisterschaft, im Spiel gegen Göppingen geht es um Rückeroberung der Tabellenführung. In der vergangenen Saison hatte Lindberg mit den Füchsen zum zweiten Mal einen Europapokal gewonnen.
"Und dann fürchtest du um dein Leben"
Deutlich dramatischer waren die Tage im April 2015: Lindberg war in Diensten des HSV Hamburg bei einer Gegenstoßaktion mit dem damaligen Füchse-Torwart Silvio Heinevetter zusammengerauscht - und verletzte sich bei dem Zusammenprall schwer. "In der einen Sekunde bist du ein kerngesunder Leistungssportler, im nächsten Moment liegst du schwerverletzt auf der Intensivstation und fürchtest um dein Leben", sagte Lindberg, der einen Nierenriss erlitt, ntv.de. "Meine Frau war schwanger und machte sich Sorgen, ob der Papa je sein Kind sehen würde. Sie können sich vorstellen, was das für Momente waren. Es hat so viel verändert."
Nur ein Jahr später bangte Lindberg wieder um seine sportliche Zukunft: Der HSV Hamburg, mit dem Lindberg deutscher Meister und Champions-League-Sieger geworden war, musste Insolvenz anmelden. "Das war ein riesiger Schlag ins Gesicht. Ich hatte gehofft, meine ganze Karriere in Hamburg spielen zu können und danach dort zu leben", erinnerte sich der Rechtsaußen. Ich war bei der Europameisterschaft in Polen, als der Anruf kam: "Der HSV ist insolvent, du musst dir einen neuen Verein suchen." Ich stand da, mit meiner Frau und einem kleinen Kind, und musste mir einen neuen Klub suchen. Nach der EM kam der Wechsel nach Berlin zustande, wir haben drei Monate im Hotel gelebt und versucht, unser Leben auf sichere Beine zu stellen. Es war eine sehr schwere Situation."
Viele Jahre später ist Hans Lindberg immer noch da - und ist auch in diesem Jahr der drittbeste Torschütze seines Teams. Das besondere Spiel endete allerdings mit einer Enttäuschung: Durch das 29:29 gegen Kellerkind Göppingen verpassten die Füchse den Sprung an die Tabellenspitze. Rekordmann Lindberg traf nur dreimal und verwarf einen Siebenmeter.