Schreckmoment bei Auerbachsprung Hausding zockt und schraubt sich zu Olympia
17.07.2019, 15:14 Uhr
Hat seinen Olympia-Startplatz sicher: Patrick Hausding.
(Foto: REUTERS)
Mit wummerndem Herz gen Tokio: Die deutschen Wasserspringer haben ihren ersten Startplatz bei den Olympischen Sommerspielen 2020 sicher, weil Patrick Hausding bei der Schwimm-WM ins Finale springt. Zuvor leistet sich der Rekordeuropameister allerdings einen nervenaufreibenden Patzer.
Rekordeuropameister Patrick Hausding hat trotz einer Schrecksekunde das Ticket für seine vierten Olympischen Spiele gelöst. Der Berliner sicherte den deutschen Wasserspringern bei der Schwimm-WM im südkoreanischen Gwangju als Neunter des Halbfinales vom Drei-Meter-Brett den ersten Quotenplatz. "Ich hatte schon Angst, dass ich ins Wasser falle. Wenn ich transparent wäre, hätte man gesehen, dass mein Herz danach in alle Richtungen schlägt", schilderte der 30-Jährige den nervenaufreibenden dritten Durchgang.
Beim eineinhalbfachen Auerbachsalto mit dreieinhalb Schrauben verpatzte der Olympiadritte den Anlauf, verlor die Balance und hatte Glück, dass er den Sprung abbrechen und einen neuen Versuch starten konnte. Dank beeindruckender Nervenstärke blieb der Punktabzug in Grenzen. "Ich bin sehr erleichtert, dass ich nach so einem wilden Wettkampf mit dem Finaleinzug ein Olympia-Ticket gesichert habe", sagte der zweimalige Olympia-Medaillengewinner und atmete erleichtert durch. Er freut sich auf das Finale am Donnerstag, in dem er seine Ausbeute von 446,20 Punkten steigern möchte.
Wegen der "starken Drucksituation" sei er "sehr erleichtert, dass ich nach dem wilden Wettkampf ein Olympia-Ticket gesichert habe", berichtete Hausding. Auf den ganz großen Druck beim Weltcup im kommenden Jahr in Tokio, wo die letzten Startplätze für die ebenfalls in der japanischen Hauptstadt stattfindenden Sommerspiele vergeben werden, hatte er keine Lust: "Ich wollte mich nicht im heißen Kessel von Tokio darum kloppen."
Auch Bundestrainer Lutz Buschkow war der nervenaufreibende Wettkampf anzusehen. "Es ist ja so, dass alles sehr knapp war. Von der Warte geht der Puls schon etwas hoch", schilderte er Hausdings Probleme vor der Auerbachschraube. Doch sein Topathlet sei "sehr cool gewesen und auf Angriff gesprungen". Theoretisch kann der Deutsche Schwimm-Verband den Platz einem anderen Springer geben. Aber wenn Hausding nicht verletzt ist, startet er auch. "Meine Fitness steigt weiter. Ich würde mich freuen, wenn es in die Top Sechs reingeht", sagte Hausding.
Mit "Zelda" zocken zum "Urlaubstag"
Dem langjährigen Turmspringer Martin Wolfram fehlte im Halbfinale auf Rang 15 mit 403,50 Zählern schon einiges, um ebenfalls das Sommerspiele-Startrecht zu sichern. Sein Auftritt machte aber Mut für die nächste Möglichkeit im kommenden Jahr, wenn weitere Tickets vergeben werden. "Wenn man bedenkt, wie viel Pech ich mit Verletzungen hatte und wenn man zurückblickt, dass mein letzter Jahreshöhepunkt die Olympischen Spiele 2016 waren, dann ist hier ein 15. Platz eine tolle Leistung", sagte der 27-Jährige.
Zäh war für beide der Vorkampf, der fast vier Stunden dauerte. "Das ist der härteste Wettkampf, den es gibt", sagte Hausding. Bei dem Mammut-Vorkampf mit 57 Startern hatte er sich in den langen Pausen mit einer Mini-Spielkonsole und seinem Lieblingsspiel "Zelda" die Zeit vertrieben: "Ich sitze in der Trockenhalle und spiele ein bisschen, und wenn ich dran bin, mache ich mich warm und springe." Wolfram hörte Musik, las etwas und wärmte sich nach vielen Verletzungen besonders intensiv auf. Gut für Hausding: Das Finale der besten zwölf Springer wird wesentlich flotter laufen - und mit weniger Druck. Der knapp 90 Minuten lange Endkampf werde im Vergleich zum Vorkampf "fast ein Urlaubstag", scherzte der Vizeweltmeister von 2017.
Quelle: ntv.de, cri/dpa/sid