Sport

Wieder keine WM-MedaillenHentke entsetzt, Heintz will Olympiasieg

25.07.2019, 16:36 Uhr
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Franziska Hentke ist nach ihrem Rennen vollkommen frustriert. (Foto: dpa)

Beide werden WM-Vierte, doch unterschiedlicher könnten die Gemütslagen von Franziska Hentke und Philip Heintz nicht sein: Die eine kämpft mit den Tränen, der andere plant jetzt schon den goldenen Olympia-Coup. Für die Wasserballer endet der Spieltag derweil ganz bitter.

Franziska Hentke kämpfte mit den Tränen und trauerte der großen Goldchance nach, Philip Heintz strahlte wie ein Weltmeister und rief euphorisiert den Olympiasieg als Ziel aus: Die beiden deutschen Medaillenkandidaten schrammten bei der Schwimm-WM nur um wenige Hundertstelsekunden an Bronze vorbei, doch unterschiedlicher hätten ihre Gefühle nicht sein können. "Für mich ist das hier ein Sieg", sagte Vizeeuropameister Heintz nach seinem vierten Platz über 200 Meter Lagen in 1:56,86 Minuten, er will nun Gold bei Olympia in Tokio holen: "Ich bin wieder der alte Philip, ich bin wieder der, der 100 Prozent gibt und der sagt, dass ich nächstes Jahr das Ding gewinnen werde."

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Philip Heintz plant für Olympia den ganz großen Coup. (Foto: dpa)

Für Heintz, der drei Monate wegen Schulter- und Motivationsproblemen pausiert hatte, waren die acht Hundertstelsekunden Rückstand auf Bronze zwar "ärgerlich", aber es überwog klar das Positive für den Olympiasechsten, der seinen Sport nun mit deutlich mehr Spaß betreibt als noch vor einem Jahr: "Anscheinend waren die drei Monate nicht nur für die Schulter gut, sondern auch für den Kopf."

"Bitterer geht es nicht"

Von Freude war Hentke nach Rang vier über 200 Meter Schmetterling meilenweit entfernt, obwohl sie mit ihrer Bestzeit in Gwangju unschlagbar gewesen wäre. "Es ist schon krass, das ist aus meiner Perspektive schon sehr bitter", sagte die Magdeburgerin, der nach 2:07,30 Minuten 26 Hundertstel auf den Bronzerang fehlten. Der deutsche Rekord der 30-Jährige liegt anderthalb Sekunden über der Siegerzeit von Boglarka Kapas aus Ungarn. "Ich würde sogar sagen, dass das fast die beste Verfassung ist, die ich in meinem ganzen Leben hatte." Aber die Uhr sagte etwas anderes. Dabei kämpfte sich Hentke dank einer starken Schlussbahn noch vom siebten auf den vierten Rang vor. Ausgerechnet hatte sie sich mehr.

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Die Wasserballer haben ein Wort für ihr Spiel: "Bitter". (Foto: dpa)

Ähnlich enttäuscht waren die Wasserballer nach der dritten knappen Niederlage gegen eine Topnation. "Bitterer geht es nicht", sagte Stürmer Dennis Eidner: "Am Ende brechen wir uns selber das Genick. Heute war es unsere eigene Dummheit." Beim ersten Platzierungsspiel hatte das Team von Bundestrainer Hagen Stamm gegen Olympiasieger Serbien bis 13 Sekunden vor dem Schluss mit 12:11 geführt - doch eine Unachtsamkeit kostete die Chance auf das beste WM-Ergebnis seit 28 Jahren. Nach dem späten Ausgleich musste sich die Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) dem Europameister im Fünfmeterwerfen mit 16:17 (3:3, 3:3, 3:2, 3:4, 4:5) geschlagen geben. Statt am Samstag um den fünften WM-Platz zu kämpfen, den Deutschland zuletzt 1991 in Perth belegt hatte, ist im letzten Spiel gegen den EM-Fünften Griechenland ab 8.30 Uhr unserer Zeit "nur" noch Rang sieben möglich.

"Nächstes Jahr reißen wir das Ding"

Die Freistilstaffel der Frauen holte über 4x200 Meter erst das Olympiaticket und im Finale beim Weltrekord der Australierinnen den siebten Platz. Ex-Weltmeister Marco Koch erreichte als Achter über 200 Meter Brust gerade so den Endlauf am Freitag. Rückenschwimmer Christian Diener schied als Neunter aus. Koch nimmt am Freitag im 200-Meter-Finale seinen deutschen Rekord (2:07,47) ins Visier. Die Medaillen-Konkurrenz um den Australier Matthew Wilson, der den Weltrekord (2:06,67) egalisierte, dürfte für den Neu-Frankfurter aber zu stark sein. "Überrascht hat es mich nicht", sagte Koch über die Bestmarke, "aber es ist nicht unendlich weit weg."

In Tokio, wo im kommenden Jahr die Olympischen Spiele stattfinden, sieht Heintz das gesamte deutsche Team, das im WM-Becken von Gwangju bislang lediglich durch Sarah Köhler eine Silbermedaille (1500 Meter Freistil) gewonnen hat, wieder obenauf: "Nächstes Jahr sieht es besser aus. Nächstes Jahr reißen wir das Ding."

Quelle: Thomas Lipinski und Jörg Soldwisch, sid

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